Serienpreview: „Trauma“ – Review

Sanitäter-Drama bietet tolle Action, weniger interessante Figuren

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 09.11.2009

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„Trauma“ NBC Universal, Inc.

Crash! Boom! Bang! „Trauma“ ist da. Wie könnte man eine Serie über Helfer in der Not besser beginnen, als mit einem Super-GAU? Der besteht im Fall der neuen NBC-Serie rund um eine Gruppe Rettungssanitäter aus einem spektakulären Helikopter-Crash auf dem Dach eines Hochhauses, der das Leben sämtlicher Hauptfiguren nach nur fünf Minuten für immer verändern wird. Insgesamt hält der Pilot nicht nur für die Charaktere, sondern auch für die Zuschauer einige wichtige Lektionen für das Leben bereit: tragen Sie nie Ihren iPod, während Sie einen Generator überprüfen. Dann können Sie nämlich nicht hören, wenn Sie jemand fragt, ob es auch wirklich okay ist, den Strom wieder anzustellen. Schreiben Sie nie unanständige SMS beim Autofahren, denn die Erregung könnte zu einer Massenkarambolage mit 20 Autos, inklusive Explosionen und einem wirklich atemberaubendem Ausblick auf die Golden Gate-Metropole führen. Wenn Sie denken, Sie sind so unverwundbar wie Steve McQueen, dann sind Sie es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. Und schließlich: spektakuläre Aufnahmen, tolle Stunts und Fernweh nach San Francisco können schwache Charaktere und hölzernen Dialoge nur bedingt ausgleichen.

NBC Universal, Inc.

Nancy Carnahan (Anastasia Griffith, „Damages“) und Terry Banner (Ryan Kennedy) sind gerade dabei im Krankenwagen Doktor zu spielen, als die beiden frisch verliebten Sanitäter zu einem echten Einsatz gerufen werden. Ein Elektriker hat auf dem Dach eines Hochhauses in San Francisco einen 30.000-Volt-Schock erhalten, weil er zu faul war, seine iPod-Kopfhörer für zwei Minuten abzusetzen. Nancy und Terry sind schnell am Ort des Geschehens, zusammen mit den Sanitätern Boone (Derek Luke) und Tyler (Kevin Rankin, „Friday Night Lights“). Hilfe kommt auch per Hubschrauber durch den Piloten „Rabbit“ Palchuck (Cliff Curtis), der an einer konstanten Überdosis „Macho“ zu leiden scheint. Mit Blindheit ist dagegen wohl der Pilot eines News-Helikopters geschlagen, der mit Rabbits Vogel kollidiert und feurige Trümmer über das Dach des Hochhauses herabregnen lässt. Terry, der bereits mit dem Patienten an Bord war, wird getötet, alle Beteiligten erleiden einen schweren Schock.

Ein Jahr später ist die Tragödie noch allseits präsent. Nancy, Boone und Co. versuchen so gut es geht mit ihrer Arbeit weiter zu machen. Nancy hat ein Angebot des Oberarztes Dr. Saviano (Jamey Sheridan, „Criminal Intent“) ausgeschlagen als Ärztin in der Notaufnahme des lokalen Krankenhauses einzusteigen. Die beiden verbindet offensichtlich ein enges Vertrauensverhältnis. Die neue Pilotin Marisa Benez (Aimee Garcia) versucht währenddessen die Sorgen ihrer Mutter bezüglich ihres Jobs zu zerstreuen. Die würden sich sicher um das Millionenfache steigern, wüsste sie, dass Marias neuer Partner niemand geringerer ist als Rabbit, dessen Macho-Meter noch immer auf „superarrogant ohne Grund“ steht, obwohl er ein Jahr lang pausieren musste. Das hält ihn nicht davon ab Marisa gleich mal klar zu machen: „sein Helikopter, seine Welt.“

Derek Luke NBC Universal, Inc.

Der nächste Einsatz führt die Sanitäter auf einen Freeway vor den Toren San Franciscos. Dort ist ein Auto mit einem riesigen Truck kollidiert und hat eine Massenkarambolage ausgelöst. Boone erkennt vor Ort, dass der Tanker leckt und kann gerade noch die Anwesenden in Sicherheit bringen, bevor das Gefährt mit einem gewaltigen Knall in Flammen aufgeht. Der Druck schleudert ein Metallstück in das Genick des 10-jährigen Sammy, der daraufhin mit Atemnot ins Krankenhaus gebracht werden muss: ein Job für Rabbit. Dessen Kollegen sind nicht unbedingt happy ihn wieder im Einsatz zu sehen. An Bord des Helikopters gelingt es dem Piloten das Leben des Jungen durch einen improvisierten Luftröhrenschnitt zu retten. Nancy hat auf dem Autobahnabschnitt weniger Glück. Ihre Wiederbelebungsversuche bei einem unbekannten Mann bleiben erfolglos. Sie bleibt niedergeschlagen und untröstlich zurück. Gerade an diesem für sie schweren Jahrestag hätte sie ein Erfolgserlebnis wirklich gebraucht.

Später am Abend entspannen sich die Kollegen in der Nähe der Golden Gate Bridge und genießen den Sonnenuntergang. Boone gesteht Rabbit, dass er Eheprobleme hat: seit dem Unfall geht er manchmal nicht nach Hause zu seiner Frau und seinen Kindern. Er hat noch nicht gelernt seine Familie vor dem Horror, den er täglich erlebt, zu beschützen. Marisa kann sich wenig später auch nicht gegen Rabbits ganz persönlichen Horror schützen. Wie ein Wilder düst er die Hügel von San Francisco hinunter und vergleicht sich selbst mit Steve McQueen in „Bullit“. Er ist doch tatsächlich davon überzeugt, dass er unsterblich ist. Marisa schnautzt ihn an und versucht ihm klar zu machen, dass jedenfalls sie das nicht ist. Wie auf Kommando rammt Rabbit mit seinem Auto einen geparkten Wagen. Dessen Fahrer ist betrunken und übernimmt die Verantwortung, doch Rabbit bemerkt schnell, dass dem beschwipsten Mann ein Finger fehlt. Der Pilot kann ihn wiederfinden und bringt den Fahrer ins Krankenhaus. Es scheint, als hätte die Portion Ernüchterung seinen Unsterblichkeitswahn zumindest etwas verringert. Der Tag endet für Rabbit mit einem Überraschungsbesuch von Nancy, die sich später im Bett neben ihm liegt und ihn zurück im Team willkommen heißt – aber alles rein platonisch. Wahrscheinlich.

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