Missing – Review
Aufwändiger ABC-Thriller nutzt Potential nicht – von Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 02.04.2012, 12:10 Uhr
Währenddessen nutzen die Produzenten von „Missing“ ihre eigentlich interessanteste Schauspielwaffe praktisch gar nicht. Sean Bean, der gerade auch hierzulande in „Game of Thrones“ brilliert, wird als Beccas vor Jahren verstorbener Ehemann vollkommen verschwendet. Im Piloten hat er gerade mal eine einzige Szene. Und auch obwohl er später noch in mehreren Flashbacks auftaucht kann man nicht umhin sich zu fragen, ob die Hetzjagd durch Europa mit ihm im Zentrum nicht praktisch sofort interessanter ausfallen würde. Stattdessen wird man als Zuschauer gezwungen Zeit mit Interpol-Mann Rossi zu verbringen, den Adriano Giannini zwar nicht schlecht verkörpert, der aber dennoch keinerlei Chemie mit Becca besitzt. Dass früher zwischen den beiden die große Leidenschaft gebrodelt haben soll kauft man Judd und Giannini keine Sekunde lang ab.
So bleibt auch bei „Missing“ der vielleicht größte Vorwurf, den man einem neuen Serienformat machen kann und in der jüngeren Vergangenheit immer öfter machen musste: Potential wäre reichlich vorhanden, Geld scheinbar auch. Doch durch Fehler beim Casting, in den Details der Konzeption und durch mangelnde Qualitätskontrolle beim Drehbuch hat man jenes Potential gründlich gegen die Wand gefahren. Wieder einmal ein Fall von gewollt, aber definitiv nicht gekonnt. Die Liga des Spionage-Thrillers erweist sich hier für die Macher als eindeutig eine Nummer zu groß. Spätestens wenn am Ende der ersten Episode das Interesse des Zuschauers ebenso sehr dahin dümpelt wie Becca in der Seine, dann sollte man erkennen, dass diese Mission gescheitert ist.
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Über den Autor
Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.
Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst