I Hate My Teenage Daughter – Review

Wenn Töchter ihre Mütter in Angst und Schrecken versetzen – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 01.01.2012, 18:44 Uhr

  • Seite
Katie Finneran und Chad L. Coleman
Eines muss man „I Hate My Teenage Daughter“ lassen, die Mütter sind nicht schlecht. Okay, sie sind wahrscheinlich schlechte Mütter, aber die Figuren und ihre Darsteller können weitgehend überzeugend. Vor allem Katie Finneran, die als ausgeflippte Betrunkene im Broadway-Musical „Promises, Promises“ vor einem Jahr mit einem Tony ausgezeichnet wurde, stellt furios unter Beweis, dass sie schon längst vor einer Sitcom-Kamera hätte stehen sollen. Außerdem harmoniert sie sehr gut mit der aus „My Name Is Earl“ bekannten Jaime Pressly und zusammen wären sie eigentlich ein starkes Team. Würde sich die Serie ausschließlich um Annie und Nikki drehen, lägen wir also einigermaßen im grünen Bereich. Aber leider mutet uns „I Hate My Teenage Daughter“ auch einige Nebenfiguren zu, die ungefähr so witzig und interessant sind wie fünf Meter Feldweg.

Vor allem die Töchter stoßen sauer auf. Klar, sie müssen bis zu einem gewissen Grad zickig sein, bösartig und auch furchteinflößend. Irgendwie muss ja erklärt werden, warum sie ihre Mütter so zum Verzweifeln bringen. Doch ist es ein gewaltiger Fehler die Töchter in dieser Schublade zu belassen und auch nicht nur einen Funken von Tiefe unter der Oberfläche aufblitzen zu lassen. Dies spiegelt sich auch in der Besetzung wieder. Kristi Lauren und Aisha Dee schaffen es nicht, aus dem ohnehin unausgewogenen Drehbuch zumindest ein bisschen Potential zur Weiterentwicklung herauszukitzeln oder Sympathie zu erzeugen. Als Zuschauer mag man Sophie und Mackenzie nicht im Geringsten und kann nicht nachvollziehen, warum ihre Familien sie nicht längst auf einem Autobahnrastplatz angebunden und ausgesetzt haben.

„I Hate My Teenage Daughter“
Die Töchter sind schlecht gezeichnet, komplett nutzlos sind dafür die Ex-Männer, die wahrscheinlich nicht einmal zu Ehezeiten so viel Zeit in den Häusern ihrer Frauen verbracht haben. Die Hauptfunktionen von Matt und Gary scheinen darin zu bestehen, als Stichwortgeber hinzuhalten und gleichzeitig noch ahnungsloser mit ihren Töchtern umzugehen, als die Mütter es bereits tun. Als einziger Hoffnungsschwimmer fungiert hier Kevin Rahm, bekannt als schwuler Nachbar aus „Desperate Housewives“. Zumindest ist er als Annies potentielle Flamme Jack sympathisch und scheint über dem allzeit präsenten Chaos zu stehen, das sich ansonsten kopfschmerz-erzeugend durch die ersten Episoden zieht.

Kennen Sie Filme, von denen Sie im Kino den Trailer sehen und sich schlapp lachen? Den schauen wir uns an, denken Sie – nur um dann festzustellen, dass alle witzigen Szenen schon in der Vorschau verheizt wurden und der Rest einfach nur öde bis nervig vor sich hin tröpfelt. Diese Kino-Pathologie lässt sich leider problemlos auf „I Hate My Teenage Daughter“ übertragen. Besonders ärgerlich ist dabei, dass die Prämisse durchaus Sinn macht und konsequent weiterentwickelt auch beißend aktuelle Gesellschaftskritik zulassen würde. Doch dieses Potential bleibt weitgehend ungenutzt, vor allem da hierfür mehr Fingerspitzengefühl bei den Autoren gefragt wäre. Statt mit Nadelstichen agieren die mit dem Baseballschläger und hauen uns die Probleme der Mütter als aufgeblasene Klischees um die Ohren. Es ist zwar bewundernswert, dass man bei FOX trotz einer ganzen Reihe von Misserfolgen weiter ins Sitcom-Genre investiert. Etwas weniger halbherzig dürfen die Versuche aber durchaus sein, schließlich ist „I Hate My Teenage Daughter“ bislang nichts weiter als eine eindrucksvolle Demonstration aller Gründe, aus denen FOX-Sitcoms in letzter Zeit Schiffbruch erlitten.

Meine Wertung: 2/​5
Alle Bilder: © 2011 FOX Broadcasting Company

zurück

Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

Kommentare zu dieser Newsmeldung

    weitere Meldungen