Ralph Herforth wirft ARD und ZDF „Biederkeit und Belanglosigkeit“ vor

Schauspieler müssen „in dummen Filmen dumme Rollen“ spielen

Michael Brandes – 09.02.2014, 15:04 Uhr

„Unter anderen Umständen“: Ralph Herforth (l.) mit Max von Pufendorf und Natalia Wörner – Bild: ZDF / Anna Schwarz
„Unter anderen Umständen“: Ralph Herforth (l.) mit Max von Pufendorf und Natalia Wörner

Kann die Massenproduktion weiterer „Tatort“-Ableger wirklich als Musterbeispiel dienen für neues, spannendes und aufregendes Fernsehen, das die ARD angeblich bietet? Intendant Lutz Marmor hatte das in dieser Woche in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung behauptet (fernsehserien.de berichtete). Eine Antwort kommt von Ralph Herforth. Der Schauspieler beklagt sich in Bild am Sonntag über die miese Qualität der meisten Filme und Serien, die für die Primetime produziert werden.

„Im öffentlich-rechtlichen Primetime-Programm sind wir in Biederkeit und Belanglosigkeit untergegangen“, stellt Herforth fest. Anspruchsvollere Filme und Serien würden im Spätprogramm oder in Spartenkanälen versteckt. „Stattdessen läuft ein Nonnen-Spektakel wie ‚Um Himmels Willen‘.“

Laut Herforth gebe es kein anderes Land, in dem das Fernsehen über so viel Geld verfüge und damit so wenig Sehenswertes produziere. Die Flut an neuen „Tatort“-Kommissaren sei zudem ein Beleg für die Einfallslosigkeit: „Wenn es aber keine anderen Ideen für ein atemberaubendes, spannendes Fernsehen gibt, als noch ein ‚Tatort‘-Team zu erfinden, sind die öffentlich-rechtlichen Sender am Ende angelangt.“

Verantwortlich für so viele „unzeitgemäße und gesichtslose“ Filme seien die Intendanten und deren Redakteure: „Sie zwingen so viele gute Kollegen dazu, in dummen Filmen dumme Rollen zu spielen.“

Die Kritik an den gleichförmigen und zunehmend lieblos produzierten Fließbandfilmen von ARD und ZDF, die inhaltlich und handwerklich stets einem festen Muster folgen, wurde in jüngster Zeit schärfer – obwohl sich die unzufriedenen Schauspieler, die zudem noch unter verschlechterten Arbeitsbedingungen leiden, aus Angst vor ausbleibenden Rollenangeboten mit öffentlichen Statements zurückhalten. Ralph Herforth, der am Montagabend (10.2. um 20:15 Uhr) in der ZDF-Krimireihe „Unter anderen Umständen“ zu sehen ist, hat diese Sorge nicht, denn er verdient sein Geld zusätzlich mit einer Immobilienfirma. „Das gibt mir die Freiheit, nicht mehr jeden Schrott drehen zu müssen.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1957) am

    Wenigstens ARD und ZDF halten sich noch von manchem Schund und
    Zuschauerverdummung fern, im Gegensatz zu den Privaten.
    Hoffentlich bleibt das noch lange so. Man muss nicht jeden Mist senden.
    • am via tvforen.de

      Eine einleuchtende Erklärung für den bei mir nach 10 Sekunden reflexartig eintretenden Abschaltimpuls bei deutschen Fernseh- und "Spielfilm"-Produktionen.
      • am via tvforen.de

        Auch sollten die Sender von dieser unsäglichen Politik abstand nehmen, dass jeder TV-Film min/max 90 Minuten gehen darf. Es gibt nunmal Geschichten die sind nach 70 Minuten knackig erzählt, dagegen brauchen andere 120 Minuten. Da es aber eine starre Programmstruktur gibt, kommt es dazu, dass Filme jede Menge unnötiges/langweiliges Füllmaterial enthalten, anderen dagegen fehlen Szenen, die den Film etwas ausgeglichener machen würden.

        Der Tatort ist da eigentlich ein gutes Beispiel. Jede Menge private Szenen der Ermittler, die überhaupt nichts mit dem Rest zu tun haben. Oder es passieren soviele Zufälle, damit der Fall schnell gelöst wird.
    • am via tvforen.de

      Wo der Mann Recht hat, hat er Recht...

      Der Lonewolf Pete
      • am via tvforen.de

        Ich finde es auch ziemlich erbärmlich unter welchen Umständen selbst sehr bekannte Schauspieler in diesem Land arbeiten müssen, die Gagen werden immer mehr gekürzt , Drehtage auf das absolut notwendige zusammengeschrumpft , so das auch kein Platz mehr für innovative Ideen der Schauspieler da ist .

        Auch "Seichte" Filme kann man gut machen , in dem man witzige , geistreiche Dialoge findet und den Spielern raum für Eigeninterpretation gibt .

        Ich mag z.b. "Um Himmels Willen" . Obwohl auch dort viele Klischees statt finden , agieren doch die Schauspieler mit erkennbar großer Spielfreude , die Dialoge sind gut , die Figuren trefflich beschrieben und jedes Ensemble Mitglied bekommt Raum zur Entfaltung.

        Trotzdem wären ein paar neue Ideen für eine Serie oder Filmreihe sicher nicht schlecht . Auch gerne Krimi Konzepte , das wünsch ich mir schon seit Jahren , gerade auch für den Tatort , nicht immer Chema F : Mord, Tatort Begehung , Zeugenbefragung , Täter Ermittlung - davon haben wir echt genug...

        Die ARD könnte ja den Donnerstag für die anspruchsvolleren Sachen frei halten . Ähnlich wie der Mittwoch eigentlich für anspruchsvollere Filme steht .

        Es muss eben eine gute Mischung da sein.

        Gruß Sir Hilary

        weitere Meldungen