Prosit, „Twilight Zone“!

Vor 50 Jahren startete die Kultserie von und mit Rod Serling

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 29.11.2009

„Wo sind alle hin?“


Rod Serling kündigt die Episode „Nick of Time“ an
Die Idee zu „Twilight Zone“ kam Rod Serling bei einem Spaziergang durch ein leeres Filmstudio. Dort sah er eine Stadt ohne Einwohner. Dies wurde zur Idee für die Pilotfolge der neuen Serie, die als Anthologie Woche für Woche eine neue Geschichte mit neuen Charakteren erzählen sollte. In der ersten Folge „Where Is Everybody?“ entpuppt sich die Einsamkeit eines Air Force-Piloten in einer verlassenen Stadt als das Resultat eines militärischen Experiments, das die Auswirkungen der Einsamkeit während eines Mondflugs testen soll. Die CBS-Verantwortlichen waren begeistert und kauften die Serie: kein zu ernsthaftes Thema und keine übernatürliche Handlung. Was wollte man mehr? Noch wusste CBS nicht, dass „Twilight Zone“ sich in den nächsten fünf Jahren unter anderem mit UFOs, Geistern, dem Weltuntergang, außerirdischen Zivilisationen, hellseherischen Fähigkeiten und dem Sensenmann persönlich auseinandersetzen würde. Rod Serling nutzte all diese übernatürlichen Storys um wichtige, zeitgenössische Themen sozialkritisch zu behandeln. Schließlich konnten damals Marsmännchen Dinge ansprechen, die Demokraten oder Republikaner so nie sagen könnten.

„And now, Mr. Serling …“


Ein Vorort außer Kontrolle in „The Monsters are Due on Maple Street“
Die Kritiker waren sofort von „Twilight Zone“ begeistert und erkannten in der Serie das „beste, was halbstündiges Fernsehen bislang hervorgebracht hat“. Das Publikum und die Sponsoren brauchten etwas länger um sich an die düsteren Film Noir-Geschichten zu gewöhnen. Ein besonders großer Quotenerfolg war „Twilight Zone“ für CBS nie. Aber Rod Serling erzählte trotzdem eine riesige Bandbreite der verschiedensten Geschichten, die mal im 20., mal im 19. Jahrhundert spielen konnten, mal eine Vielzahl übernatürliche Komponenten hatten, dann auch wieder gar keine. Manchmal lag das Potential zum Unheimlich „nur“ im menschlichen Dasein selbst. Um der Serie eine stärkere Kontinuität zu geben, eröffnete Serling jede Episode selbst mit einem Monolog, mit dem er die kommenden Geschehnisse bruchstückhaft und unheilvoll ankündigte. Dies geschah in der ersten Staffel aus dem Off und später durch einen persönlichen Auftritt. Am Ende der Episode stand dann quasi die Moral der Geschichte, ebenfalls vorgetragen von Serling.

Ein Beispiel: „Nicht nur Bomben und Explosionen und Zerstörung sind Werkzeuge der Eroberung. Es gibt Waffen, die einfach nur Gedanken sind, Gefühle, Vorurteile, die sich nur im Geist von Menschen finden. Fürs Protokoll: Vorurteile können töten und ein Verdacht kann zerstören, und die ängstliche, gedankenlose Suche für einen Sündenbock hat seine eigenen Konsequenzen: für die Kinder und die noch nicht geborenen Kinder. Das Tragische daran ist, dass man diese Dinge nicht verbannen kann in die Twilight Zone.“

In der Episode „The Monsters are Due on Maple Street“ (1960), aus der dieser Schlusstext stammt, fällt in einem eigentlich friedlichen Vorort der Strom aus. Die Suche nach einem Verantwortlichen nimmt schließlich hysterische Züge an und führt zu Tod und Verwüstung. Dabei bleibt offen, ob es sich bei den „Monstern“ um die Außerirdischen handelt, die letztendlich für den Ausfall verantwortlich sind, oder die Menschen, die sich selbst mit ihren Verdächtigungen zu Grunde richten. Bemerkenswert ist diese Folge vor allem auch, da zum Zeitpunkt der Ausstrahlung die McCarthy-Ära mit ihrer paranoiden Jagd nach kommunistischen Spionen und Sympathisanten in den USA noch nicht lange zurück lag.

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