Prosit, „Herzblatt“!

Legendäre Kuppelshow startete vor 25 Jahren – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 16.10.2012, 09:31 Uhr

Kuppler eines Fernsehjahrzehnts: (v.l.n.r.) Rudi Carrell, Reinhard Fendrich, Hera Lind und Christian Clerici

Dementsprechend markant ist für die deutsche Fassung sicher das Bühnendesign, an dem in den 18 Jahren Showgeschichte weitgehend festgehalten wurde. Die Reihe von weißen, mit Neonröhren verzierten Dreiecken wurden lediglich von Staffel zu Staffel anders bemalt oder beleuchtet. Das Gleiche gilt für die Trennwand, die sich auf das traditionelle Kommando des Moderators hin öffnete: „Hier ist Ihr Herzblatt!“ Ebenso fester Bestandteil zwischen der ersten und zweiten Runde war der Erlebnisbericht eines Pärchens aus der vergangenen Sendung: „Wie immer haben wir sie nach ihrer Rückkehr getrennt voneinander befragt!“ Nicht selten unterschieden sich die subjektiven Eindrücke vom Gegenüber bei Mann und Frau erheblich. So überrascht es kaum, dass von fast 1000 Pärchen lediglich zwei nach ihrem „Herzblatt“-Abenteuer den Bund fürs Leben schließen wollten.

Mehr als von der Aussicht, die große Liebe zu finden, lebte die Sendung also von einem sich stets wiederholenden Ablauf, in den ersten zehn Jahren waren zudem auch die Moderatoren eine Konstante. Rudi Carrell präsentierte „Herzblatt“ immerhin sechs Staffeln lang bis zum September 1993. Dann übernahm Austropop-Star Rainhard Fendrich die Sendung und erreichte dank seines Charmes und mit einem gehörigen Schuss Selbstironie bei den Fans ebenfalls extrem große Beliebtheit. Kontroverser fiel dagegen die nächste Wahl aus. Die Autorin Hera Lind hatte bereits vor ihrem „Herzblatt“-Start im Herbst 1997 mit reichlich Gegenwind aus dem Blätterwald zu kämpfen und sollte schließlich auch nur eine Staffel bei der Sendung bleiben. Auch ihr Nachfolger Christian Clerici absolvierte lediglich ein Jahr auf der Dating-Bühne und trennte sich schließlich im Unguten von der ARD. Die hatte ihm vorgeworfen, bereits zuvor an einem heimlichen Wechsel zu Sat.1 gearbeitet zu haben. Tatsächlich präsentierte er für den Bällchen-Sender wenig später die Abendshow „Die Stunde der Wahrheit“.

Mit Pierre Geisensetter, der inzwischen als Co-Moderator „Leute heute“ im ZDF präsentiert, kehrte 1999 ein wenig Ruhe bei „Herzblatt“ ein, allerdings auch nur bis 2001. Dann übernahm Jörg Pilawa nach seinem Wechsel von Sat.1 zur ARD die Show. In seiner Zeit erfolgte kurzzeitig ein Sendeplatzwechsel auf den Samstagvorabend. Außerdem verschwanden die weißen Dreiecke in der Dekoration – Platz gemacht wurde für rote Herzen, die aber noch immer die gleiche Anordnung hatten. 2003 wurden erstmals „Herzblatt“-Ausgaben mit schwulen und lesbischen Pärchen ausgestrahlt. Das erste schwule Paar wurde beim Ausflug mit dem Herzblatt-Hubschrauber gleich mit einem verständnislosen fränkischen Bürgermeister konfrontiert, der sich weigerte, die beiden in seinem Ort zu begrüßen. Das Medienecho ließ nicht lange auf sich warten.

Bilder: ©Das Erste/​ Youtube Screenshot – Kompilation

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