Premiere Serie zeigt ‚Over There‘

Das US-Fernsehen und der Irak-Krieg

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 09.03.2007

„Over There“ war die erste US-Dramaserie, die sich komplett dem noch andauernden Irak-Krieg widmete. Chris Gerolmo, unter anderem Autor des Films „Mississippi Burning“, und Erfolgsproduzent Steven Bochco („L.A. Law“, „NYPD Blue“) kreierten sie 2005 für den amerikanischen Kabelsender FX, der auch kontroverse Serien wie „Nip/​Tuck“ oder „Rescue Me“ ausstrahlt. Geringere Zuschauerzahlen als bei den etablierten Networks sind dort zwar die Regel, allerdings konnte „Over There“ dennoch nicht die Quoten anderer FX-Serien erreichen und wurde nach der ersten Staffel eingestellt. In der kommenden Woche zeigt nun Premiere, welches die Produktion mitfinanzierte, erstmals „Over There“ im deutschen Fernsehen mit dem Untertitel „Kommando Irak“.

Erik Palladino, manchen Zuschauern vielleicht noch in Erinnerung als Dr. Dave Malucci aus „Emergency Room“, spielt Sergeant Chris „Scream“ Silas, der seine Rekruten durch die Hölle des Irak-Kriegs führt. Sie müssen dabei schnell lernen, Entscheidungen in Sekundenschnelle zu treffen, unter Umständen, die keine klare Abgrenzung zwischen Freund und Feind zulassen. Eine falsche Entscheidung kann in einer Tragödie enden. Auch die Auswirkungen des Kriegs in der Heimat werden beleuchtet, sie nehmen einen großen Teil der Handlung ein.

In den USA wurde die Serie vor allem für die unpolitische Herangehensweise an die Thematik gelobt. Stattdessen stehen die Einzelschicksale der Figuren, deren Kriegsalltag mit all seinen moralischen Grauzonen und ständige Gefahren im Vordergrund. „Over There“ hat sich selbst Realismus auf die Fahnen geschrieben – und dazu gehört in diesem Fall auch die Gewaltdarstellung während der Gefechtsszenen. Vielleicht trug dies und die beklemmende Inszenierung der Szenen im Irak zu den fallenden Einschaltquoten bei, da so mancher Amerikaner wohl bereits nach zu vielen News-Beiträgen über den Krieg umschaltet. Für viele ist Fernsehen in diesen Zeiten Zuflucht vor der Realität. Aber für alle, die das Medium lieber für eine intelligente Auseinandersetzung mit schwierigen Themen, beispielsweise innerhalb einer Dramaserie, nutzen, könnten die 13 Folgen von „Over There“ sehr interessant sein.

Die erste Folge von „Over There“ läuft auf Premiere 1 und 2 bereits am 11. März und auf Premiere Serie am Donnerstag, den 15. März um 20:15 Uhr. Begleitet wird die Ausstrahlung auf der Pay-TV-Senderfamilie mit einem Special über die Dreharbeiten, sowie Anti-Kriegsfilmen wie „Jarhead – Wilkommen im Dreck“ oder dem Klassiker „Die Brücke am Kwai“. Discovery Geschichte zeigt zudem Dokumentationen zum Irak-Krieg.

Währendessen gibt es nach der Absetzung von „Over There“ neue Hoffnung auf eine anspruchsvolle Auseinandersetzung mit dem Thema im US-Fernsehen. Der Bezahlsender HBO hat die Produktion einer siebenstündigen Miniserie unter dem Arbeitstitel „Generation Kill“ in Auftrag gegeben, die auf dem Buch von Evan Wright basieren soll, der als Journalist US-Marines im Irak-Krieg begleitete. Mittlerweile haben aber auch zahlreiche etablierte Dramaserien begonnen, die Folgen des Krieges zu thematisieren, unter ihnen „Emergency Room“ und „Law & Order“. Vielleicht haben sie eine bessere Chance das Thema dem Durchschnitts-Zuschauer näherzubringen.

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