Polit-Eklat: Sympathiewelle für Nikolaus Brender

Unterstützung durch ZDF-Kollegen und Journalisten

Michael Brandes – 24.02.2009

Polit-Eklat: Sympathiewelle für Nikolaus Brender – Unterstützung durch ZDF-Kollegen und Journalisten – Bild: ZDF

Hinter den Kulissen des ZDF rumort es zur Zeit gewaltig. Angeführt von Hessens Ministerpräsident Roland Koch will offenbar eine Mehrheit aus CDU/​CSU-Politikern plus Parteifreunden im Verwaltungsrat des Mainzer Senders den Vertrag mit Chefredakteur Nikolaus Brender nicht verlängern. „heute journal“-Moderator Claus Kleber rechnete daraufhin in der vergangenen Woche mit seinem Sender ab: Er empörte sich öffentlich über „parteipolitische Seilschaften“ und kritisierte, dass die Vergabe von Posten innerhalb des Senders offenbar von der Parteizugehörigkeit abhänge. Brender selbst strebt weiter die Verlängerung seines Vertrags an und soll intern damit gedroht haben, Programmbeschwerden von Politikern und anderen Lobbyisten im Internet zu veröffentlichen (fernsehserien.de berichtete).

Innerhalb und außerhalb des Senders schwimmt Brender jetzt auf einer Sympathiewelle. 14 prominente Mitarbeiter des ZDF, darunter Maybrit Illner, Marietta Slomka und Guido Knopp, haben in einem offenen Brief die Weiterbeschäftigung Brenders gefordert. Damit wollen die Unterzeichner „ein Zeichen gegen politischen Druck auf den Intendanten“ setzen. ZDF-Intendant Markus Schächter will dem Verwaltungsrat im März die Verlängerung des Vertrags vorschlagen. Die momentane Situation entspreche einer „gefährlichen Einmischung der politischen Parteien in die Souveränität unseres Hauses“.

Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbands (DJV) und Mitglied im ZDF-Fernsehrat, sprach heute in einem Interview mit dem „Deutschlandradio“ von einem Versuch, die freie Presse zu unterlaufen. Brender habe immer unabhängig berichtet, aber seine Gegner möchten „natürlich Journalisten haben, die einem nach dem Munde schreiben, die dann vielleicht auch für Wahlzwecke dienlich sind“.

Auch die überregionalen Tageszeitungen haben das Thema inzwischen aufgegriffen, und zwar mit einhelligem Tenor: „Einer der fähigsten deutschen Chefredakteure ist Gefangener eines Systems, in dem kafkaeske Gestalten über ihn richten wollen und den Daumen senken“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Noch viel schärfer urteilt die konservative FAZ: „Widerlich an dem aktuellen Vorgang sind nicht nur die Hinterzimmermanöver jener Leute, die ihre strukturelle Inkompetenz gerade beim personalpolitischen Desaster der Landesbanken demonstriert haben. ( …) Wie wäre, nach Enteignung und Verstaatlichung der Banken, die Vergesellschaftung des Journalismus?“

Brender trägt übrigens kein Parteibuch in der Tasche. Aber er war früher mal in der Jungen Union. Getrübt ist offenbar auch die Erinnerung jener unionsnahen Kreise an die legendäre Talkrunde zur Bundestagswahl 2005: Gerhard Schröder hatte gerade die Wahl verloren und Brender war es, der den recht eigenwillig-offensiv agierenden Amtsinhaber mit den Worten zurecht wies: „Herr Schröder, ich nenne Sie jetzt nicht Herr Bundeskanzler, sondern Herr Schröder.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    >Er wäre gut beraten, wird der Politiker in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" zitiert, wenn er sich >verstärkt um die Nachrichtensendungen "heute" und "heute journal" kümmern würde, denn die >würden unter starken Zuschauerverlusten leiden.


    Wen wundert's ?! Dieses schleimig schmierige in die Kamera beugen, mit dem Händchen schlagen und die wertenden Betonungen, die seit Jahresbeginn eingführt wurden, sollten eigentlich jeden abschrecken, der sich nicht mit News a la Private zufrieden gibt.

    Das ist wirklich übel, was den Zuschauern in der heute-"Show" zugemutet wird.
    • am via tvforen.de


      https://www.fernsehserien.de/news-bilder/news/nikolausbrender.gif
      Hinter den Kulissen des ZDF rumort es zur Zeit gewaltig. Angeführt von Hessens Ministerpräsident Roland Koch will offenbar eine Mehrheit aus CDU/CSU-Politikern plus Parteifreunden im Verwaltungsrat des Mainzer Senders den Vertrag mit Chefredakteur Nikolaus Brender nicht verlängern. "heute journal" (https://www.wunschliste.de/links.pl?s=7639)-Moderator Claus Kleber rechnete daraufhin in der vergangenen Woche mit seinem Sender ab: Er empörte sich öffentlich über "parteipolitische Seilschaften" und kritisierte, dass die Vergabe von Posten innerhalb des Senders offenbar von der Parteizugehörigkeit abhänge. Brender selbst strebt weiter die Verlängerung seines Vertrags an und soll intern damit gedroht haben, Programmbeschwerden von Politikern und anderen Lobbyisten im Internet zu veröffentlichen (wunschliste.de berichtete (https://www.wunschliste.de/?news&newsid=4477)).

      Innerhalb und außerhalb des Senders schwimmt Brender jetzt auf einer Sympathiewelle. 14 prominente Mitarbeiter des ZDF, darunter Maybrit Illner (https://www.wunschliste.de/links.pl?s=9722), Marietta Slomka und Guido Knopp, haben in einem offenen Brief die Weiterbeschäftigung Brenders gefordert. Damit wollen die Unterzeichner "ein Zeichen gegen politischen Druck auf den Intendanten" setzen. ZDF-Intendant Markus Schächter will dem Verwaltungsrat im März die Verlängerung des Vertrags vorschlagen. Die momentane Situation entspreche einer "gefährlichen Einmischung der politischen Parteien in die Souveränität unseres Hauses".

      Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbands (DJV) und Mitglied im ZDF-Fernsehrat, sprach heute in einem Interview mit dem "Deutschlandradio" von einem Versuch, die freie Presse zu unterlaufen. Brender habe immer unabhängig berichtet, aber seine Gegner möchten "natürlich Journalisten haben, die einem nach dem Munde schreiben, die dann vielleicht auch für Wahlzwecke dienlich sind".

      Auch die überregionalen Tageszeitungen haben das Thema inzwischen aufgegriffen, und zwar mit einhelligem Tenor: "Einer der fähigsten deutschen Chefredakteure ist Gefangener eines Systems, in dem kafkaeske Gestalten über ihn richten wollen und den Daumen senken", schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (http://www.sueddeutsche.de/156388/631/2769782/Was-nun.html). Noch viel schärfer urteilt die konservative FAZ (http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~EE939213C0E3B4DFA9EA916979F74017D~ATpl~Ecommon~Scontent.html): "Widerlich an dem aktuellen Vorgang sind nicht nur die Hinterzimmermanöver jener Leute, die ihre strukturelle Inkompetenz gerade beim personalpolitischen Desaster der Landesbanken demonstriert haben. (...) Wie wäre, nach Enteignung und Verstaatlichung der Banken, die Vergesellschaftung des Journalismus?"

      Brender trägt übrigens kein Parteibuch in der Tasche. Aber er war früher mal in der Jungen Union. Getrübt ist offenbar auch die Erinnerung jener unionsnahen Kreisen an die legendäre Talkrunde zur Bundestagswahl 2005: Gerhard Schröder hatte gerade die Wahl verloren und Brender war es, der den recht eigenwillig-offensiv agierenden Amtsinhaber mit den Worten zurecht wies: "Herr Schröder, ich nenne Sie jetzt nicht Herr Bundeskanzler, sondern Herr Schröder."

      24.02.2009 - Michael Brandes/wunschliste.de
      Quelle: Deutschlandradio, Spiegel.de, Sueddeutsche.de, Faz.net; Bild: ZDF

      https://www.wunschliste.de/index.pl?news&newsid=4496

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