Olli Schulz verbringt Abend mit Ü80-Jährigen

Neues Konzept bei „Die Geschichte eines Abends“

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 06.11.2019, 20:00 Uhr

Olli Schulz in einer Seniorenresidenz in Hamburg – Bild: NDR/Daniel Bremehr
Olli Schulz in einer Seniorenresidenz in Hamburg

Seit 2015 strahlt das NDR Fernsehen gut versteckt im Nachtprogramm sporadisch den experimentellen Anarcho-Talk „Die Geschichte eines Abends“ aus. Nachdem bei den ersten fünf Folgen Dirk Stermann als Gastgeber fungierte, übernahmen diese Funktion im letzten Jahr einmalig Charlotte Roche und Lars Eidinger. In der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember 2019 läuft die nächste Ausgabe – wieder mit einem neuen Gastgeber und zudem mit einem abgewandelten Konzept.

Denn anstatt wie bisher handelt es sich – abgesehen vom Moderator – bei den Talkgästen nicht mehr um Prominente. Stattdessen verbringt Musiker Olli Schulz (bekannt aus „Schulz & Böhmermann“ und dem Podcast „Fest & Flauschig“) einen Abend mit vier Ü80-Jährigen in der Seniorenresidenz am Wiesenkamp in Hamburg-Volksdorf. Frau Friedmann (81), Herr Reimer (98), Herr Zielke (97) und Frau Stark (91) haben fast 100 Jahre deutsche Geschichte erlebt, vor einer Fernsehkamera standen sie allerdings noch nie. Gemeinsam sprechen sie unter anderem über die Tabuthemen Pflege und Alter.

Olli Schulz lässt sich im Speisesaal zu einem Spagat am Esstisch hinreißen und singt ein Lied über seine Erfahrung beim Saunaaufguss am Seniorentag zusammen mit 40 Rentnerinnen und Rentnern. Mit dem 98-jährigen Herrn Reimer spricht er über Stalingrad. „Ich war da drin, ich hab’s überlebt. Weil die Russen mir geholfen haben“, so der ehemalige Lokführer. Im weiteren Verlauf des Abends werden bengalische Feuer gezündet – und auf dem Zimmer von Frau Friedmann warten Eierlikör und Elvis-Presley-CDs. Allmählich zeigt sich, dass das Leben zwar vorwärts gelebt, aber nur rückwärts verstanden wird.

„Die Geschichte eines Abends“ dokumentiert in Kinooptik, wie die Gäste in authentischer Umgebung und Atmosphäre tiefe Einblicke in ihre Seelen geben. Die Sendung ist mal anarchisch, mal lustig und manchmal todtraurig. Es gibt keinen Ablaufplan.

Die Ausgaben mit Dirk Stermann sicherten sich bereits einen wohlverdienten Platz in der Reihe „Versteckte TV-Perlen“ von fernsehserien.de.

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