Österreich faxt Ivica Vastic in den ORF-Publikumsrat

7 % Wahlbeteiligung unter den Gebührenzahlern

Jutta Zniva – 05.02.2010

Österreich faxt Ivica Vastic in den ORF-Publikumsrat – 7 % Wahlbeteiligung unter den Gebührenzahlern – Bild: publikumsratswahl.orf.at,

221.340 Personen haben sich (36.469. davon ungültig) an der Wahl zum ORF-Publikumsrat beteiligt, bei der (immerhin) sechs von 35 Mitgliedern des Gremiums direkt von den Gebührenzahlern gewählt werden konnten. Die Wahlbeteiligung: 7 %.

Alle Kandidaten, die – ähnlich wie der Rundfunkrat in Deutschland – auf die Wahrung der Interessen der ORF-Hörer und Seher achten sollen, wurden von ÖVP- und SPÖ-nahen Interessensgruppen nominiert und konnten (obwohl das österreichische Rundfungesetz theoretisch auch andere Möglichkeiten vorsieht) ausschließlich per Fax gewählt werden.

Dieser Umstand sowie eine Aktion der SPÖ, die ORF-Wahlersatzformulare ausgeschickt hatte, auf denen die „roten“ Kandidaten als Service bereits eingetragen waren, hatten im Vorfeld der Wahl Kopfschütteln und Kritik hervorgerufen (Die Zeitung „Die Presse“ beispielsweise hatte die Wahl als „Staatsoperette“ bezeichnet), jedoch keinerlei Konsequenzen nach sich gezogen.

Nun haben überraschenderweise allerdings die von ÖVP-nahen Organisationen ins Rennen geschickten Kandidaten die Mehrheit der Stimmen bekommen. Mit dem Arzt Siegfried Meryn kommt nur eines der sechs vom Gebührenzahler gewählten Mitglieder des ORF-Publikumsrats von einer SPÖ-nahen Organisation.

Bekanntestes neues Mitglied des Publikumsrats dürfte wohl Ivica Vastic für den Bereich Bereich „Sport“ sein, der sich gegen drei weitere Kandidaten (darunter mit Peter Pacult ein weiterer Fußballer) „durchsetzen“ konnte. Vastic wurde von der Sportunion Österreich nominiert und hat im Publikumsrat offenbar Folgendes vage vor: „Ich liebe den Sport und ich liebe Österreich. Und daher will ich, dass die Zuschauer des ORF ein Programm bekommen, das sie lieben.“

Von den insgesamt 23 Kandidatinnen und Kandidaten wurden außer Ivica Vastic folgende Personen mit zum Teil ähnlich allgemein und sehr unkonkret formulierten Plänen in den ORF-Publikumsrat gewählt:

Bereich „Bildung“:
Eva Scholik, nominiert von der Vereinigung christlicher LehrerInnen an mittleren und höheren Schulen Österreichs: „Bildung ist mein Beruf als Lehrerin. In unserer Mediengesellschaft muss der öffentlich-rechtliche ORF diesem Bildungsauftrag besonders nachkommen. Das ist mein Ziel.“

Bereich „Jugend“:
Kathrin Zettel, Skirennläuferin, nominiert von „Kinderwelt Österreich“: „Für Kinder und Jugendliche sind Radio und Fernsehen tägliche Begleiter, die sie in ihrer Entwicklung wesentlich prägen. Daher sollen sie qualitätsvoll sein.“

Bereich „Ältere Menschen“:
Gerhard Tötschinger, nominiert vom Österreichischen Seniorenbund: „Es ist möglich! Ich habe es selbst erlebt, in halb Europa mitgestaltet: ein TV-Programm, das die Jungen ebenso interessiert wie unsere Seniorinnen und Senioren!“

Bereich „Eltern bzw. Familien“:
Der Internist Siegfried Meryn, nominiert von der Organisation der österreichischen Kinderfreunde: „Innovatives, österreichisches Programm für ein breites Publikum ist die Aufgabe des ORF. Unabhängigkeit und Pluralismus sind dafür die Grundlage.“

Bereich „Konsumenten“:
Bernadette Tischler,Bäuerin, selbstständige Trainerin in der Erwachsenenbildung und Moderatorin, nominiert vom Ökosozialen Forum Österreich: „Nachhaltigkeit und Regionalität liegen mir am Herzen. Diese Vielfalt wäre mir auch für den ORF wichtig.“

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