Am Freitag vor zwei Wochen meldete sich Sascha Hingst, Moderator der rbb-„Abendschau“ unfreiwillig vom Berliner Tauentzien, der Verlängerung des Kurfürstendammes. Man hatte den Moderator samt Kameramann auf die Straße verbannt, da ein Großteil der Techniker beim rbb den ganzen Tag streikte (fernsehserien.de berichtete). Die wichtigste Sendung des rbb Fernsehens musste also schon vor 14 Tagen improvisieren.
Daher kann man schon fast von Routine sprechen, wenn die Sendung auch gestern wieder Open Air produziert werden musste. Auch diesmal streikten Mitarbeiter von Technik und Produktion, nachdem die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di gescheitert waren. Neben der „Abendschau“ waren auch das Regionalmagazin „rbb um sechs“ sowie die Nachrichtensendung „rbb aktuell“ um 21:45 Uhr betroffen, die beim letzten Streik noch komplett ausgefallen war und diesmal, wie die „Abendschau“, vom Brandenburger Tor sendete.
Hatte man nach dem letzten Streik vor zwei Wochen noch sicherheitshalber für mehrere tausend Euro pro Tag sogar ein externes Studio nebst Crew angemietet, um für mögliche weitere Streiktage gerüstet zu sein, so traf es den rbb auch diesmal wieder unvorbereitet. Wenn keine Techniker da sind, gibt es keine Nachrichteneinspieler – und auch keine Wettergrafiken. Moderator Hingst war wieder Mädchen für alles und las neben den Nachrichten auch noch verkürzt die Wettermeldungen vor.
Protestaktionen sind für den rbb nichts Neues, man erinnere sich die Proteste wegen der Situation der freien Mitarbeiter oder rund um die Abschaffung des Radioprogrammes „Multikulti“. Aber die direkte Behinderung des Sendebetriebes ist eine völlig neue Qualität, für die die Geschäftsleitung kein Verständnis aufbringt. Schließlich klafft im Haushalt des rbb ein Loch von 20 Millionen Euro und auf der anderen Seite müssten die Arbeitsbedingungen für ehemalige SFB- und ORB-Mitarbeiter weiter vereinheitlicht werden.
Der rbb war den bisherigen Gehaltsforderungen der Gewerkschaft nicht nachgekommen, und ver.di kündigte an, weiterzustreiken, wenn man nicht darauf eingeht, den Mitarbeitern einen Festbetrag auf jedes Gehalt aufzuschlagen, damit sich die Schere zwischen den unteren und den oberen Gehaltsgruppen nicht weiter öffnet.