Netflix statt HBO: Online-Verleih kauft David Finchers TV-Projekt

Kleine Revolution in der Serienwelt, Konkurrenz für die TV-Sender

Michael Brandes – 16.03.2011

Netflix statt HBO: Online-Verleih kauft David Finchers TV-Projekt – Kleine Revolution in der Serienwelt, Konkurrenz für die TV-Sender – Bild: Netflix

Der amerikanische Online-Verleih Netflix geht in direkte Konkurrenz zu den TV-Sendern. Das Unternehmen steht offenbar unmittelbar vor dem Einkauf von „House of Cards“, dem begehrten Serienprojekt von Regisseur David Fincher („The Social Network“) und Schauspieler Kevin Spacey, die beide auch als Produzenten vorgesehen sind. In den Verhandlungen soll Netflix unter anderem die renommierten Kabelsender AMC und HBO ausgestochen haben. Wie „Deadline Hollywood“ berichtet, gilt der Deal bereits als sicher, auch wenn zur Zeit noch abschließende Gespräche geführt werden.

Für Netflix, aber auch für die gesamte Medienbranche, wäre ein solcher Deal Neuland. Ausschlaggebend soll das Angebot gewesen sein, ohne die traditionelle Produktion eines Pilotfilms gleich 26 Episoden, verteilt auf zwei Staffeln, zu bestellen. Eine derart hohe Risikobereitschaft liegt den TV-Sendern nicht. Nur sehr selten werden Serien-Projekte bestellt ohne vorab einen Piloten zu sichten. In diesem Jahr gilt das für „Camelot“ (Starz) und Steven Spielbergs „Terra Nova“ (FOX). Auch die Mitbieter AMC und HBO haben beispielsweise mit „The Walking Dead“ und „Rom“ die üblichen Gepflogenheiten schon umgangen, allerdings wurden in allen Fällen zunächst lediglich zwischen sechs und 13 Episoden bestellt.

Netflix hat in den USA mehr als zehn Millionen Abonnenten und betreibt neben dem klassischen DVD-Verleih per Post auch ein umfassendes Online-Streaming-Angebot. Gegen eine monatliche Gebühr können die Kunden beliebig viele Filme und Serien aufrufen, die über den PC oder mit entsprechender Software auch über den Fernseher oder die Konsole gesehen werden können. Das Unternehmen verfügt über zahlreiche attraktive, zum Teil auch exklusive Deals mit Hollywood-Produktionsfirmen. Das 26-teilige „House of Cards“ dürfte Netflix als erste eigene Serie inklusive der Promotionkosten geschätzt rund 100 Millionen US-Dollar wert sein.

„House of Cards“ basiert auf dem Roman „Ein Kartenhaus“ von Michael Dobbs, der 1990 von der BBC als zweiteiliger Politthriller verfilmt und 1994 mit „Um Kopf und Krone“ fortgesetzt wurde. Ian Richardson (siehe Bild) war für seine Darstellung eines eiskalten konservativen Politikers in der Post-Thatcher-Ära mit einem BAFTA-Award ausgezeichnet worden (fernsehserien.de berichtete). In der US-Version wird David Fincher Regie führen und Kevin Spacey die Hauptrolle spielen.

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