Netflix erfüllt im Abonnentenwachstum Minimalziel und nimmt Computerspiele ins Visier

Neuer Vice President of Game Development benannt

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 21.07.2021, 13:05 Uhr

Interaktives „Black Mirror: Bandersnatch“ als Einstieg zu Videospielen bei Netflix? – Bild: Netflix
Interaktives „Black Mirror: Bandersnatch“ als Einstieg zu Videospielen bei Netflix?

Nach einem Jahr Pandemie will der Streaming-Primus Netflix weiter angreifen. Als Weg dorthin sieht man, die bisher zaghaften Ansätze mit „Interaktivität“ durch die Aufnahme von eigenen Computerspielen ins Angebot allmählich auszubauen. Einstweilen verkündete man für das zweite Quartal 2021 ein eher mäßiges Kundenwachstum.

Die Details:

Kundenwachstum

Bei Netflix stand die Veröffentlichung der Ergebnisse für das zweite Quartal an. Insgesamt ist man durch ein Nettowachstum von 1,54 Millionen Abonnenten nun bei 209 Millionen Kunden angekommen. Damit hat Netflix das im vorherigen Quartal aufgestellte Ziel von 1,00 Millionen neuen Abonnenten leicht übertroffen.

Generell schlägt sich aktuell weiterhin der Abonnentensprung vom Anfang der Pandemie nachteilig in den Zahlen nieder: Damals hatte der Dienst in zwei Quartalen schlagartig mehr als 25 Millionen neue Kunden angesammelt, die wegen der Pandemie und eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten in Streaming-Abos investiert hatten. Da einige davon nun wieder abspringen, verlangsamt sich das Netto-Wachstum entsprechend. In Nordamerika (USA und Kanada werden in den Kennzahlen zusammengefasst) steht im Quartal ein (Netto-)Verlust von 400.000 Abonnenten zu Buche.

Games

Was genau Netflix in Sachen Games plant, ist weiterhin nebulös. In der jetzigen Mitteilung der Quartalszahlen werden aber drei Dinge hervorgehoben: Einerseits ist der Plan, auf den bisherigen Erfahrungen mit Interaktivität (Stichwort: „Black Mirror: Bandersnatch“) basierend in den Gamesbereich vorzustoßen – wie man auch das ursprüngliche Angebot fiktionaler Serieneigenproduktionen um eigene Filme, Animations- und Realityserien erweitert habe. Zunächst hat man dabei mobile Endgeräte im Blickfeld, die neuen Spiele sollen dabei die Beschäftigung mit den eigenen Inhalten intensivieren. Zudem soll der Ausbau des Angebots im Rahmen des bisherigen Abomodells erfolgen, also insbesondere kein weiteres Standbein mit eigenen Abos sein: Wer Serien und Filme abonniert, wird dann auch auf Spiele zugreifen können – weiterhin soll auf Werbung verzichtet werden. Natürlich dürfte das dann langfristig auch wieder zu allgemeinen Preissteigerungen führen.

Bereits kurz zuvor war die Einstellung von Mike Verdu als Vice President of Game Development bekannt geworden, der Erfahrungen von Facebook (insbesondere Oculus Studios) und Electronic Arts mitbringt. Auch bei der kürzlichen Verlängerung eines Rahmenvertrags mit Shonda Rhimes („Grey’s Anatomy“, „Bridgerton“) waren deren Aufgaben um die Entwicklung von Spiele-Inhalten erweitert worden.

Keine Merger am Horizont

Abseits von Netflix haben zahlreiche Firmen neue Partnerschaften geschlossen, um in der durch das Streaming veränderten Entertainment-Welt mit ihren neuen Geschäftsmodellen zu bestehen. Disney hat Teile von FOX gekauft, Warner und Discovery gehen gemeinsam in die Zukunft und Amazon will das Filmstudio MGM erwerben – wohl vor allem, um die dort vorhandene Rechtebibliothek auswerten zu können (aktuell scheint das Geschäft aber wegen Bedenken von Aufsichtsbehörden zu stocken).

In der jetzigen Mitteilung an die Aktionäre erteilte man großen geschäftlichen Zusammenschlüssen seitens Netflix nun eine Absage – auch, wenn Netflix weiterhin seine Probleme hat.

Einerseits scheint Netflix in den USA an der Grenze des Abonnenten-Wachstums angekommen. Andererseits gehört zur Streaming-Welt eben auch, die Nutzer mit immer mehr Projekten seiner Franchises bei der Stange zu halten – womit Netflix seine Probleme hat, weil man eben nicht auf über Jahrzehnte gewachsene Archive zurückgreifen kann. Netflix hatte hier einst bei Marvel ein Serien-Großpaket erworben – das dann aber wieder eingestellt, weil Disney+ sich am Horizont abzeichnete und auch Marvel und Netflix unterschiedliche Vorstellungen über wirtschaftliche Fragen (vor allem Staffellängen) hatten. Netflix versucht aktuell, aus jedem Serienerfolg ein Franchise zu quetschen („Bridgerton“, „The Witcher“; zudem Pläne mit Millarworld).

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    "Nettowachstum von 1,54 Millionen Abonnenten" und "Damit hat Netflix das im vorherigen Quartal aufgestellte Ziel von 1,00 Millionen neuen Abonnenten leicht übertroffen." beißen sich...

    54% mehr ist "etwas" mehr als nur "leicht übertroffen"...

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