NBC suspendiert renommierten Nachrichtenmoderator Brian Williams

Falschdarstellung über Erlebnisse im Kriegsgebiet haben Folgen

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 11.02.2015, 13:25 Uhr

Brian Williams im Studio der „Nightly News“ – Bild: NBC
Brian Williams im Studio der „Nightly News“

NBC greift durch: Nachdem der eigentlich hochangesehene Nachrichtenmann Brian Williams im Rahmen von Aussagen über einen journalistischen Einsatz im Irak im Jahr 2003 hochgestapelt hat, wurde er nun für sechs Monate aus der Nachrichtensendung „Nightly News“ suspendiert. Dabei erhält er auch kein Gehalt, was bei einem kolportierten Jahressalär von 10 Millionen US-Dollar kein Pappenstiel ist.

Williams hatte laut The Hollwood Reporter kürzlich im Umfeld einer Berichterstattung behauptet, bei seinem Einsatz im Jahr 2003 in einem Militär-Hubschrauber gesessen zu haben, der beschossen worden sei. Der Hubschrauberpilot widersprach dem in einem Facebook-Post, die Militär-Fachpresse nahm das Thema auf und brachte es in die öffentliche Diskussion. Williams war wohl in einem nicht beschossenen Hubschrauber gewesen, der dem beschossenen nach aktueller Sachlage mit 60 Minuten Verspätung folgte – und hatte den Piloten nach der Landung am Ziel in Frontnähe interviewt.

Zwar gilt Brian Williams, der 2004 die Leitung über die „Nightly News“ von Tom Brokaw übernahm, nach einem Vor-Ort-Einsatz im Hurricane-geschädigten New Orleans im Jahr 2005 als mitfühlender Außenberichterstatter, doch im Rahmen der jetzigen Affäre wurden auch andere Selbstdarstellungen über Erfahrungen in Krisengebieten in Zweifel gezogen. Williams hatte sich vor dem Wochenende selbst eine unbefristete Auszeit von seinem Moderationsjob verordnet.

In der internen Stellungnahme an die Mitarbeiter bei den „Nightly News“ verwies die Geschäftsführung darauf, dass Williams seine Erlebnisse in einer Sendung am 30. Januar falsch dargestellt habe. Auch bei anderer Gelegenheit habe er – außerhalb der Newssendung – das Ereignis in gleicher Art falsch dargestellt. Damit habe gerade er, der verantwortliche Redakteur der Sendung, gegen die notwendigen hohen Standards verstoßen. Weiter heißt es, dass Williams riskiert habe, „das Vertrauen von Millionen [Zuschauern] zu zerstören“.

Während NBC selbst die Suspendierung in dem Schreiben als „harsch“ aber letztendlich „angemessen“ bezeichnet, wird der Schritt von der Konkurrenz und auch diversen Stimmen in der Öffentlichkeit teilweise als zu gering angesehen. Im Internet wird Williams wegen seiner Lüge natürlich harsch kritisiert. Aber er findet auch prominente Unterstützer, die zuletzt forderten, in der Kritik verhältnismäßig zu bleiben.

Einerseits sei es die sich ändernde Medienwelt, bei der die Zuschauer von den Nachrichten-Vermittlern fordern, sich durch persönliche Erfahrungen interessant zu machen – entsprechend gingen auch die Anforderungen der Arbeitgeber mittlerweile dahin, dass sich die Aushängeschilder der Nachrichtensendungen als interessant präsentieren. Dazu passt, dass NBC etwa Williams in Sachen der Schauspielkarriere seiner Tochter Allison Williams („Girls“) gerne ins Rampenlicht stellt, etwa als diese im live für NBC aufgeführten Musical „Peter Pan“ die Hauptrolle hatte. Ebenso, dass die Moderatoren durch die Late-Night-Shows tingeln.

Daneben gibt es auch spitze Stimmen, die darauf verweisen, dass aus dem Irak ja ganz andere Falschmeldungen berichtet worden seien – die nie gefundenen Massenvernichtungswaffen – , was für die Verantwortlichen nahezu folgenlos geblieben sei.

NBC hat daneben angekündigt, dass man die Personalie Brian Williams in den kommenden Tagen weiterhin einer genauen Untersuchung unterziehen werde. Dass die Bestrafung für Williams noch gravierender wird, ist also nicht ausgeschlossen.

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