Nach Pharma-Reportage: WDR trennt sich von Redakteur

Journalistische Unabhängigkeit des Mitarbeiters in Frage gestellt

Michael Brandes – 14.05.2010

Nach Pharma-Reportage: WDR trennt sich von Redakteur – Journalistische Unabhängigkeit des Mitarbeiters in Frage gestellt – Bild: WDR

Der WDR hat mit sofortiger Wirkung einen namentlich nicht genannten Redakteur und Autor aus dem Programmbereich ‚Politik und Zeitgeschehen‘ freigestellt und arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet. Der Mitarbeiter habe als Autor der ARD-Sendung „Heilung unerwünscht: Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern“ gegen Programmgrundsätze verstoßen und falsche Angaben gegenüber dem WDR gemacht.

Das am 19. Oktober 2009 im Ersten ausgestrahlte Feature thematisierte die Geschichte einer Hautcreme, die bei Beschwerden wie Neurodermitis und Schuppenflechte ohne schwere Nebenwirkungen helfen soll. Pharmakonzerne hätten nach Ansicht des Autors die Markteinführung des Mittels verhindert. Der Beitrag zog neben inhaltlicher Kritik auch Zweifel an der journalistischen Unabhängigkeit des Mitarbeiters nach sich, der kurz nach der Ausstrahlung ein Buch zum gleichen Thema veröffentlicht hatte.

Nach einer formellen Programmbeschwerde gegen die Sendung, die zu einer intensiven Diskussion im WDR-Rundfunkrat geführt hat, bezog WDR-Intendantin Monika Piel zur Aufklärung des Falles eine interne Revision ein. Nach erfolgter Prüfung vertritt der Sender die Ansicht, der Mitarbeiter habe die Verantwortlichen des Senders wiederholt über den Zusammenhang von Sendedatum und Buchveröffentlichung getäuscht und in einer dienstlichen Erklärung falsche Angaben gemacht.

„Ich bin tief enttäuscht über den Vertrauensbruch“, kommentiert Monika Piel den Vorfall. „Für mich ist dadurch die Grundlage für eine Zusammenarbeit entfallen. Es muss klar sein, dass unsere journalistische Unabhängigkeit nicht verhandelbar ist und dass der WDR ein solches Fehlverhalten nicht duldet. Es hat sich aber auch gezeigt: Unsere Prüfmechanismen und die Gremienkontrolle funktionieren.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Der WDR ist auch nur eine Marionette der Pharmaindustrie. Wenn einer mal die Warheit sagt, wird er gleich Mundtot gemacht.
    Die Pharmaindustrie will uns Bürgern weissmachen das Sie nur an unserem Wohlergehen interessiert sein, dabei sehen Sie nur ihren eigenen Profit nichts anderes.
    Wenn unser Gesundheitsminister sich nicht mal an die Pharmaindustrie herantraut dann wird es der WDR erst recht nicht tun. Auf Grund dessen haben Sie den Redakteur unter einem Fadenscheinigen Vorwand entlassen (der Druck aus der Chefetage war sicherlich enorm, ...wenn man weiss wer im Vorstand sitzt !!!!)
    • am via tvforen.de

      @Leo
      das habe ich auch schon alles gedacht.
      Hätte beinahe schon einen Thread im Sendeschluss eröffnet, um zu fragen,
      wie das Wundermittel nun geholfen hat.
      • am via tvforen.de

        Wenn ich bedenke, was für ein Aufreger das damals war: Endlich geht mal ein mutiger Journalist gegen die Pharmalobby vor! Und endlich kommt ein wirksames Heilmittel auf den Markt! Und dass bloß keiner zu zweifeln wagt an der sensationellen Geschichte und der Redlichkeit der investigativen Aufdecker!

        Komischerweise gibt's jetzt keine Spezialsendung und keine 200-Punkt-Schlagzeilen dazu ...
        • am via tvforen.de

          Zumindestens hat die Salbe einen neuen Namen bekommen.
          Unter der alten Aufmachung ist sie ausser Handel.
          • am via tvforen.de

            Die Salbe hat wohl einigen geholfen, aber aber aber ...... no more comment.

            Danke WDR.http://www.tvforen.de/read.php?1,1044856,1045132#msg-1045132
            • am via tvforen.de

              Hat sie? Mehr als andere Präparate?

              Das wäre doch Mal interessant. Meistens verschwinden derartige Wunderheilmittel doch rasch wieder, wenn sich die relative Wirkungslosigkeit herausgestellt hat.

              Dass die Pharmaindustrie viel böse ist, wissen wir eh längst. ;-)
          • am via tvforen.de

            Zitat Monika Piel: "Unsere Prüfmechanismen und die Gremienkontrolle funktionieren."

            Das hat sicher niemand bezweifelt, aber sollte man sich nicht lieber über den Zeitraum der Prüfung ernsthafte Sorgen machen? Ich denke nicht, dass 7 Monate für ein gutes Funktionieren sprechen. Zumal ein Blick ins Internet jedem, der nicht für einen Sender verantwortlich ist, gezeigt hätte, ab wann das Buch bestelllbar gewesen wäre und auch die Einführung der Salbe war damals schon bekannt.
            Dazu gab es hier im Forum ja auch rege Diskussionen und in den Wochen nach der Ausstrahlung schlug die 'Doku' hohe Wellen, spätestens da hätte man die Prüfung schon abschliessen müssen.
            Und um welchen Redakteur es sich handelt, ist ja nun auch kein Geheimnis: [url]http://www.imdb.com/title/tt1536642/combined[/url] & [url]http://www.amazon.de/Heilung-unerw%C3%BCnscht-dramatische-Geschichte-Medikaments/dp/3832195319/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1273839570&sr=1-1[/url]
            • am via tvforen.de

              Namentlich nicht genannt? Den Namen des Herrn habe ich vorhin im Videotext der ARD (!), Seite 414, gelesen, Überschrift: "WDR stellt Martens frei".
            • am via tvforen.de

              Wenn die angebelichen Prüfmechanismen funkioniert hätten, dann wäre der Beitrag zu dem Zeitpunkt der Buchveröffentlichung nicht gesendet worden.

              Der DuMont Verlag hat - wie auch der WDR - seinen Sitz in Köln. So sieht's nach dem altbekannten Kölner Klüngel aus.


              Entscheidend für mich ist aber eher, ob der Beitrag inhaltlich stimmt(e).
              Und ob die Salbe tatsächlich wirkt - oder zumindest besser als andere Produkte.

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