Mit seinem berühmten Spruch Welches Schweinderl hätten S’ denn gern? ging Robert Lembke in die TV-Geschichte ein. Von 1955 bis 1989 moderierte er den legendären Rateshow-Klassiker „Was bin ich?“. Über seine bewegte Vergangenenheit sprach der Quizmaster, Journalist und TV-Manager jedoch zu Lebzeiten nicht – obwohl er viel zu berichten gehabt hätte. Ein 90-minütiges Dokudrama folgt nun den Spuren seiner ungewöhnlichen Biografie und fragt nach den Gründen für Lembkes Schweigen. „Robert Lembke – Wer bin ich?“ wird ab dem 9. Juni in der ARD Mediathek verfügbar sein und am gleichen Tag auch linear um 23:35 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
Johann von Bülow schlüpft in die Titelrolle und verkörpert Robert Lembke, während Jeanette Hain dessen Tochter Ingrid Benedict und Martin Brambach Lembkes Stiefvater spielen. Das Dokudrama verwebt Archivmaterial, Interviews und Spielszenen zu einem vielschichtigen Panorama. Neben Familienmitgliedern und langjährigen Wegbegleitern kommt auch Quizmaster Günther Jauch zu Wort.
Der Film folgt den Spuren der ungewöhnlichen Biografie von Robert Lembke. 1913 als Robert Weichselbaum geboren, bekam er alle Umbrüche des 20. Jahrhunderts zu spüren: den Ersten Weltkrieg, die Krisen der Weimarer Republik und die mörderische Diktatur der Nationalsozialisten. Sein Stiefvater schikanierte und denunzierte Robert wegen seines jüdischen Vaters. Um sich zu schützen, nahm er den Mädchennamen seiner Mutter an: Lembke. Für sich und seine Familie fand er später ein Versteck auf einem Bauernhof in Bayern. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte er sich wie nur wenige andere für den Aufbau eines freiheitlich demokratischen Deutschlands.
Produziert wurde der Film von der megaherz GmbH im Auftrag von SWR und NDR in Zusammenarbeit mit dem ORF. Autor Martin Weinhart: Es war eine riesige Überraschung für mich, dass sich hinter dem Bild des Rate-Onkels der Nation eine verborgene Biografie wie aus einem Abenteuerroman auftat. Der Kontrast zwischen dem harmlos-gemütlichen Image und seinem geheim gehaltenen Leben hat mich fasziniert. Robert Lembke, der Inbegriff bundesrepublikanischer Harmlosigkeit, war ein Spieler, Trickser und Draufgänger. So hat er die NS-Zeit überlebt. Anhand seiner Familie kann man studieren, was ein transgenerationales Trauma ist.
Kurios: Bereits 2019 kündigten der NDR und SWR an, dem legendären Fernsehmoderator und Journalisten mit einem biografischen Dokudrama ein Denkmal zu setzen. Die Ausstrahlung war für Sommer 2020 geplant, doch dazu kam es nicht und man hörte von dem Projekt lange nichts mehr. Mit mehreren Jahren Verspätung wurde das Dokudrama nun mit veränderter Prämisse doch noch fertig produziert.
Robert Lembke moderierte 337 Mal den Show-Klassiker „Was bin ich?“, der zwischen 1955 und 1989 im Ersten lief. Bis zu zehn Millionen Zuschauer schalteten das „heitere Beruferaten“ ein. Das Rateteam bestand aus Marianne Koch, Anneliese Fleyenschmidt, Annette von Aretin, Hans Sachs und „Ratefuchs“ Guido Baumann. 1968 erhielt Lembke für seine Moderation die Goldene Kamera, 1983 folgte die Ehrenkamera „30 Jahre Fernsehen“.
Lembke baute in der Nachkriegszeit gemeinsam mit Hans Habe, Erich Kästner und Stefan Heym in München Die Neue Zeitung auf. Lembke leitete das Ressort Innenpolitik. Ab 1949 war er für den Bayerischen Rundfunk tätig. Er wurde Hörfunkchef, stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Nachrichtenabteilung. 1954 sicherte er sich die deutschen Rechte an der Quizshow „What’s My Line?“, die er unter dem Titel „Was bin ich?“ ab 1955 und bis zu seinem Tod 1989 moderierte. Im NDR-Hörfunk moderierte er zudem von 1957 bis 1984 „17 + 4 – Ein heiteres Stegreifspiel“. Neben seiner Tätigkeit als Moderator war Lembke auch Sport-Koordinator der ARD.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Fettus Maximus am
Da lasse ich mich mal überraschen. Was der Jauch da zu suchen hat, verstehe, wer will.
Old School am
Welches Schweinderl hättnse denn gerne? 😈 Ich nehme das Regenbogen-Schweinderl, heititei! 😉