Nach „ESC“-Rechenfehler: Deutschland noch weiter hinten

Deutsches Duo nur noch Vorletzter, Gastgeber geht leer aus

Lukas Respondek
Lukas Respondek – 23.05.2019, 10:40 Uhr

„I’m tired /​ Tired of always losing“ – S!sters beim „ESC“ – Bild: Andres Putting/Eurovision.tv
„I’m tired /​ Tired of always losing“ – S!sters beim „ESC“

Wenige Tage nach dem enttäuschenden Ergebnis des deutschen Duos S!sters beim „Eurovision Song Contest“ in Tel Aviv (fernsehserien.de berichtete) korrigiert die verantwortliche EBU das Ergebnis: Deutschland rückt noch einen Platz nach hinten, auch weitere Kandidaten sind betroffen.

Hintergrund der Punktekorrektur ist zunächst die Disqualifizierung der fünfköpfigen weißrussischen Jury. Diese durfte im Finale nicht mehr abstimmen, nachdem sie sich zu ihren Punktevergaben aus dem Halbfinale geäußert haben. Das ist erst nach dem Finale, nicht aber zuvor erlaubt, sodass die European Broadcasting Union (EBU) die weißrussische Jury disqualifizierte.

Dennoch wurden am Samstagabend Jurypunkte aus Weißrussland vergeben. Dabei gingen zum Beispiel acht Punkte an Deutschland und 12 Punkte an Israel – hohe Punktzahlen für Länder, die letztlich weit hinten in den Punktetabellen landeten. Diese Punkte wurden von der EBU statistisch ermittelt, wobei Details zum konkreten Verfahren nicht veröffentlicht wurden. Man habe bei der Berechnung die Ergebnisse ähnlich abstimmender Länder als Grundlage verwendet, schreibt die EBU in einem Statement.

Dabei aber kam es zu einem „menschlichen Fehler“, der feinere Veränderungen in den Punktzahlen einiger Länder zur Folge hat – und damit auch für die Platzierung mancher Kandidaten. Die für Deutschland angetretenen S!sters landen nun also doch nicht auf dem drittletzten, sondern auf dem vorletzten Platz – ironischerweise eingeholt von Weißrussland. Die acht Jurypunkte aus Weißrussland entfallen für das deutsche Duo gänzlich. Der langjährige ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber kündigte in einem Interview bereits an, den deutschen Vorentscheidmodus erneut zu überdenken.

Für die Platzierungen weiterer Länder hat das neue Ergebnis ebenfalls interessante Folgen: Schweden überholt Norwegen und landet auf dem fünften Platz, Aserbaidschan muss den siebten Platz an Nordmazedonien abgeben. Die für Nordmazedonien angetretene Sängerin Tamara Todevska ist mit ihrer Ballade „Proud“ außerdem neue Siegerin im Juryvoting (247 Jurypunkte). Zuvor ist man davon ausgegangen, dass Schweden (nun 241 Jurypunkte) die beste Gesamtwertung aus den internationalen Jurys erhalten hat. Am Sieg des Niederländers Duncan Laurence („Arcade“) ändert die Korrektur der EBU nichts.

Während die deutschen S!sters vom internationalen Publikum keinen einzigen Punkt erhalten haben, gesellt sich nun Gastgeber Israel hinzu: Statt der 12 Jurypunkte aus Weißrussland gibt es gar keine, womit der Sänger Kobi Marimi im Juryergebnis leer ausgeht. Doch auch bei den Zuschauervotings ist Deutschland streng genommen nicht als einziges Land punktlos geblieben: Die aus der Steiermark stammende Wienerin Paenda konnte für Österreich schon im zweiten Halbfinale keine Zuschauerpunkte sammeln, woraufhin sie sich nicht für das Finale am Samstagabend qualifiziert hat.

Die vollständige korrigierte Punktetafel (mit Veränderung der Platzierung):

1. Niederlande (498 Punkte)

2. Italien (472 Punkte)

3. Russland (370 Punkte)

4. Schweiz (364 Punkte)

5. Schweden (334 Punkte, ein Platz höher)

6. Norwegen (331 Punkte, ein Platz niedriger)

7. Nordmazedonien (305 Punkte, ein Platz höher)

8. Aserbaidschan (302 Punkte, ein Platz niedriger)

9. Australien (284 Punkte)

10. Island (232 Punkte)

11. Tschechische Republik (157 Punkte)

12. Dänemark (120 Punkte)

13. Zypern (109 Punkte, zwei Plätze höher)

14. Malta (107 Punkte, zwei Plätze höher)

15. Slowenien (105 Punkte, zwei Plätze niedriger)

16. Frankreich (105 Punkte, zwei Plätze niedriger)

17. Albanien (90 Punkte, ein Platz höher)

18. Serbien (89 Punkte, ein Platz niedriger)

19. San Marino (77 Punkte, ein Platz höher)

20. Estland (76 Punkte, ein Platz niedriger)

21. Griechenland (74 Punkte)

22. Spanien (54 Punkte)

23. Israel (35 Punkte)

24. Weißrussland (31 Punkte, ein Platz höher)

25. Deutschland (24 Punkte, ein Platz niedriger)

26. Großbritannien (UK) (11 Punkte)

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1985) am

    ESC Ist Schrott und leider auch viel Politik dahinter. Die Trash Balkan und Osteuropa Länder schieben sich punkte zu- Die reichen EU-Länder unbeliebt 
    • am

      "Zu seicht für diesen Wettbewerb". Ach, der Beitrag der Niederlande hatte also Tiefgang? Ich lache mich gerade echt kugelrund...

      Der ESC ist in meinen Augen schon seit vielen Jahren nur noch eine Farce und das liegt weniger an der größtenteils schlechten Musik, die dort produziert wird, sondern am absolut lächerlichen und vorhersehbaren Abstimmungsverhalten der teilnahmeberechtigten Länder.

      Deckel auf, ESC rein, Deckel zu und alles wird gut.
      • (geb. 1954) am

        Ja, mein "Tipp" war auch vorher schon erfüllt: "Irgendwo zwischen 20 und 25 werden sie landen, sind gut, aber nicht ESC-tauglich, weil kein echter Höhepunkt dabei ist, zu seicht für diesen Wettbewerb." So war es vorher, so ist es auch jetzt geblieben. Keine Überraschung also. Und nun - wie weiter? Es fehlt einfach eine Perfomance, die in andere Nationen Europas ausstrahlt: Text, Künstler, Art und Weise der Darbietung. Aber keinesfalls irgendwelche Shows mit herumbammelnden, fliegenden, explosionsumwehten "Künstlern".
        BITTE ENDLICH MAL WIEDER INHALT + KÜNSTLER + STIMME + BAUCHGEFÜHL.
        UND DAS BITTE FÜR GAAAAANZ EUROPA!
        Viel Erfolg für 2020!
        • am via tvforen.de

          Die Sisters haben redlich für uns verloren wie schon so viele vorher.
          Nur England kam noch schlechter an, sicher waren alle vom Brexit genervt und haben deswegen keine Punkte geben wollen.
          • am via tvforen.de

            Der ESC betonnt ja ausdrücklich nicht politisch zu sein, bis zu dem Zeitpunkt wo die Punktevergabe der Länder stattfindet.
        • am

          Dann war mein Tipp richtig, dass Deutschland mit diesem Song vorletzter wird.

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