Milliarden-Flop: Streamingdienst Quibi nach einem halben Jahr gescheitert

Anbieter von Kurzinhalten auf kleinen Mobilgeräten wird eingestellt

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 22.10.2020, 15:40 Uhr

Milliarden-Flop: Streamingdienst Quibi nach einem halben Jahr gescheitert – Anbieter von Kurzinhalten auf kleinen Mobilgeräten wird eingestellt – Bild: Quibi

Am 6. April ist in den Vereinigten Staaten der mit großen Erwartungen verbundene neue Streamingdienst Quibi an den Start gegangen. Doch dem auf Kurzinhalte („Quick Bites“) spezialisierten Anbieter war keine lange Lebenszeit vergönnt. Der mit Milliarden-Investitionen gestartete Streamingdienst, dessen Konzept darin bestand, Formate für „zwischendurch“ mit Episodenlaufzeiten von fünf bis zehn Minuten anzubieten, ist gescheitert – ein Milliarden-Flop.

Gründer Jeffrey Katzenberg und CEO Meg Whitman haben am Mittwoch die Investoren über die Abschaltung des erfolglosen Dienstes informiert, wie das Wall Street Journal berichtet. Man wolle lieber das Abenteuer jetzt beenden und den Investoren insgesamt 350 Millionen US-Dollar von den ursprünglich eingesammelten 1,75 Milliarden Dollar zurückzahlen.

Quibi war nicht erfolgreich. Wahrscheinlich aus einem von zwei Gründen: weil die Idee selbst nicht stark genug war, um einen eigenständigen Streamingdienst zu rechtfertigen, oder wegen unseres Timings. Quibi war eine große Idee und wir wollten sie zu einem Erfolg führen. Unser Versagen ist nicht auf einen Mangel an Versuchen zurückzuführen. Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden Optionen geprüft und ausgeschöpft, so das Gründerduo.

Die Vorzeichen für Quibi standen angesichts des Starts mitten in der Corona-Krise bereits äußerst schlecht. Doch lässt sich das Scheitern wirklich ausschließlich darauf zurückzuführen – oder gerät der Markt für Streamingdienste nun schlichtweg an seine Grenzen? Schließlich gibt es mit HBO Max, Peacock, Apple TV+ und Disney+ gleich vier andere Streamingdienste, die in den vergangenen Monaten gestartet sind und um Kunden werben.

Andere sahen den Fehler im Gesamtansatz von Quibi, der offensichtlich nicht das war, was die Nutzer wollten. Ursprünglich sollten die Inhalte ausschließlich auf kleinen Mobilgeräten geschaut werden können – ein Konsum zu Hause auf dem großen Smart-TV war eigentlich nicht vorgesehen und wurde erst nachträglich ab Juni ermöglicht. Auch das Teilen von Links zu Videoclips wurde anfangs unterbunden. Quibi wurde in zwei Abo-Modellen angeboten: Eines für knapp 5 US-Dollar im Monat mit Werbung, das andere für 8 Dollar und werbefrei.

Bereits eine Woche nach dem Start flog die Quibi-App aus den Top 50-Download-Charts in Apples App Store. Das Unternehmen hatte vor dem Start geschätzt, dass man nach einem Jahr rund sieben Millionen aktive Nutzer haben und im ersten Jahr 250 Millionen US-Dollar Umsatz generieren würde. Die Realität sah anders aus – und fraß Unmengen an Kosten: Im Vorfeld des Starts hatte ein knappes Dutzend Großinvestoren – darunter die Hollywood-Studios The Walt Disney Company, NBCUniversal, Sony Pictures, WarnerMedia, und ViacomCBS – 1,75 Milliarden US-Dollar für die Content-Produktion zusammengebracht. Getragen wurde der Optimismus für das Projekt durch den Namen Jeffrey Katzenberg, der sich in der Filmindustrie bei Walt Disney Studios und als Mitgründer von DreamWorks einen sehr guten Ruf erarbeitet hatte.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1974) am

    Ich fand die ganze Idee schon sinnfrei. Wenn ich etwas gucken möchte, dann nicht auf kleinem Bildschirm, sondern in groß. Und warum sollte ich mir überhaupt Sendungen ansehen, die nur 10min. laufen? Das kriegt man doch schon bei Youtube. Da kann ich alles von Nachrichten bis Lifestyle sehen.
    • (geb. 1967) am

      @MarkoP:


      Tja, dann hast du wohl noch nicht mit bekommen, dass bei der "SVU" kaum noch einer Folge leider die 40 min. erreicht, genauso sieht es leider auch mit allen Chicao Serien aus, auch dort laufen die Folgen kaum länger als 38-39 minuten, oder auch neu, die FBI Serien....ich verstehe das selbst nicht mehr...

      Keine Ahnung, warum das jetzt so ist....


      Das Einzig gute ist, dass es aber noch immer Serie gibt, wo die Folgen um die 45 min. oder gar länger laufen, wie beispielsweise "BULLIONS" oder "SUCCESSION". Oder, natürlich auch diese jetzt weiterhin aktuell laufenden Mini Serien mit 6 Folgen....



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      Im übrigen ist ja für Quibi die neue Action Cop Serie mit Kiefrer Sutherland produziert worden, wie die Folgen ja auch logischerweise um die 10 min. haben....und, wenn mich nicht alles täuscht, gib es dann gerade soviele 10 Minuten Folgen, dass es für einen etwa 90 Minuten Spielfilm reichen könnte...


      Ist dann die Frage der Fragen, ob das Teil in der Tonne landet oder, ob sich ein anderer Anbieter der Serie annehmen wird....
      • am

        Und ich wollte es in der kostenpflichtigen Premium-Variante buchen und durfte mich letztlich dann doch nur anmelden, aber nicht kaufen. Der Support hat auch nie geantwortet. Das jetzt zu lesen entbehrt darum meinerseits nicht einer gewissen Schadenfreude.

        Ein Teil der angekündigten Inhalte war durchaus hochkarätig und die Prämisse interessant. Ich mag allerdings auch Kurzfilme sehr.

        "Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden Optionen geprüft und ausgeschöpft".

        Nein, liebes Gründer-Duo, das habt Ihr eben nicht und dafür die Quittung bekommen. ;-)
        • am

          Das und schon gar nicht auf einem Mini Bildschirm.
          • (geb. 1976) am

            Das Problem sind wohl eher die Inhalte.
            Ich als Serienfan will keine 5 Minütigen Kurzdinger, mich ko**en schon die verkürzten Staffeln mit 8 oder 10 Folgen pro Staffel an.
            Wenn ich eine Serie schauen will, dann erwarte ich pro Staffel 20-24 Folgen a 45 min Laufzeit.

            Und ich denke nicht, dass ich der einzige bin der so denkt.

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