Maus-Erfinderin Isolde Schmitt-Menzel gestorben

Künstlerin, Bildhauerin und Illustratorin wurde 92 Jahre alt

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 10.09.2022, 17:13 Uhr

Isolde Schmitt-Menzel (1930 – 2022) – Bild: WDR/privat
Isolde Schmitt-Menzel (1930 – 2022)

Sie hat der Maus aus der „Sendung mit der Maus“ ihre bis heute charakteristische Gestalt gegeben: Isolde Schmitt-Menzel. Wie der WDR heute bekanntgab, ist die Bildhauerin und Grafikerin bereits am 4. September im Alter von 92 Jahren im Kreis ihrer Familie in Frankfurt/​Main gestorben.

Isolde Schmitt-Menzel wurde am 11. April 1930 in Eisenach geboren. Bereits als Kind im Alter von vier Jahren verbrachte sie viel Zeit in der Natur und begann, Tiere, Pflanzen und fantasievolle Geschöpfe zu malen. Mit 15 Jahren erhielt sie Zeichenunterricht und mit 18 Jahren ging sie an die Kunsthochschule Burg Giebichenstein, wo sie Buch- und Schriftgrafik studierte.

Ab 1968 zeichnete sie Bildergeschichten für die ARD, zunächst für den hr und kurz darauf für den WDR, unter anderem auch für das „Sandmännchen“. Mit ihrer legendären Buchillustration „Die Maus im Laden“ entwickelte sie im Auftrag des WDR das orangefarbene Aussehen der Maus, die dann erstmals 1971 mit auf den Fernsehbildschirm kam – und direkt so beliebt war, dass die Sendung rasch von „Lach- und Sachgeschichten für Fernsehanfänger“ in „Die Sendung mit der Maus“ umbenannt wurde. Der WDR erhielt unzählige Zuschriften von Zuschauern, die mehr von dem orangefarbenen Nager sehen wollten.

Die Ur-Maus aus der Bildergeschichte „Die Maus im Laden“ WDR

Gert K. Müntefering, der damalige Leiter des Kinder- und Familienprogramms des WDR, bat Isolde Schmitt-Menzel darum, sich weitere kleine Abenteuer auszudenken für die orangefarbene Maus, die stumm bleiben sollte. Sie prägte den originellen und fantasievollen Charakter der Maus durch die ersten rund 100 von ihr kreierten Maus-Spots, die zwischen den einzelnen Lach- und Sachgeschichten gezeigt wurden. Animiert hat die Maus der bereits 2014 verstorbene Schweizer Trickfilmzeichner Friedrich Streich.

Über die Entstehungsgeschichte sagte die Zeichnerin in einem WDR-Interview zum 40. Geburtstag der Maus: Das war genau nicht mein Metier, eine graue Maus. Ich war für fantastische und verrückte Sachen. Da hab’ ich gedacht: Die Mäuse kriegen auf jeden Fall alle eine andere Farbe als grau. Und die Hauptmaus war orange, mit braunen Ohren, Armen und Beinen. Weshalb sie die Maus orange gefärbt hat? Die Maus ist nicht rot, die ist nicht gelb. Gelb steht ja für Intelligenz. Und Rot ist Energie. Die zwei Sachen zusammen in meiner Maus war mein Bestreben, denn ich bin genauso.

Isolde Schmitt-Menzel schrieb und illustrierte über 35 Bücher und fertigte Skulpturen aus Bronze und Keramik. Sie lebte und arbeitete lange als freischaffende Künstlerin in Texas und Südfrankreich und hatte in Deutschland regelmäßig Ausstellungen. Den 50. Geburtstag der Maus im vergangenen Jahr konnte sie noch miterleben. Gegenüber dem Hessischen Rundfunk sagte sie vor einigen Jahren: Ich habe ein sehr intensives Kind in mir leben. Mein Wesen, meinen Charakter habe ich der Maus gegeben. Ich bin die Maus.

Isolde Schmitt-Menzel hinterlässt drei Kinder.

WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn: Ohne Isolde Schmitt-Menzel und ihre große Kreativität hätte unsere orangefarbene Maus, die heute immer noch Sinnbild für kluges und unterhaltsames Kinderangebot ist, nicht das Licht der Welt erblickt. Dafür sind wir Frau Schmitt-Menzel sehr dankbar.

Zum großen Special: 50 Jahre Lach- und Sachgeschichten – „Die Sendung mit der Maus“ feiert Geburtstag

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