Live-Untertitelung für ‚Anne Will‘ geplant

Wenn Anne Will am 6. Januar die erste Ausgabe ihrer Talkshow im neuen Jahr moderiert, werden erstmals auch Gehörlose und Hörgeschädigte problemlos der sonntäglichen Diskussion folgen können, denn ab dann wird die Sendung live mit Untertiteln versehen. Über die altbekannte Videotextseite 150 kann dann jeder mitlesen, welche Floskeln, Weis- und Gemeinheiten sich unsere Politiker gegenseitig an den Kopf werfen.

Die besondere Schwierigkeit hierbei liegt in der Tatsache, dass die Sendung live ist und kein Manuskript wie z.B. bei der ebenfalls schon seit Jahren untertitelten „Lindenstraße“ oder dem „Tatort“ vorliegt. Die „Tagesschau“ ist zwar auch immer live, jedoch hat auch diese Sendung ein Skript – und das lesen die Sprecher ja schließlich vor. Bei einer politischen Talkrunde weiß aber natürlich niemand, was die einzelnen Gesprächsteilnehmer nach- bzw. durcheinander von sich geben, sodass das Team der beim RBB in Potsdam angesiedelten ARD-Text-Redaktion nicht nur besonders schnell tippen können muss: „Das erfordert eine hohe Konzentrationsfähigkeit und eine schnelle Auffassungsgabe ähnlich wie beim Simultandolmetschen“, meint Olga Nisser, Redakteurin von „Anne Will“. Die Untertiteler nutzen die so genannte „Doppeltastatur-Methode“, bei der zwei Redakteure die Untertitelzeilen abwechselnd eintippen.

Besonders dann, wenn mehrere Gäste gleichzeitig reden, dürfte es jedoch schwierig werden, alle Gedanken zu erfassen. Die Untertiteler bemühen sich aber, alle wesentlichen Aussagen wiederzugeben und den Gesprächsverlauf nachvollziehbar zu machen. Während die ARD noch keine Spracherkennungssoftware zur Vereinfachung der Live-Untertitelung nutzt, greift man beim ZDF bei aktuellen Nachrichten- und Sportereignissen bereits unterstützend auf diese Technik zurück.

Neben Fußballspielen und anderen aktuellen Sportereignissen wird im Ersten seit Beginn der aktuellen Bundesligasaison im August auch die „Sportschau“ live untertitelt.