„Lange Undercover“: Reporter äußert sich zu Manipulationsvorwürfen

Nachgedrehte Moderationen, aber keine bezahlten Protagonisten

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 15.06.2014, 12:14 Uhr

„Lange Undercover“ – Bild: Sat.1/Meta Productions/Walter Wehner
„Lange Undercover“

Vor wenigen Tagen sorgte Sat.1 für Aufsehen, als sich der Sender medienwirksam von seiner Reportagereihe „Lange Undercover“ getrennt hat (fernsehserien.de berichtete). Das Format wurde aus dem Programm genommen, nachdem sich massive Vorwürfe verhärtet hatten, dass einige Szenen gestellt und nachgedreht wurden. Sat.1 reagierte mit der sofortigen Absetzung, da mit solchen Methoden die „journalistische Sorgfaltspflicht“ verletzt werde. Die Produktionsfirma Meta Productions und Reporter Daniel Lange gehen nun getrennte Wege. Gegenüber dem Online-Magazin Quotenmeter äußerte sich der Reporter nun selbst zu den Vorwürfen.

Der langjährige „Akte“-Reporter erhoffte sich mit seinem eigenen Format „Lange Undercover“ ein größeres Spielfeld – vor allem mehr Sendezeit und ein größeres Budget. Im Frühjahr 2013 lief bereits ein Testballon unter dem Titel „Akte Undercover“. Diese Reportage habe Lange nach seinen Vorstellungen gedreht. „Hier habe ich die Recherche geführt, den Beitrag geschnitten, den Text geschrieben, ich war sogar wieder der Kameramann, der ich ja auch in hunderten ‚Akte‘-Beiträgen war“, erläutert der ehemalige Polizist im Quotenmeter-Interview.

Als das Format dann in Serie ging, haben sich die Bedingungen jedoch zum Negativen verändert. „Unser Produktionsplan war wahnsinnig eng und eigentlich war schon klar, dass der kaum gehalten werden kann.“ Zu dem habe Meta Productions freie Redakteure und Producer gekauft, die das Ruder übernahmen. Lange beschreibt die Arbeit mit diesen Kollegen als „schwierig“, da einige zuvor nicht investigativ garbeitet hatten. „Ich nenne diese Leute immer ‚Sachbearbeiter‘, die von 10.00 – 18:30 Uhr Journalisten sind, am Wochenende frei haben und in der Zeit Freunden und Bekannten von ihrem spannenden Beruf erzählen“, so Lange. Fortan war er lediglich noch Namensgeber und Gesicht der Sendung, allerdings nicht mehr als Autor, Texter und verantwortlicher Redakteur tätig. Er nahm nicht mehr an den täglichen Gesprächen mit Sat.1 teil, stattdessen habe ihm ein Producer die Wünsche des Senders überbracht.

Auf Grund des hohen Drucks und des knappen Zeitfensters räumt Lange ein, dass es stimmt, dass Moderationen nachgedreht wurden. Weitere Vorwürfe, wie etwa jener, dass Polizisten für eine schauspielerische Handlung engagiert und bezahlt wurden, seien hingegen falsch. „Da tauchten plötzlich Behauptungen auf, die völlig aus der Luft gegriffen, völlig erfunden und lächerlich sind“, stellt Daniel Lange klar. Trotz dieser gemachten Fehler sei „Lange Undercover“ dennoch ein „tolles und einzigartiges“ Format. „Das ist eine Leistung, die nun so abgewertet wird und womit alles verpufft.“

Er sei menschlich von einigen Leuten „schwer enttäuscht“ und fühlt sich „hilflos“, da ihm seitens Meta Productions keinerlei Unterstützung entgegen kam und er nun alleine um seine Reputation kämpfen muss – nachdem er zehn Jahre lang für „Akte“ rund 400 Beiträge geliefert hat. Er fühlte sich oft als „Steigbügelhalter“ für andere Kollegen, da er meist für die schwierigen Themen hinter der Kamera zuständig war. Obwohl er Moderator Ulrich Meyer nach wie sehr schätzt, hätte er sich „eine klare Positionierung, was meinen Anteil an diesem groben Fehler angeht, gewünscht, ja, ich habe sogar darauf gehofft.“ Daniel Lange zog nun einen Schlussstrich und kündigte, da er unter den vorherrschenden Bedingungen nicht mehr arbeiten wollte.

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