Stephanie Stumph: „Nur weil man aus dem Fernseher guckt, ist man noch nichts Besonderes“

Interview über „Privatkonzert“, Helene Fischer, Vorurteile und No-Gos

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 14.02.2019, 14:00 Uhr

Stephanie Stumph Andreas Acktun
fernsehserien.de: Blicken wir mal zurück auf Ihre Anfänge, denn Sie standen ja schon als Kind vor der Kamera. War es früh ein Traum von Ihnen, im Rampenlicht zu stehen und Schauspielerin zu werden?

Stephanie Stumph: Ich habe quasi schon angefangen, bevor ich überhaupt Zeit hatte, davon zu träumen. Als Kind hatte ich mit meiner Tanzgruppe die ersten kleinen Auftritte in MDR-Weihnachtssendungen und ich bin im Dresdner Kulturpalast bei Revues aufgetreten. Und mit neun oder zehn Jahren habe ich ja dann schon in „Stubbe“ mitgespielt und immer mehr Gefallen daran gefunden. So wusste ich schon relativ früh, dass ich Schauspielerin werden möchte und musste mir nach der Schule nicht erst den Kopf über meine Zukunft zerbrechen. Nach dem Abitur bin ich direkt auf die Schauspielschule gegangen und habe parallel weiter gedreht. Das ging schon alles sehr schnell, aber ich habe es nicht bereut.

Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre Kindheit dadurch anders verlaufen ist als bei so manch anderen Kindern. Wie waren denn die Reaktionen Ihrer Mitschüler, die ja sicherlich mitbekommen haben, dass Sie neben der Schule schauspielern?

Stephanie Stumph: Ich war kein Kind, das auf dem Pausenhof Autogramme verteilt hat! (lacht) Ich weiß gar nicht, ob das so viele mitbekommen haben, weil ich damals gar nicht so gerne darüber geredet habe, was ich in den Ferien gemacht habe. Ich hatte auch überhaupt nicht den Drang, im Mittelpunkt zu stehen. Insofern hat das mich oder meinen Freundeskreis nicht negativ beeinflusst.

Insgesamt waren Sie 20 Jahre lang bei „Stubbe“ zu sehen. Sie sind sozusagen in der Serie erwachsen geworden. Können Sie sich heutzutage gut ältere Folgen von früher angucken oder ist es für Sie ein komisches Gefühl, sich als Kind oder junges Mädchen zu sehen?

Stephanie Stumph: Die Folgen, in denen ich zehn oder elf Jahre alt war, finde ich niedlich. In diesem Alter verzeiht man ja auch alles. Aber die Folgen, in denen ich 15 oder 16 war, muss ich wirklich nicht sehen … (lacht) Das habe ich die letzten 25 Jahre auch nicht gemacht.

Stört es Sie eigentlich, wenn Sie heute noch als „Tochter von Wolfgang Stumph„ angesprochen werden. Kommt das häufig vor?

Stephanie Stumph: Ich habe den Eindruck, dass andere Leute darin eher ein Problem sehen als ich selbst. Wenn ich auf Veranstaltungen von der älteren Generation angesprochen werde, lautet die erste Frage tatsächlich manchmal noch „Wie geht’s dem Wolfgang?“ anstatt „Wie geht’s dir?“. So müssen sich Mütter fühlen, wenn sie mit dem Kinderwagen spazieren gehen und andere Menschen zuerst das Kind begrüßen. Für mich ist das aber völlig okay, ich habe damit überhaupt kein Problem. Ich habe meinen Eltern schließlich viel zu verdanken. Ich konnte nur deshalb Klavier-, Tanz- und Gesangsunterricht nehmen, weil sie mich stets dorthin gefahren und die Unterrichtsstunden dafür bezahlt haben. Die Investition hat sich Gott sei Dank irgendwie ausgezahlt. Ich freue mich auch immer, wenn ich mit meinem Vater drehen kann. Getrennt voneinander standen wir beide zuletzt für „Alfons Zitterbacke“ vor der Kamera. Und vielleicht gibt’s ja in naher Zukunft ein weiteres „Stubbe“-Special, in dem wir mal wieder zusammen drehen.

Stephanie Stumph mit ihrem Vater Wolfgang Stumph in „Stubbe“ ZDF/​Sandra Hoever

Sie haben das Staatsschauspiel Dresden besucht und sind studierte Diplomschauspielerin …

Stephanie Stumph: Das hört sich total seriös an. Können Sie das bitte noch einmal sagen? (lacht)

Gerne: Sie sind studierte Diplomschauspielerin. Hatten Sie es dennoch anfangs schwer, als Schauspielerin ernst genommen zu werden, weil vielleicht manche gedacht oder gesagt haben, dass Sie durch Ihren Vater die Engagements erhalten haben?

Stephanie Stumph: Es gibt immer Menschen, die Böswilligkeiten streuen möchten und glauben, damit einen wunden Punkt zu treffen. Das ist aber nicht der Fall. Wer es darauf anlegt, findet immer einen Grund, seinen Unmut kund zu tun. Wäre es nicht die Vater-Tochter-Beziehung, würde man andere Gründe finden, um etwas an mir auszusetzen. So etwas hat rein gar nichts mit konstruktiver Kritik zu tun, insofern ist mir das herzlich egal. Ich bin sehr froh, dass ich meinen Vater habe – und ich glaube, jeder Vater würde sein Kind fördern, wo er nur kann. Mit „Riverboat“, „Privatkonzert“ oder der Schlagerwelt hat mein Vater aber zum Beispiel rein gar nichts am Hut.

Hat Ihnen Ihr Vater bezogen auf den Beruf einen wichtigen Ratschlag gegeben? Haben Sie bestimmte Prinzipien von ihm übernommen?

Stephanie Stumph: Spontan fällt mir als erstes der Begriff Diplomatie ein. Das war anfangs nicht gerade meine Stärke. Und allgemein hat er mir einen unaufgeregten, pragmatischen Umgang mit dem Beruf beigebracht. Ich sehe das Ganze als Handwerk. Denn nur weil man aus dem Fernseher guckt, heißt das nicht, dass man etwas Besonderes ist und das ganze Leben glamourös ist.

Neben Ihrem Vater hat zu Beginn Ihrer Karriere auch noch ein anderer Wolfgang eine Rolle gespielt …

Stephanie Stumph: Wer denn? Ach ja, Wolfgang Lippert! (lacht) Richtig, bei ihm hatte ich 1991 meinen allerersten Fernsehauftritt und habe „Ein Männlein steht im Walde“ am Klavier gespielt. Es ist schade, dass man sich an solche frühen Sachen nicht mehr wirklich erinnern kann.

Dafür gibt es ja zum Glück Aufzeichnungen …

Stephanie Stumph: Haha, ja manchmal zum Glück, manchmal eher leider. Aber diesen Auftritt schaue ich mir wirklich heute noch sehr gerne an, weil man immer mitfiebert, ob ich es schaffe, wirklich alle Töne einhändig zu treffen. (lacht)



Auf der nächsten Seite verrät Stephanie Stumph, wie sie die erste weibliche Ermittlerin bei „Der Alte“ wurde, welche Sendungen für sie No-Gos sind und welche Bedeutung soziale Medien für sie haben.

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