FerienSerien: „Fargo“

Gelungene, tiefschwarze und hervorragend inszenierte Storys im Stil des Kultfilms

Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski – 26.07.2016, 18:00 Uhr

„Fargo“ – Bild: FX
„Fargo“

Dieser Artikel ist Teil unserer Artikel-Reihe FerienSerien.

Serienadaptionen von mehr oder weniger erfolgreichen Kinofilmen liegen seit einigen Jahren im Trend. Eines der gewagtesten dieser Projekte war sicherlich „Fargo“, gilt die Thrillerkomödie der Coen-Brüder von 1996 doch zurecht als Kultfilm. Entsprechend skeptisch durfte man sein, ob es Autor Noah Hawley, der die erste Staffel der TV-Adaption im Alleingang schrieb, gelingen würde, an diesen modernen Klassiker anzuknüpfen, ohne ihn schlicht zu plagiieren. Nach den ersten Folgen waren sich Fans und Kritiker 2014 jedoch rasch einig: „Fargo – Die Serie“ braucht sich hinter der Vorlage nicht zu verstecken.

Worum geht es in „Fargo“?
Wie der Film spielt auch die Serie im Mittleren Westen der USA, an der Grenze zu Kanada, wo es im Winter ganz schön kalt werden kann. Jede Staffel erzählt eine neue Geschichte, die in sich abgeschlossen ist, wobei es zum Film keine direkten Verbindungen gibt, sondern nur Anspielungen. So steht in Staffel 1 der Versicherungsmakler Lester Nygaard (Martin Freeman) im Mittelpunkt, der nicht nur vom Namen her an William H. Macys verzweifelten Autohändler Jerry Lundegaard aus dem Film erinnert.

Auch Nygaard ist ein Loser, beruflich wie privat erfolglos. Selbst als Erwachsener wird er noch von demselben Typen gedemütigt, der ihn schon in der Schule gemobbt hat. Sein Leben nimmt jedoch eine dramatische Wende, als er zufällig dem mysteriösen Auftragskiller Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) begegnet. Der übernimmt nicht nur aus einer Laune heraus die Beseitigung des Schlägertypen, sondern setzt zudem in Nygaard eine ungeahnte kriminelle Energie frei, der zunächst dessen verhasste Ehefrau zum Opfer fällt. Danach verstrickt sich der bis dato so biedere Angestellte in einem Netz aus Vertuschungsbemühungen, Lügen und weiteren Morden, wandelt sich aber auch zum ebenso selbstbewussten wie skrupellosen Gewinnertypen. Ihm auf der Spur ist die Landpolizistin Molly Solverson (Allison Tolman), die als einzige in der ansonsten unfähigen örtlichen Polizeibehörde den Überblick behält.

Staffel 2 springt in der Zeit zurück in die 1970er Jahre und erzählt einen Fall aus der Vergangenheit von Mollys Vater Lou Solverson (Patrick Wilson) zu der Zeit, als der noch selbst als State Trooper in Minnesota aktiv war. Diesmal gerät ein Durchschnittsehepaar (Kirsten Dunst und Jesse Plemons) zwischen die Fronten eines Kleinkrieges zweier Gangsterclans.

Hintergründe
Geplant war die TV-Version von „Fargo“ beim US-Kabelsender FX ursprünglich als Miniserie. Nach dem großen Erfolg der ersten Staffel wurde daraus jedoch eine Anthologieserie, bei der jede Staffel quasi einen Neustart mit komplett ausgetauschtem Ensemble und frischer Geschichte darstellt. Die Macher des Kinofilms, Joel und Ethan Coen, bekamen zwar einen Credit als ausführende Produzenten, haben aber mit der Entstehung der Serie nicht viel zu tun. Die Storys sind stattdessen ganz und gar Showrunner Noah Hawley zuzuschreiben, auch wenn er in Staffel 2 nicht mehr alle Folgen selbst geschrieben hat.

Bemerkenswert ist die äußerst prominente Besetzung in beiden bisherigen Staffeln: Mit Freeman, Thornton und Dunst konnte man Schauspieler gewinnen, die zuvor selten oder sogar noch nie fürs US-Fernsehen aktiv waren. Auch in Nebenrollen sind viele bekannte Darsteller vertreten, unter anderen Bob Odenkirk, Oliver Platt, Kate Walsh, Ted Danson und Keith Carradine.

Für wen ist „Fargo“ zu empfehlen?
Jeder, der den Original-Kinofilm mochte, wird wahrscheinlich auch die Serie ins Herz schließen. Hawley gelingt es insbesondere in der Debütstaffel perfekt, die visuelle Atmosphäre und den lakonischen Tonfall der Vorlage zu treffen. Die Mischung aus tiefschwarzem Humor und blutigem Thriller bleibt ebenso erhalten wie das Charakterdrama. Mit der Paarung Lester Nygaard/​Lorne Malvo bietet Staffel 1 eine Figurenkonstellation von faustischer Dimension, die die beiden hervorragenden Schauspieler überzeugend mit Leben füllen. Zufrieden werden außerdem alle Zuschauer sein, die Wert auf filmische Bilder und einen stimmungsvollen Soundtrack legen. Mit seinen originellen Stilmitteln, Weitwinkelaufnahmen und Landschaftspanoramen von schneebedeckten Straßen und Feldern hebt sich „Fargo“ deutlich von der vorherrschenden TV-Einheitsoptik ab.

Verfügbarkeit
Beide Staffeln sind auf DVD und BluRay sowie als Kauf-VoD auf fast allen größeren Plattformen (u.a. Amazon, Maxdome, iTunes) erhältlich. Bei Netflix sind sie sogar in der Abo-Flatrate enthalten.

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