„Familie Braun“: ZDF findet Sendeplatz für Neonazi-Dramedy

Kurzserie läuft im Februar hinter der „heute-show“

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 29.12.2015, 11:47 Uhr

„Familie Braun“: Vincent Krüger, Nomie Laine Tucker und Edin Hasanovic (v.l.n.r.) – Bild: ZDF/Christiane Pausch
„Familie Braun“: Vincent Krüger, Nomie Laine Tucker und Edin Hasanovic (v.l.n.r.)

Mit „Familie Braun“ will das ZDF etwas wagen und nähert sich dem Thema Rechtsradikalismus an. In acht allerdings nur fünfminütigen Folgen müssen der Neonazi Thomas und sein Mitbewohner Kai sich damit auseinandersetzen, dass Thomas eine bereits sechsjährige Tochter hat, deren Hautfarbe mit den starren Denkmustern in den Köpfen der beiden kollidiert.

Die achtteilige Web-Serie wird auch eine lineare Ausstrahlung beim ZDF erfahren. Jeweils freitags nach der „heute-show“ werden ab dem 12. Februar vier Wochen lang je zwei Folgen gezeigt. Dazu gesellt sich bereits am 15. Februar um 0:15 Uhr eine Komplettausstrahlung aller acht Episoden.

Im Mittelpunkt von „Familie Braun“ stehen die beiden Neonazis Thomas Braun (Edin Hasanovic) und Kai Stahl (Vincent Krüger), die gemeinsam eine Jungs-WG im Plattenbau bewohnen. Plötzlich bekommen sie aus heiterem Himmel eine neue Mitbewohnerin: das sechsjährige schwarze Mädchen Lara (Nomie Laine Tucker). Was Thomas nicht wusste: Lara ist seine Tochter, die als Folge eines lang zurückliegenden One-Night-Stands auf die Welt kam. Ihre Mutter (Karmela Shako) ist der Auffassung, dass sich ab sofort der Vater um die Sechsjährige kümmern muss. Zunächst versucht Thomas seine schwarze Tochter loszuwerden, doch dann will er sie immer mehr in sein „braunes“ Leben integrieren und kämpft gegen die starren Muster in seinem Kopf.

Zum ersten Mal in seinem Leben muss er Verantwortung übernehmen und sich auch den unangenehmen Fragen von Lara stellen, die mit entwaffnender Naivität entlarvt, wie dünn und brüchig seine rechtsextremen Ideologien in Wahrheit sind. Mitbewohner Kai (Vincent Krüger) erkennt Thomas nicht wieder und will seinen alten Freund zurück. Es scheint, als würde Thomas sein gesamtes soziales Umfeld verlieren.

Zu Produktionsbeginn ließ das ZDF verlauten, die Serie soll sich dem schwierigen Thema mit Humor annähern, jedoch konsequent abgedroschene Klischees umschiffen. Allerdings mutet bereits die Titelwahl wie ein Klischee an: Die Hauptfigur heißt Braun, seine Gesinnung ist braun, die Hautfarbe seiner Tochter ebenso.

Das Drehbuch zu „Familie Braun“ stammt von Manuel Meimberg, Regie führt Maurice Hübner.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Wenn eine kleinwüchsige Ärztin Dr. Klein heißt, heißt ein Neonazi eben Braun. ZDF-Logik anscheinend oder gibt es das woanders auch? Wem fallen noch mehr Beispiele ein?

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