Eigene Talkshow für Natascha Kampusch
Interviews ohne die ‚üblichen, oft gehörten Fragen‘
Jutta Zniva – 05.12.2007
Natascha Kampusch, deren Flucht vor ihrem Entführer nach achtjähriger Gefangenschaft 2006 weltweit hohe mediale Wellen schlug, arbeitet nun mit dem neuen österreichischen Privatsender Puls 4 an ihrer eigenen Talkshow. Sie erfüllt sich damit den langgehegten Wunsch, selbst journalistisch tätig zu sein.
In „Natascha Kampusch im Gespräch mit …“ wird die 19-jährige laut eigenen Aussagen Gespräche mit „außergewöhnlichen Persönlichkeiten“ führen. Es sollen keine traditionellen Interviews mit den „üblichen, oft gehörten Fragen“ werden, sondern „ein sehr offenes Gespräch, in dem auch bislang unbekannte Seiten meiner Gesprächspartner Platz finden“. Kampusch will damit bewusst „aus der Rolle des ‚passiven‘ Medienobjekts heraustreten“ und „pro-aktiv“ mediale Inhalte gestalten.
Laut APA-Meldung ist sich der Sender „natürlich seiner Verantwortung bewusst“. Alle Aktivitäten würden mit Natascha Kampusch und ihren Betreuern (gemeint sind vermutlich ihre Medienbertreuer) abgestimmt. Ab Februar 2008 soll die Talkshow regelmäßig im Vor- und Hauptabendprogramm zu sehen sein.
Puls 4 geht aus dem Wiener Stadtsender Puls TV hervor, ist das jüngste Projekt der Sendergruppe ProSiebenSat.1 Austria und soll am 4. Februar erstmals österreichweit auf Sendung gehen. Puls 4 ist dann nach ORF 1, ORF 2 und ATV Österreichs viertes Vollprogramm.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Horst-Guenter am via tvforen.de
>Deinen letzten Absatz meinst Du aber hoffentlich nicht ernst.
Erinnerst Du Dich noch an Gladbeck?
Da standen zwei Kriminelle mit nem geklauten Auto und zwei Geiseln (von denen später eine erschossen wurde) mitten auf dem Marktplatz und haben der Presse fröhlich Interviews gegeben. Später hat sich die Presse ausgiebig selbst dafür gegeißelt, dass sie da mitgemacht hat.
Vor nicht allzulanger Zeit ist einer von der Sorte nach seiner Festnahme aufs Gefängnisdach geflüchtet. Und die Presse hat stundenlang fleißig draufgehalten und dem Typen so die gewünschte Plattform zur Selbstdarstelung verschafft. Soweit ich mitbekommen habe, hielt sich die anschließende Selbstgeißelung der Presse diesmal eher in Grenzen.
Wundert es dich da, dass mich mittlerweile nichts mehr wundert?Horst-Guenter am via tvforen.de
Was mir bei Ösi-Websites bisher angenehm aufgefallen ist: die scheinen generell aufwendiger gestaltet zu sein als deutsche Webseiten. Zwar habe ich in letzter Zeit nur zwei Ösi-Sites aufgerufen, nämlich die vom neuen Phettberg-Film (wurde hier auch gepostet) und jetzt die von Natascha Kampusch. Aber bei beiden ist mir ein Unterschied durchaus aufgefallen. Da wird beim Anklicken richtig schön "weich übergeleitet".Scarlet am via tvforen.de
An Dein erstes Beispiel erinnere ich mich nicht, an das zweite schon (und auch an die Diskussionen darüber hier im Forum).
Aber trotzdem: Du kannst doch nicht ernsthaft die mehr oder weniger "geglückte" Berichterstattung über diese Vorfälle in den Medien mit einer eigenen Sendung für solche Leute vergleichen.
Aber Du hast irgendwo Recht: Über manches wundert man sich heutzutage wirklich nicht mehr.
Horst-Guenter am via tvforen.de
Das sat1-Morgenmagazin hat gestern diese Neuigkeit gefeiert als "Schritt aus dem Fokus der Öffentlichkeit heraus, hinein in ein selbstbestimmtes Handeln" oder so. Keine Ahnung, ob die selbst auf den Trichter gekommen sind oder ob Frau Weischenberg da aus dem Hintergrund souffliert hat.
Meine Vermutung ist eher: die Presse hat Frau Kampusch so lange weichgeklopft, bis die keine Kraft mehr hatte und dem Projekt zugestimmt hat.
Muss eigentlich jeder, der das Pech hatte, unverschuldet ins Licht der Öffentlichkeit zu geraten, unbedingt eine eigene TV-Show bekommen?
Und wenn ja: warum holt man dann eigentlich nicht besser so jemand wie den Heidemörder oder Herrn Zurwehme als Freigänger aus dem Knast und bietet denen ein eigenes Format an. Das Publikum wird diese Leute HASSEN, so dass es gewiss auch tüchtig Quote gibt. Aber im Gegensatz zu Frau Kampusch (die wirklich genug durchgemacht hat) täten mir diese Leute kein bisschen leid, wenn sie überfordert sind und gnadenlos scheitern.Scarlet am via tvforen.de
Horst-Guenter schrieb:
>
> Meine Vermutung ist eher: die Presse hat Frau Kampusch so
> lange weichgeklopft, bis die keine Kraft mehr hatte und dem
> Projekt zugestimmt hat.
Laut Puls 4-Geschäftsführung ist aber Natascha Kampusch mit ihrem Wunsch an den Sender herangetreten, nicht umgekehrt.
Quelle: derStandardt.at (http://derstandard.at/?url=/?id=3139060)
Deinen letzten Absatz meinst Du aber hoffentlich nicht ernst.Horst-Guenter am via tvforen.de
>Laut Puls 4-Geschäftsführung ist aber Natascha Kampusch mit ihrem Wunsch an
>den Sender herangetreten, nicht umgekehrt.
"ich trage bereits seit längerem den Gedanken, aus der Rolle eines passiven 'Medienobjekts' herauszutreten und pro-aktiv mediale Inhalte zu gestalten", so Kampusch
Und wer hat sie, bitte, zuvor nicht in Ruhe gelassen, sondern sie in die Rolle des "passiven Medienobjekts" hineingeschoben?!? Die Journalisten werden schon hartnäckig genug gewesen sein, wenn es da ne interessante Story zu holen gab. Diese Leute "wollen ja schließlich auch leben". *sfg*Styxx am via tvforen.de
Horst-Guenter schrieb:
>
>
> Und wenn ja: warum holt man dann eigentlich nicht besser so
> jemand wie den Heidemörder oder Herrn Zurwehme als Freigänger
> aus dem Knast und bietet denen ein eigenes Format an. Das
> Publikum wird diese Leute HASSEN, so dass es gewiss auch
> tüchtig Quote gibt. Aber im Gegensatz zu Frau Kampusch (die
> wirklich genug durchgemacht hat) täten mir diese Leute kein
> bisschen leid, wenn sie überfordert sind und gnadenlos
> scheitern.
Da beißt sich der Hund in den Schwanz.
Wenn ich jemanden nicht mag oder auch hasse dann habe ich keinen Grund seine Sendung zu gucken.
Und das mit den Knastfreigängern vergessen wir jetzt mal schnell.Horst-Guenter am via tvforen.de
Styxx schrieb:
>Wenn ich jemanden nicht mag oder auch hasse dann habe ich keinen Grund
>seine Sendung zu gucken.
Ich befürchte, da unterschätzt Du die Neugierde der Menschen.
Selbst ein Format wie "Big Brother" - das wahrscheinlich von vornherein nur zur Zerstreuung des geistigen Präkariats gedacht war - wurde auch von Akademikern durch Einschalten unterstützt, als es noch neu war. Einfach deshalb, weil jedermann auf dem Laufenden sein wollte, was es im deutschen TV Neues gibt.
>Und das mit den Knastfreigängern vergessen wir jetzt mal schnell.
Du hast vermutlich recht!
Der "worst case" wäre, wenn die im Fernsehen total sympathisch rüberkämen ...
Gemi Kolle am via tvforen.de
Ich find es auch eine sehr merkwürdige Sache. Ich empfinde N. Kampusch zwar als Interviewte im Gespräch nicht als kalt und unsympathisch - aber gerade sie hat doch die Erfahrung mit spekulativem Sensations-TV gemacht. Vielleicht bin ich da auch voreingenommen, aber das Wort "Talkshow" finde ich mittlerweile in dieser Richtung zu negativ belastet - natürlich, Ausnahmen bestätigen die Regel, aber Kampusch wird ja wohl kaum eine Polittalkshow daraus machen. Und was ich noch problematisch daran finde - trotz aller Intelligenz - woher hat sie die nötigen journalistischen Grundlagen? Ganz abgesehen von ihrer Vergangenheit, die mir sehr leid tut, aber das wirkt auf mich wieder so nach dem Motto "Ah, so einen Beruf kann also jeder ausüben."Sir Hilary am via tvforen.de
Sie ist charmant und macht einen intelligenten Eindruck - warum soll sie es nicht mal versuchen - immerhin wurden ja auch Sumpfbirnen wie Naddel und Co Plattformen geboten......
Gruß Sir Hilaryhurlbrink am via tvforen.de
> aber gerade sie hat doch die Erfahrung mit spekulativem Sensations-TV gemacht.
Vielleicht will sie es besser machen.
> Vielleicht bin ich da auch voreingenommen, aber das Wort "Talkshow" finde ich mittlerweile in dieser Richtung zu negativ belastet
Talkshow ist nicht zwangsläufig sowas, wo irgendwelche Asozialen sich gegenseitig Fäkalausdrücke ans Ohr werfen.
Es gibt auch seriöse Talkshows. Sowas wie Kerner, Beckmann, Domian oder so.
>woher hat sie die nötigen journalistischen Grundlagen?
Wenn sie 8 Jahre am Stück (mal abgesehen von den Aufenhalten außerhalb des Verließes) Radio/TV und Zeitung konsumiert hat, hat sie locker alle journalistischen Grundlagen drauf.
Styxx am via tvforen.de
wunschliste.de schrieb:
>
>
> wird die
> 19-jährige laut eigenen Aussagen Gespräche mit
> "außergewöhnlichen Persönlichkeiten" führen. Es sollen keine
> traditionellen Interviews mit den "üblichen, oft gehörten
> Fragen" werden, sondern "ein sehr offenes Gespräch, in dem
> auch bislang unbekannte Seiten meiner Gesprächspartner Platz
> finden". Kampusch will damit bewusst "aus der Rolle des
> 'passiven' Medienobjekts heraustreten" und "pro-aktiv"
> mediale Inhalte gestalten.
Das klingt nach einen übertriebenen, aber Medienüblichen, Statement indem man sich schon vorher mit Vorschusslorbeeren überschüttet.
Jede neue Sendung will es anders machen. Beim Wollen hört es dann auch auf.
Zu einem Gespräch gehören immer zwei.hurlbrink am via tvforen.de
Man braucht halt gewisse Ziele zum anstreben als Motivation.
Scarlet am via tvforen.de
wunschliste.de schrieb:
> In "Natascha Kampusch im Gespräch mit ..." wird die
> 19-jährige laut eigenen Aussagen Gespräche mit
> "außergewöhnlichen Persönlichkeiten" führen. Es sollen keine
> traditionellen Interviews mit den "üblichen, oft gehörten
> Fragen" werden, sondern "ein sehr offenes Gespräch, in dem
> auch bislang unbekannte Seiten meiner Gesprächspartner Platz
> finden".
Na da bin ich ja mal gespannt, welche außergewöhnlichen Persönlichkeiten das sein werden.
Wenn nicht die üblichen, oft gehörten Fragen gestellt werden sollen und bislang unbekannte Seiten der Gesprächspartner gezeigt werden sollen, muß man ja davon ausgehen, dass es sich um Personen handelt, die auch schon bekannte Seiten haben - also dass es sich um nicht gänzlich unbekannte Gesprächspartner handeln wird.
Wenn ich da allerdings an die letzte Doku über Natascha Kampusch denke, bei der sie vom Journalist Feurstein nach Barcelona begleitet wurde, wo sie auch manchmal versuchten, die Interview-Situation umzukehren, indem sie ihm Fragen gestellt hat, dann habe ich mein Zweifel, ob es ihr gelingen wird, die unbekannten Seiten ihrer außergewöhnlichen Gesprächspartner hervorzukehren.
Ganz abgesehen davon halte ich das eigentlich auch für einen falschen Weg, denn man darf eines nicht vergessen: sie hatte alles andere, als eine normale Kindheit und Jugend. Sie war vielleicht in ihrer Situation gezwungen, schnell erwachsen zu werden, aber sie ist auf der anderen seite mit ihren 19 Jahren irgendwie immer noch ein Kind, das viel nachzuholen hat.hurlbrink am via tvforen.de
Auch Beckmann und Kerner waren nicht von Anfang an die Vollprofis von Moderatoren.
Harpo am via tvforen.de
Immerhin hat sie acht Jahre Schule verpasst, warum soll sie nicht etwas daraus machen, dass sie - ungewollt - so bekannt wurde. Aber: "ein sehr offenes Gespräch, in dem auch bislang unbekannte Seiten meiner Gesprächspartner Platz finden" - dass sie das schafft, bezweifele ich doch sehr. Schau mer mal.Backpulver am via tvforen.de
na ob das ein erfolg wird? die kommt total kalt und unsympathisch rüber.hurlbrink am via tvforen.de
Beckmann wirkt auch immer kalt und unsymphatisch (er moderiert immer nach dem gleichen Stil die pseudo-philosophisch-interessierten Fragen) und trotzdem ist er erfolgreich.
kichernde backfíschbraut am via tvforen.de
ne eigene Talkshow wollte icha uch schon immer haben!!!
aber muss ich dazu erst entführt werden? ich denke auch dass das nicht der richtige Weg ist!!!Verano am via tvforen.de
so ein unsinn!kichernde backfíschbraut am via tvforen.de
kann schon sein,
aber sich nun so vermarkten zu lassen, ob dass für Sie gut ist ? ich weiss ja nicht, ich meine sie muss dass ja selber wissen.
ich finde es nur ein wenig Ungerecht dass die jenigen die einen Riesenmedienwirbel um sich hatten (was in dieser Situation aber ja normal ist) gleich ihre eigene Show bekommen, und dies als Sprungbrett nutzen.
Ich weiss ja nicht was dass für Medienberater sind, die sie hat oder da steckt diese Mutter hinter!!! die war mir eh von anfang an unsympathisch!hurlbrink am via tvforen.de
>ich finde es nur ein wenig Ungerecht dass die jenigen die einen Riesenmedienwirbel um sich hatten (was in dieser Situation aber ja normal ist) gleich ihre eigene Show bekommen, und dies als Sprungbrett.
Beckmann und Kerner sind auch im TV und wurden noch nicht mal entführt. Sie hatten eine normale unbeschwerte Jugend. Deiner Argumentation nach muss das viel ungerechter gegenüber unbekannten Entführten sein.
Und dass andere Entführte keinen Wirbel bekommen, dafür kann Kampusch nichts.Brigitte am via tvforen.de
Die Mutter ist mit dem verlogenen Buch auch abgestunken.
Ich boykottiere Puls TV seit man uns das Sat1 Frühstücksfernsehen genommen hat, weil das von Puls-TV gleich auf 4 deutschen Sendern übertragen wird.
Die junge Frau sollte sich besser auf's Lernen konzentrieren, hat sehr viel nachzuholen. Sie wird nicht ihr ganzes Leben von ihrer Geschichte zehren können, auch wenn sie dank der Spenden über genug Geld verfügen kann. Erinnert an die McCann-Geschichte.
argonautilus am via tvforen.de
SORRY, ist nicht zum thema aber:
@MonaSchnute & Thoraxprellung: gehts um den mit den traumatisierten ....knallern? hab ich da noch was verpasst oder warum ist der weg?
darf ich dass überhaupt fragen?MonaSchnute am via tvforen.de
@ Thorax, der andere * der luschtige* ist weg, hihi. Die Welt ist unruhig.Thoraxprellung am via tvforen.de
Wie schade :-)
Thoraxprellung am via tvforen.de
Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist zu einem halbwegs normalen Leben für die Kampusch. Ich glaube, eher nicht.
Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass dieser Thread noch geschlossen wird.hurlbrink am via tvforen.de
Ihr Leben wird halt dann so normal sein wie das von Beckmann und Kerner.