Die Zukunft des Product Placment

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Jutta Zniva – 25.07.2006

In einem Positionspapier haben die deutschen Landesmedienanstalten nun ihre Bedingungen definiert, unter denen sie den EU-Richtlinien für Product Placement zustimmen würden. Über die bislang oft als undeklarierte Werbung ins Programm geschlichenen Produkte soll im Vor- und Nachspann sowie mittels eingeblendetem Laufband aufgeklärt werden.

Wie Volker Lilienthal, Aufdecker des Schleichwerbeskandals der ARD im Vorjahr (Stichwort „Marienhof“), im Fachblatt „Evangelischer Pressedienst“ (epd) berichtet, hielten die für den privaten Rundfunk zuständigen Medienaufsichtsbehörden die Richtlinie der EU-Kommission, Produkt-Platzierungen in Grenzen zuzulassen, für eine Aufweichung der Trennung von Programm und Werbung. Schleichwerbung dürfe nicht die gesellschaftliche Funktion der Medien gefährden, und der Verbraucherschutz müsse gewährleistet werden.

Das derzeit im Europäischen Parlament diskutierte Product Placement (also die erlaubte Schleichwerbung) solle jedoch auf „fiktionale Werke“ und nur auf Filme und Serien eingeschränkt werden, „die keinerlei dokumentarischen, aktuell zeitgeschichtlichen Charakter haben“, zitiert „epd“ aus dem Positionspapier. Ausgenommen seien auch fiktionale Sendungen für Kinder oder Jugendliche sowie religiöse Programme. Themen-Platzierungen wie etwa ideologische Botschaften sollten ausdrücklich verboten werden. Auch sollten die Produkte in der „gebotenen Kürze“ gezeigt werden und nicht unverhätnismäßig präsent sein.

Die deutschen Medienanstalten fordern außerdem eine Aufklärung des Zusehers über die platzierten Produkte nicht nur im Vor-, sondern auch im Abspann sowie im Videotext und über ein Laufband, das alle 20 Minuten eingeblendet werden sollte. Außerdem sollen die privaten Medien die Möglichkeit bekommen, so genannte Solo-Spots mitten in einer Sendung zu bringen. Dies wäre eine mindestens ebenso gute Einnahmemöglichkeiten wie das bezahlte Product-Placement.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Wenn ich jetzt synchronisierte Serien und Filme schauen würde, täts mich doch ärgern. ;o)
    • am via tvforen.de

      Es ist so grandios - als ich diesen Beitrag aufrufe, präsentiert mir Amazon auch prompt das neue CASH-Album!

      Die brauchen keine Stichworte mehr, die können jetzt schon zwischen den Zeilen lesen ...

      Und so ähnlich wir die Werbung auch demnächst stattfinden: Ein Film wird nicht mehr nur einfach ausgestrahlt, sondern - wie eine HTML-Seite - aus verschiedenen Komponenten zusammen gesetzt. Freiflächen sind Wiillkommen, weil dort Werbebotschaften insertiert werden, und endlich macht auch 16:9 Sinn, weil dort mehr Platz ist, auch für die aktuellen eingeblendeten Produkte. Kurze Spots, die sich in Farbstimmung und Helligkeit am jeweiligen Ambiente orientieren, übernehmen die Funktion von Zwischenschnitten, wenn z.B. der Held mit der U-Bahn zum Schwimmbad fährt - und die vielen Redakteure können endlich ihre angestammte Rolle als Kreativbremse aufgeben und in Vorbereitungen und Absprachen mit den Werbepartnern aufgehen.

      Endlich schaut sie keiner mehr komisch an, wenn sie unablässig von Quoten, marktrelevanten Zielgruppen und jungen Business-Achievern faseln - nein, bei ihren Sponsoren sind sie unter Freunden.

      Und endlich werden auch die letzten tapferen Kreativen, die auch mal so etwas wie Qualität versuchen wollen, auf den Punkt runtergestutzt, wo sie als reine Dienstleister tätig sind und nur noch den Rahmen für PR-Inhalte und Werbebotschaften bilden dürfen. Aber Journalisten wissen: Daran gewöhnt man sich gern, wenn dafür der Job sicher ist.

      Das Leben ist kein Ponyhof - sondern ein Shopping-Center. Und die Aufs und Abs, das sind die Rolltreppen des Schicksals.

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