Christopher Eccleston: Essstörungen verhalfen zu „Doctor Who“-Rolle

Memoiren arbeiten psychische Erkrankungen auf

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 17.09.2019, 12:04 Uhr

Christopher Eccleston in „Doctor Who“ – Bild: BBC (2005)
Christopher Eccleston in „Doctor Who“

Die Zeit bei „Doctor Who“ war für Christopher Eccleston nie die reine Freude, soviel war schon länger bekannt. In seinen am Donnerstag erscheinenden Memoiren „I Love the Bones of You: My Father and the Making of Me“ enthüllt der 55-jährige Schauspieler allerdings, dass er schon zuvor an Essstörungen litt und mit Dysmorphophobie („Missgestaltsfurcht“) kämpfte. Auch weitere psychische Probleme, mit denen er sich seit Jahren auseinandersetzt, arbeitet er darin auf.

Dabei gesteht Eccleston ein, dass er seine psychischen Probleme lange Zeit als „beschämendes Geheimnis“ aufgefasst hatte, und sich deshalb nicht traute, sie öffentlich zu machen. Diese Denkweise sei dadurch verstärkt worden, dass er aus einem Umfeld mit dem Anspruch, „er müsse stark sein“, entstammt: Einerseits eben weil er ein „Mann“ ist, dazu aus der „Arbeiterklasse“ entstammt und zudem im englischen Norden aufgewachsen ist (in dem – im Vergleich etwa zur Hauptstadt London – ebenfalls stoische Stärke und Selbständigkeit idealisiert wird).

In einem bei Variety vorab veröffentlichten Zitat spricht er von einem Dilemma und deutet an, dass er eben sein damaliges Aussehen mit dafür verantwortlich hält, dass er als Darsteller für das Remake von „Doctor Who“ ausgewählt wurde und fürchtet: „Die Leute haben mein Aussehen während der Serie gemocht. Aber ich war sehr krank. Meine ‚Belohnung‘ für meine Erkrankung war, dass ich die Rolle erhalten habe. Und darin liegt die Aufrechterhaltung dieser traurigen Situation.“ Seine Essstörung, die Krankheit, wurde nicht gesehen, nur der dadurch gekommene berufliche Erfolg. So versuchen vielleicht später auch andere, die erfolgreich sein wollen, ihren Körper und ihr Aussehen zu verbiegen und tragen eine Krankheit davon.

In dem Buch spricht Eccleston auch von einem weiteren Kapitel mit akuter psychischer Erkrankung. Nach dem Scheitern seiner Ehe und der Trennung von seiner Frau im Jahr 2015 fühlte er sich instabil und begab sich in klinische Behandlung: „Ich fand mich in einem Zustand großer Anspannung und Angst, ich war überzeugt, ich würde sterben (weil mein Körper schlapp macht), oder ich würde mich selbst töten. In meiner Verzweiflung habe ich nach meinem Telefon gegriffen, die Nummer einer psychiatrischen Klinik herausgesucht, mein Kommen angekündigt, mir meine Tasche gegriffen und die Flucht dorthin ergriffen.“

Seitdem nimmt Eccleston nach eigenen Angaben verschriebene Antidepressiva. „Ich könnte sie für den Rest meines Lebens nehmen müssen.“ Allerdings hat Ecclestone die Hoffnung, mit der Zeit mit geringeren Dosierungen zurecht zu kommen.

Eccleston wurde im Jahr 2005 der neunte Doctor in „Doctor Who“ insgesamt, der erste des damaligen Reboots. Obwohl bei Fans beliebt, spielte Eccleston die Rolle nur für ein Jahr – die Nachfolger blieben in der Regel drei Jahre. Bekannt war, dass Eccleston der herstellenden BBC „Standesdünkel“ vorwarf, bei der er als Arbeiterkind aus dem Norden mit Widerständen zu kämpfen gehabt habe, da er eben nicht der angesehenen Londoner Schauspielszene angehörte oder eine bessere Ausbildung genossen habe.

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