Bundesweite Streiks in der ARD: Auswirkungen auf „Tagesschau“ und WDR-Nachrichten

Stockende Tarifverhandlungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 04.07.2024, 13:11 Uhr

Bundesweite Streiks in der ARD: Auswirkungen auf "Tagesschau" und WDR-Nachrichten – Stockende Tarifverhandlungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – Bild: ARD Design

Immer wieder kam es in den vergangenen Wochen zu Warnstreiks diverser ARD-Anstalten. Nun ist es wieder so weit: Die Mediengewerkschaft VRFF (Vereinigung der Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden) hat am gestrigen Mittwochabend (3. Juli) in mehreren Rundfunkanstalten bundesweit zu Streiks aufgerufen. Grund für den Streik sind die stockenden Tarifverhandlungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Erste Auswirkungen hatte die Arbeitsniederlegung bereits auf das Programm.

So sind am Mittwochabend im WDR Fernsehen die „Aktuelle Stunde“ um 18:45 Uhr und „WDR aktuell“ um 21:45 Uhr entfallen. Darüber hinaus wurden die vom NDR produzierten „Tagesschau“-Ausgaben im Rahmen des „ARD-Morgenmagazins“ am Donnerstagmorgen nur in eingeschränkter Form gesendet – ohne Bebilderung der angesagten Nachrichtenbeiträge.

Die VRFF informiert darüber, dass mit weiteren Sendungsausfällen bei WDR und NDR zu rechnen ist. Auch bei Radio Bremen und SWR seien Produktionseinschränkungen zu erwarten. Darüber hinaus werde es in den nächsten 48 Stunden zu erheblichen Ausfällen in der Sachbearbeitung beim Beitragsservice kommen, der ebenfalls bestreikt wird.

Die Beschäftigten bei ARD und ZDF haben schon in den vergangenen Jahren mehrfach Reallohnverluste hinnehmen müssen, weil die tariflichen Steigerungen weit unter der Inflationsrate geblieben sind, erläutert Christian Gesch, Vorsitzender der Bundestarifkommission der VRFF. Wir sind nicht bereit weitere Reallohnverluste hinzunehmen und werden daher immer wieder vereinzelte und gezielte Streikmaßnahmen durchführen.

Laut VRFF haben die WDR-Arbeitgeber am 2. Juli lediglich eine völlig unzureichende neue Angebotsvariante vorgelegt, so VRFF-Verhandlungsführer im WDR, Matthias Kopatz. Dem jüngsten WDR-Angebot von 2,25 % im Jahr 2024 und garantierten nur 1,23 % jährlicher Steigerung ab 2025 steht die Forderung der VRFF entgegen, mindestens so hoch abzuschließen wie vergangenes Jahr im Öffentlichen Dienst. Christian Gesch: Die Gehaltsforderung der VRFF von über 10 Prozent schaffen überhaupt erst die Voraussetzungen, für die von der Politik verlangten Reformen im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk – die die Beschäftigten auch wollen – auch das erforderliche qualifizierte Personal halten bzw. bekommen zu können.

Seitens des WDR heißt es, dass man der VRFF am Dienstag ein verbessertes Angebot vorgelegt habe. Dieses bewegt sich im Rahmen dessen, was finanziell für den WDR noch möglich ist. Das Angebot zeige, dass man bereit sei, sich auf die Gewerkschaften zuzubewegen. Gleiches erwarte man nun auch von der Gegenseite: Die aktuellen unrealistischen Forderungen der Gewerkschaften von mehr als zehn Prozent Gehaltssteigerungen für zwölf Monate kann und wird der WDR nicht erfüllen.

Die Tarifverhandlungen würden an einem kritischen Punkt stehen. Wenn keine Einigung erzielt wird, seien umfangreichere Streikmaßnahmen und massive Ausfälle im Programm zu erwarten. Wir sind zu weiteren Schritten bereit, um ein angemessenes Angebot zu erhalten, bekräftigt Gesch.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Sollten sich die gewünschten Gehaltserhöhungen nicht finanzieren lassen, wenn man endlich mal die überbordende Bürokratie in den Sendern zusammenstutzt? Also ordentlich Stellen streicht, und zwar in der Verwaltung?

    (Am meisten fürchte ich mich vor den "erheblichen Ausfällen in der Sachbearbeitung beim Beitragsservice" - also bei der zum "Service" umgelogenen GEZ wird kein Geld mehr eingetrieben? Ich schlottere schon.)
    • am via tvforen.de

      Sollte es mal eine richtige Regierung geben wird hoffentlich dieses Staatsfernsehen endlich eingestellt.
    • am via tvforen.de

      tiefra schrieb:
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      > Sollte es mal eine richtige Regierung geben wird
      > hoffentlich dieses Staatsfernsehen endlich
      > eingestellt.


      Wir haben ein öffentlich- rechtliches Fernsehen. Und das hoffentlich noch sehr lange! Dafür sollten sie lieber diese Volksverblödungssender einstellen.
    • am via tvforen.de

      Du meinst sicher eine AFD geführte Putins Marionetten-Regierung mit einem Propaganda-Staatsfernsehen.
  • am

    Als die Tage beim SWR gestreikt wurde, sendeten sie teilweise eine vorab aufgezeichnete Notnachrichtensendung. Und das im ÖR! Da dürfte doch gar nicht gestreikt werden bei dem Staatsauftrag wo die haben. Wird die Tariferhöhung wieder als Grund hergenommen die Gebühren zu erhöhen. 👏
    • am

      Nur Beamte dürfen in Deutschland nicht streiken und meines Wissens ist beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen keiner verbeamtet. Das wäre auch ziemlich widersprüchlich, da besagter Staatsauftrag eine unabhängige Berichterstattung fordert.
  • am via tvforen.de

    Ich verstehe nicht, dass der WDR keine Möglichkeit hatte, die "Aktuelle Stunde" trotzdem zu senden. Es ist schließlich das "Flaggschiff" des Senders.
    Das hätte ich nie für möglich gehalten, ich bin fassungslos.
    Vielleicht erinnert sich noch jemand an 1985, als alle Dritten Programe "Live Aid" übertrugen...- nur der WDR unterbrach zwischendurch für ihre "Aktuelle Stunde"!!!
    Meines Wissens gab es bisher keinen einzigen Tag ohne "Aktuelle Stunde".

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