Aus dem Stegreif in die Quoten

Nur mit Mühe konnte Hugo Egon Balder sein Konzept vom heiteren Begrifferaten überhaupt bei einem Sender unterbringen. Beinahe wäre es daran gescheitert, dass Improvisation sich bei der Präsentation eines neuen Formats eben nicht vor- bzw. nachlesen lässt. Der Witz entsteht naturgemäß irgendwie, na ja, spontan eben. Und Spontanität ist den meisten Programmverantwortlichen suspekt, weil ihnen ja jegliche Vorstellungskraft bei der Lobotomie (derzeit Einstellungsvoraussetzung bei jedem Medienjob) entfernt worden ist.

Quoten hingegen lassen sich prima lesen. Und die von „Genial daneben“ sind so gut, dass Hugo jetzt noch eins nachlegen darf. Unter dem Arbeitstitel „Schillerstraße“ wird ab Herbst ein Team von festen Komödianten und wechselnden Gästen fröhlich weiter improvisieren. Der Witz an dieser Sache ist ein kleiner Mann im Ohr, der den einzelnen Protagonisten jeweils Charaktere und Situationen einflüstert, auf die sie irgendwie reagieren müssen ohne den Zusammenhang zu kennen. Nur der Zuschauer bekommt alle Anweisungen mit und behält so den Überblick.

Die feste Besetzung steht zwar noch nicht fest, aber wer will, der darf ein-zwei Euro auf Bernhard Hoecker wetten, der im Springmaus Improvisationstheater in Bonn derzeit ähnliches veranstaltet: In dem Programm „Schräger wie Pisa“ geht es um ausschließlich um den Stegreif – und was aus ihm (un)sinniges so entstehen kann.