ARD und ZDF kritisieren WM-Bilder

‚Zuschauer sind andere Bilder gewöhnt‘

Jutta Zniva – 17.06.2006

Die deutschen Sender sind mit der Qualität der Fernsehbilder der WM-Spiele nicht zur Gänze zufrieden. Die Kritik an den von „Host Broadcasting Service“ (HBS) produzierten Bildern: Zeitlupen nach fünf Minuten, zu wenig Emotionen, zu viele Einstellungen in der Totalen und zu wenig Großaufnahmen.

„Unsere Zuschauer sind andere Bilder gewöhnt. Die Regie ist viel zu defensiv, da kommen zu wenig Emotionen rüber. Wir werden die Kritik aufnehmen und massiv an HBS weitergeben“, zitiert der „Kölner Stadtanzeiger“ ARD-Teamchef Heribert Faßbender im „Express“. Außerdem würden Zeitlupen nach fünf Minuten eingeblendet. „Das geht nicht, vor allem dann nicht, wenn in dieser Zeit der Ball im Spiel ist.“ Auch ZFD-Chefredakteur Nikolaus Brender ist unzufrieden: HBS benutze zu häufig die Bild-Totale und viel zu wenig Großaufnahmen.

Francis Tellier, Direktor der Firma HBS, die 500 Fernsehstationen in 200 Ländern mit WM-Bildern beliefert, wies die Kritik an der Bildregie zurück. Man produziere für den weltweiten Markt, jedes Land habe andere Sehgewohnheiten. Außerdem sei, so Tellier, das Spiel nicht überall auf der Welt gleichermaßen bekannt. „Die Deutschen wollen viele Großaufnahmen, anderen Ländern muss Fußball erst beigebracht werden, deshalb so oft die Totale.“

Auch die Fifa wies die Kritik an den TV-Bildern zurück. Das TV-Konzept sei das gleiche wie bei der WM 2002. Anweisungen an die Fernsehregie von der Fifa gebe es nicht. Auch den Vorwurf, es seien zu vielen Einstellungen in der Totalen zu sehen, damit die Werbebanden besser im Bild seien, sei „an den Haaren herbeigezogen“, sagte Fifa-Mediendirektor Markus Siegler.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Na nu, man kann seinen Thread hier nicht bearbeiten? Dann muss ich halt noch einen schreibem *g*

    Was die Kritik zum 16:9-Format betrifft: Auch das kann ich absolut nicht nachvollziehen. 16:9 liegt NÄHER am menschlichen Sehvermögen als das völlig einschränkende 4:3, das höchstens vielleicht mal bei Menschen die 2 Promille intus haben ihren Sichtbereich passend wiedergibt. Gerade durch das "gestreckte" Fußballspielfeld ist doch eine Widescreen-Übertragung optimal und macht das Spielgeschehen doch gleich viel übersichtlicher.

    Ich wiederhole: Lasst bitte alles so, wie es ist! ;)
    • am via tvforen.de

      Ich kann die Kritik insofern nicht nachvollziehen, als dass ich Großaufnahmenorgien HASSE, weil die Übersicht komplett verloren geht. Insofern bin ich auch mit der WM-Übertragung (von der schlechten Bildqualität mal abgesehen) sehr zufrieden - viel Totalen, und nur dort, wo es angebracht ist, in die Großaufnahme gehen. Ich schau ja auch nicht Fußball, um Emotionen zu sehen - dafür sind Soaps da :p

      Auch die Kritik zur Einblendung der Wiederholungen kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Klar werden einige Szenen erst 5 Minuten später eingeblendet, aber was soll man denn auch tun wenn bis dahin der Ball ständig im Spiel war.

      Fazit: Lasst bitte alles so, wie es ist!
      • am via tvforen.de

        Die deutschen Sender können sich hier mal ansehen, wie gute Fernsehübertragung aussieht. Sie selber zeigen viel zu oft Nahaufnahmen. Ärgerlich sind auch immer Nahaufnahmen von irgendwelchen Promis aus dem Publikum während das Spiel weiterläuft. Die Übertragungen der deutschen Sender sind eher für "Bunte"- als für "Kicker"-Leser.
        • am via tvforen.de

          Auch ich kann auf noch mehr Nahaufnahmen gern verzichten. Und Zuschauer (jubelnd oder nicht) interessieren mich wenig, vor allem nicht, solange das Spiel läuft. Besonders nervt mich bei laufendem Ball die Einblendung von Prominenten, Präsidenten usw., sobald der Kameramann sie gefunden hat.

          Die Wiederholungen kamen m.E. recht schnell, nur zu viele hintereinander. Einmal das Tor live, zwei verschiedene Wh. sollten genügen, wenn das Spiel wieder weitergeht.

          Nochmal: Die Totale ist und bleibt das Wichtigste (auch wenn ich seit einiger Zeit die Rückennummern nicht mehr erkennen kann), Nahaufnahmen von der Eckfahne bitte nur, wenn dort ein verletzter Spieler liegt.
          • am via tvforen.de

            "Nahaufnahmen von der Eckfahne bitte nur, wenn dort ein verletzter Spieler liegt."


            Oder ein Spieler einen "Begattungstanz" aufführt. (siehe vor 12 oder 16 Jahren den Spieler einer afrikanischen Mannschaft.)
        • am via tvforen.de

          Es gibt partout nix an den Fernsehbildern auszusetzen. Fußball im Tv besteht nunmal mehr aus der Totalen und weniger aus den Nahaufnahmen.
          Allerdings haben Zeitlupen während des Spieles nix verloren. Es gibt die Halbzeitpause. Da kann man die Tore zur Genüge auswerten.
          • am via tvforen.de

            >Fußball im Tv besteht nunmal mehr aus der Totalen und weniger aus den >Nahaufnahmen.

            Leider ist die Totale zu total und die Halbtotlae wurde mit der Einführung des Schmalspurfernsehens zwangsweise abgeschafft.
            Das ist das eigentliche Problem: Wenn bspw. eine Strafraumszene beurteilt werden soll bräuchte die Kamera mehr Platz nach oben, um eine Halbtotale herzustellen - und der fehlt - und deshalb wurde sie abgeschafft.

            Dafür sind nur noch Nahaufnahmen aus der Parallel- / Froschperspektive zu sehen. Die MTV-Generation freut's aber die Perspektive ist weg.

            Die Krokodilsträne der Fernsehverantwortlichen sind lächerlich.
            Jeder dort weiß, warum Fußball im Philips-Format nicht mehr sauber übertragen werden kann - aber bei einem Projekt wie "!6:9", dass immer noch auf ganz wackligen Füßen steht - hinter dem aber ganz massive wirtschaftliche Interessen stehen, muß die Klappe gehalten werden.
        • am via tvforen.de

          Also, dass früher minutenlang nach dem Schlusspfiff aus dem Stadion übertragen wurde, stimmt nun überhaupt nicht. Sobald der Reporter früher "zurück in die Sendezentrale" gab, war Schicht im Schacht. Es hing in der Regel vom Reporter vor Ort ab, wie lange noch Bilder aus dem Stadion kamen. Manche resümierten schon kurz vor dem Schlusspfiff über das Spiel, um sich wenige Sekunden nach dem Abpfiff zu verabschieden. Andere taten dies erst nach dem Pfiff. Also war manchmal schon zehn Sekunden nach Spielende nichts mehr aus dem Stadion zu sehen. Nur selten gab es eine volle Minute nach dem Pfiff noch Bilder im deutschen Fernsehen. Lediglich bei entsprechenden Anlässen (Endspiel oder Halbfinale) wurde die Übertragung länger übernommen. (Und wann gab es in Deutschland zuletzt die Siegerehrung beim Spiel um den dritten Platz?)
          • am via tvforen.de

            wunschliste.de schrieb:
            > "Unsere Zuschauer sind andere Bilder gewöhnt. Die Regie ist
            > viel zu defensiv, da kommen zu wenig Emotionen rüber.

            Ich kann mich über diese Kritik nur wundern. WÄHREND des Spiels will ich auf die bestmögliche Art das Spielgeschehen verfolgen können, und da ist die Totale nun mal das A und O, um den Überblick zu bekommen. Bei jeder längeren Großaufnahme von einzelnen Spielern besteht die Gefahr, diesen Überblick zu verlieren.

            Für Emotionen wäre VOR und NACH dem Spiel und in der Pause genug Zeit. Früher war es üblich, nach Abpfiff noch ungefähr 5 Minuten im Stadion zu bleiben und - mit möglichst spärlichem Kommentar - die Reaktionen von Spielern, Trainern und Fans zu zeigen. Heute gibt man nach spätestens 60 Sekunden zurück ins Studio. Okay, es muss schnell Werbung gezeigt werden, um die teuren Rechte zu refinanzieren. Das könnte ich sogar noch halbwegs entschuldigen. Aber auch bei den 21-Uhr-Spielen, wo es keine Werbung mehr gibt, schaltet man viel zu schnell aus den Stadien weg und fängt z.B. gleich mit den staubtrockenen Analysen von Netzer und Delling an. Die mögen ja ihre Berechtigung haben, aber doch bitte nicht 5 Minuten nach Spielende, wenn im Stadion noch die Post abgeht!

            Und daran erkennt das größte Versäumnis von ARD und ZDF, das für mich völlig unverständlich ist: Die WM findet im eigenen Land statt, und die öffentlich-rechtlichen Sender sind nicht mit Ministudios im Stadion vertreten! Premiere macht das, ausländische Sender machen es (z.B. ITV), ARD und ZDF machen es nicht. Das ZDF versucht zwar immerhin, mit seiner "ZDF-Arena" in Berlin mühsam Stadionatmosphäre nachzuahmen, aber wozu betreibt man diesen Aufwand, wenn man die "echte" Atmosphäre aus den Stadien quasi gratis haben könnte? Nur damit man alle Spiele des Tages von denselben Experten auseinandernehmen lassen kann? Ein bisschen Abwechslung hätte hier auch nicht geschadet.

            Fazit: ARD und ZDF wollen mit ihrer Kritik an HBS offenbar nur von eigenen Versäumnissen ablenken. Wobei ich damit die Übertragungen nicht grundsätzlich schlecht machen will. Vieles ist bei ARD+ZDF auch besser als bei Premiere (nicht nur die Bildqualität). Aber eben nicht alles.
            • am via tvforen.de

              Dazu noch ein Interview mit Volker Weicker, dem Regisseur des Endspiels von 2002:

              [url]http://www.sueddeutsche.de/sport/weltfussball/artikel/383/78305/[/url]


              Das Problem ist, dass die ganze Welt gegen die Fernsehbilder rebelliert :-)
              Ich finde, man gewöhnt sich - unter den von Philips vorgegebenen Umständen - daran.

              Nur die Übertragungen aus München sind richtig grausam - da wird nur die Ameisenkamera benutzt (liegt aber an der Aufstellung der Führungskamera "im Himmel")
              • am via tvforen.de

                Der Vorwurf mit den Werbebanden klingt für mich bei der Fifa aber plausibel.
                Für mich ist die Fifa kein Verein mehr, sondern ein verdammt gutes Milliardenunternehmen.

                Das die Fifa keine Anweisungen wegen der TV-Bilder gibt wäre ja ein Wunder, da sie ja sonst so viele Anweisungen geben.

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