Aktueller „Tatort“-Befund: Lob, Kritik und eine Patienteninformation

Reaktionen auf „Edel sei der Mensch und gesund“

Jutta Zniva – 04.04.2011

Aktueller "Tatort"-Befund: Lob, Kritik und eine Patienteninformation – Reaktionen auf "Edel sei der Mensch und gesund" – Bild: rbb/GORDON

Der jüngste „Tatort“ aus Berlin, „Edel sei der Mensch und gesund“, den am Sonntag 9,51 Millionen Zuschauer im Ersten gesehen haben, wurde Medienberichten zufolge u.a. vom Vorsitzende des Hausärzteverbands und von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen kritisiert. Lob kommt von einer österreichischen Gesundheitsombudsfrau. Die Uni-Kliniken Hamburg und Kiel wiederum haben eine nicht unwesentliche Information für Menschen, die (wie ein Patient im „Tatort“) an Morbus Crohn erkrankt sind.

Für Dieter Conrad, den Vorsitzenden des Hausärzteverbands Hessen, war der „Tatort“ zum Thema Abrechnungsbetrug in Arztpraxen „konstruiert“ und „unrealistisch“. Wenn, wie im „Tatort“ dargestellt, viele Ärzte sich aufgrund knappen Kassen-Budgets weigerten, ein teures Medikament zu verschreiben, liege die Schuld nicht beim Arzt, sondern gründe auf einem Fehler im Arzneimittelsystem. (Genau dieses Problem hat – Anmerkung der wunschliste.de-Redaktion – der „Tatort“ eigentlich thematisiert.)

Cornelia Kur, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, erklärte Meldungen von Nachrichtenagenturen zufolge, dass die Hemmschwelle des Betrügens nicht „derart niedrig“ sei wie im Film. Seine Kassenzulassung würde kein Arzt „so leicht“ aufs Spiel setzen. (Leicht aufs Spiel gesetzt hat seine Kassenzulassung allerdings auch der Arzt im „Tatort“, gespielt von – siehe Bild – Dieter Mann nicht, im Gegenteil.)

Die niederösterreichische Gesundheitsombudsfrau Helga Krismer wiederum findet den im „Tatort“ thematisierten Fall eines kranken Kindes, das lebenswichtige Medikamente nicht bekommt, weil das Verschreibungskontingent des behandelnden Arztes ausgeschöpft ist, sehr realistisch: „Ich erhalte zahlreiche Briefe, Mails und Anrufe mit genau solchen Fällen. Asthmakranke Kinder bekommen Medikamente nicht, weil sie den Krankenkassen zu teuer sind oder die Kinder zuerst alle Kassenmedikamente, die nachweislich schlechter wirken, versuchen müssen, bis die Krankenkasse das bessere, teurere Medikament bewilligt. Ärzte, die helfen wollen, unterstützen die Eltern in diesem Kampf meist, stoßen aber auch an ihre Grenzen“.

Eine wichtige Information für Morbus-Crohn-Patienten kommt von Ärzten der Uni-Kliniken Hamburg und Kiel: Die Behandlung mit den kombinierten Medikamenten „Infliximab“ und „Azathioprin“ sei (im Gegensatz zu der Darstellung im „Tatort“) eine empfohlene Standardtherapie und kein Behandlungsfehler.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Grenzfälle "gibt es nicht", alles wird über eibnen Kamm geschert, das Individuum bleibt auf der Strecke!
    • am via tvforen.de

      Also ich fand den Tatort auch ein bißchen an den Haaren herbeigezogen!
      Ich pflege selbst ein Familienmitglied nahezu seit vier Jahren!
      Ist auch ein normaler Kassenpatient und braucht Medikamente, die nun
      auch nicht billig sind, aber so drastisch, wie es im Tatort dargestellt wurde,
      empfinde ich es nun auch wieder nicht!

      Gruss Nicko!
      • am via tvforen.de

        Na hoffentlich hat's auch der Rößler gesehen... Ach nee, der ist ja gerade mit was anderem beschäftigt! ;-)

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