Netz Natur Folge 147: Kängurus: Duell auf dem Golfplatz
Folge 147
Kängurus: Duell auf dem Golfplatz
Folge 147
Sie sehen aus wie Aliens von einem fremden Planeten – und so einzigartig und effizient wie ihre hüpfende Fortbewegung ist auch die gesamte Biologie der Kängurus, wie neue Studien enthüllen. Weibchen haben drei Vaginen und sind unglaublich fruchtbar. Die Hüpfer kommen erdnussgroß zur Welt und werden größer als ein Mensch. Und sie sind so erfolgreich, dass sie in Australien den Menschen ins Gehege kommen – sogar auf dem Golfplatz. „NETZ NATUR“ zeigt nicht nur die unglaublichen biologischen Einzelheiten aus der Wunderwelt der Kängurus in Down Under. Erzählt werden auch Geschichten, die ans Herz gehen: etwa von Findelkindern, die vom Känguru-Rettungsdienst geborgen und hingebungsvoll aufgepäppelt werden. Die Sendung zeigt den widersprüchliche Umgang mit diesen einzigartigen Tieren: Auf der einen Seite wird ihre massive Vermehrung durch Abschüsse bekämpft, und auf der anderen Seite birgt der Rettungsdienst verletzte Tiere, pflegt sie und setzt sie wieder aus. Und dazwischen stehen die Wissenschaftler, die den Konflikt zwischen Tieren und Mensch mit sanften Mitteln zu lösen versuchen. Auf dem Green des Golfklubs von Anglesea, Victoria, in Südostaustralien lebt eine Gruppe des Östlichen Grauen Riesenkängurus, denen die Golfbälle nur so um die Ohren fliegen. Aber nicht nur, weil die Golfregeln Spielbeeinträchtigungen durch Kängurus nicht vorsehen, gibt es Konflikte mit Menschen – auf der offenen Grasfläche tummeln sich einfach zu viele Hüpfer. Ein Forschungsprojekt der Universität Melbourne soll nun sanft Abhilfe schaffen: Die Wissenschaftler nützen den überschaubaren Golfplatz für ihre Forschung und schränken mit Verhütungsmitteln die Vermehrung der Kängurus
ein. In der Wildnis australischer Nationalparks kann die starke Vermehrung der grossen Känguruarten zu Massensterben durch Nahrungsmangel führen, und wo sie die Farmer als Konkurrenten auf ihrem Weideland sehen, werden sie professionell abgeschossen. Auch die vielen Strassenunfälle mit grossen Kängurus belegen: Die Hüpfer sind auf dem Vormarsch. „NETZ NATUR“ zeigt im Film mit dem Originaltitel „Kangaroo Kaos“, die erfolgreiche Lebensstrategie der Grossen Riensenkängurus, die im Vergleich zu ihren kleineren Artgenossen nur wenige natürliche Feinde haben. Was sie unter den grossen Säugetieren so erfolgreich macht, ist ihre einzigartige Fortpflanzung und Aufzucht der Jungtiere mithilfe ihres Bauchbeutels. Nach nur rund 36 Tagen Tragzeit bringen Kängurumütter meist ein Jungtier zur Welt, welches die Grösse einer Erdnuss hat. Durch ihren Instinkt geleitet klettern die nackten Babys von der Geburtsöffnung durch das Fell der Mutter in deren Bauchbeutel, wo sie für die nächsten neun Monate bleiben und heranwachsen. Kaum hat ein Jungtier den Beutel verlassen, kommt bereits das nächste Junge. So kann ein Känguru bis zu drei Jungtiere verschiedenen Alters gleichzeitig aufziehen, was im Tierreich selten zu finden ist. Bei den Riesenkängurus bestimmen die Weibchen das soziale Leben: Mütter, Schwestern und Töchter leben mit ihren Jungen in losen Familienverbänden zusammen. Die Männchen gesellen sich vorwiegend während der Paarungszeit hinzu. Und das gibt Ärger in der Kleinstadt Anglesea – denn wenn die liebestollen Männchen in Gruppen durch die Vorgärten und die Strassen ziehen, kommt es zum Chaos. Und bei den derben Kickbox-Duellen um die Gunst der Weibchen bleibt ab und zu einer auf dem Golfplatz auf der Strecke. (Text: SRF 1)