NDR Kultur – Das Journal Folge 7: Folge 7 (2016/2017)
Folge 7
Folge 7 (2016/2017)
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Was steckt hinterm Hawaiihemd? Jürgen von der Lippe auf Tour im Norden Sein Vater war Barkeeper in einem Aachener Stripteaselokal, in dem Jürgen von der Lippe, damals noch Hans-Jürgen Dohrenkamp, seinen 16. Geburtstag feierte. Ob das dazu geführt hat, dass er es oft gerne zotig mag? Dabei liebt der Ex-Germanistikstudent auf der anderen Seite Fremdwörter, bezeichnet sich gerne als einen „Histrioniker“. Einen Menschen, der nach Beachtung strebt, der süchtig nach der Bühne ist. Von der Lippe, ein Junkie. Und deshalb zieht es ihn mit seinen 68 Jahren immer noch auf die Bühne. Nicht umsonst gilt er als „Godfather of Comedy“, als „Showdino“. Er selbst sieht sich als „Kulturgeschichte“. Das „Kulturjournal“ trifft diese „Kulturgeschichte“ in Leer und spricht mit ihm über das Alter, Humor und versucht herauszufinden, wer sich da eigentlich hinter den bunten Hemden verbirgt. „Hamburger Tüddelband“: Auszeichnung für Kinderbuchautorin: Julia Westlake trifft Kirsten Boie Sie schreibt seit über 30 Jahren. Die Hamburger Autorin Kirsten Boie hat bereits über 100 Kinderbücher verfasst, im Schnitt drei Bücher pro Jahr. Und dabei macht sie auch vor schwierigen Themen nicht Halt, schreibt über Aidswaisen oder syrische Flüchtlinge. Sie meint, dass man Kindern alles zumuten kann, was sie im Leben kennenlernen. Das Entscheidende ist, dass sie wissen, wie man es erzählt. Und das tut Kirsten Boie mit viel Erfolg und Einfühlungsvermögen. Dafür bekommt sie am 15. September 2016 den Preis „Hamburger Tüddelband“ im Rahmen des 8. Internationalen Harbour Front Literaturfestivals verliehen. Julia Westlake hat sie im Vorfeld getroffen und mit ihr Tüddelband gespielt. Jugendträume: Fatih Akin verfilmt „Tschick“ Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“ ist in kürzester Zeit ein Kultbuch, wenn nicht ein Klassiker geworden. Es ist die Geschichte von zwei sehr ungleichen Jungen, die in den Sommerferien in einem geklauten Lada kreuz und quer durch Brandenburg fahren, die in die Walachei wollen und in einem neuen Leben ankommen. Unzählige Leser, viele Bühnenfassungen und nun, mit Spannung erwartet, auch die Verfilmung. Fatih Akin hat die Story ganz nah am Original inszeniert. In einer gelungenen Mischung aus Roadmovie und Pubertätsgeschichte: schnell und kraftvoll, aber auch leise und zerbrechlich. Das „Kulturjournal“ trifft den Regisseur und die beiden Hauptdarsteller. (Kinostart: 15. September 2016). „Lasst meine Bilder
nicht sterben“: die Tragödie des Malers Felix Nussbaum Er wurde erst spät wiederentdeckt und hat immer noch keinen festen Platz in der Kunstgeschichte: Felix Nussbaum (1904 – 1944), einer der großen Maler des 20. Jahrhunderts. Bevor sich seine Spur in Auschwitz verlor, schuf er Bilder, die zu den erschütterndsten Zeugnissen der Judenverfolgung gehören. 1933 war der Maler aus Osnabrück Stipendiat in der Villa Massimo gemeinsam mit Arno Breker. Der eine wurde Hitlers Lieblingskünstler, der andere floh, versteckte sich in Ostende und Brüssel, wurde in Frankreich interniert, nach erneuter Flucht von der Gestapo aufgespürt und schließlich deportiert. „Lasst meine Bilder nicht sterben“, soll Nussbaums sehnlichster Wunsch gewesen sein. Der belgische Autor Mark Schaevers erzählt von Nussbaums Leben und den eigenen Recherchen in seinem eindrucksvollen Buch „Orgelmann“ (Galiani Berlin). Das „Kulturjournal“ trifft ihn im Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück. „Mein Leben als Schäfer“: der ungewöhnliche Bestseller aus England Ein Schäfer aus dem Lake District ist Englands derzeit erfolgreichster Buchautor: James Rebanks. In seinem Buch „Mein Leben als Schäfer“ (C. Bertelsmann) schreibt er über die Liebe zum Land und zu einem uralten Beruf. Er erzählt ohne jede Romantisierung vom Schäferhandwerk, von der Tradition, die in seiner Familie schon Generationen überlebt hat. Als „herdyshepherd“ twittert Rebanks digitale Postkarten von seinen Tieren und der Natur, 80.000 Menschen folgen ihm. Warum wollen ausgerechnet jetzt so viele Briten darüber lesen, wie ein Mann seine Schafe hütet? Rebanks sagt: „In unserem Leben als Schäfer geht es nicht immerzu ums Ich. Hier bist du Teil einer Gemeinschaft. Du arbeitest da in den Bergen, mit den Schäferhunden. Du bist Teil eines Wir.“ Das „Kulturjournal“ hat mit James Rebanks Schafe gehütet und über sein Buch gesprochen. „Schwandt in Sicht!“: Neues von Kapitän Jürgen Schwandt „Schwandt in Sicht!“: Kapitän Jürgen bespricht im „Kulturjournal“ jede Woche ein Thema, das ihn besonders bewegt. Viele Jahre ist Jürgen Schwandt zur See gefahren, hat hart gearbeitet und so manchen Sturm überlebt. Und hatte wohl in jedem Hafen mindestens eine Braut. „Überall habe ich gute Menschen kennengelernt und auch ein paar Arschgeigen. Aber ob gut oder Arschgeige, mit Hautfarbe, Pass oder Religion hat das gar nichts zu tun.“ Der Mann hat Haltung. Kapitän Schwandt hält mit seiner Meinung nicht hinterm Bug, sondern legt sich immer wieder mit rechten Populisten à la Pegida und AfD an, trotz Morddrohungen. (Text: NDR)