Menschen & Mächte Folge 175: Verschleppt und ausgebeutet. Zwangsarbeit in Österreich
Folge 175
Verschleppt und ausgebeutet. Zwangsarbeit in Österreich
Folge 175
Man stelle sich vor, die eigene, gerade dreizehn Jahre alt gewordene Tochter verschwindet spurlos, weder Radio, Fernsehen, Zeitungen noch Internet existieren als Suchhilfen. Die Polizei gibt keine Auskunft und droht den Suchenden mit Deportation. So könnte man die Deportationsmethoden des NS-Regimes während des Russlandfeldzuges zusammenfassen. Schwer traumatisiert und entwurzelt landeten Hunderttausende sowjetische Jugendliche als Zwangsarbeiter in einer völlig fremden Umgebung. Hier wurde eine ganze Generation um Lebensperspektiven und Zukunftschancen gebracht. Ab 1941 war auf dem Gebiet des heutigen Österreich jede dritte Arbeitskraft eine Zwangsarbeiter bzw. ein
Zwangsarbeiter. Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge oder deportierte Zivilisten hatten die durch Masseneinberufungen verloren gegangene Arbeitskraft zu ersetzen. 1944/45 schuftete etwa eine Million Menschen, um das auf Ausbeutung und Versklavung gebaute System nationalsozialistischer Kriegsökonomie bis zum Ende am Leben zu erhalten. Die Dokumentation von Andreas Novak und Wolfgang Stickler berichtet über diese Schicksale und das auf 2.300 Metern errichtete höchstgelegene Zwangsarbeitslager in Österreich und beschäftigt sich mit einem Aspekt nationalsozialistischer Verbrechen, der trotz seiner gewaltigen Dimensionen nur unzureichend im öffentlichen Bewusstsein verankert ist. (Text: ORF)