Folge 9

  • 9. Mensch Merkel! Widersprüche einer Kanzlerin

    Folge 9
    Als „Kohls Mädchen“ belächelt, zur „Mutter der Nation“ stilisiert – als „Volksverräterin“ verunglimpft: 2021 wird Angela Merkels Kanzlerschaft wohl enden. Der Film blickt zurück auf eine bewegte Biografie. Am Ende ihrer Regierungszeit ist die „Krisen-Kanzlerin“ noch einmal gefordert. Sie hat Deutschland durch die Finanz- und die Euro-Schulden-Krise gesteuert. Nach der Flüchtlingskrise ist Merkel nun auch noch mit der Corona-Krise konfrontiert. Als Wissenschaftlerin hat sie die Risiken der Pandemie früh erkannt. Und doch nahmen die Ministerpräsidenten ihr schon bald das Heft des Handelns aus der Hand.
    Erst mit der „zweiten Welle“ im Herbst 2020 meldet sich Merkel wieder zurück. Sie übernimmt die Führung und verordnet dem Land einen zweiten Lockdown. Dass Angela Merkel einmal Kanzlerin wird und so lange an der Macht bleibt, damit hatte wohl kaum jemand gerechnet. Sie ist die erste Frau an der Spitze einer Bundesregierung. Sie stammt aus der DDR. Sie ist keine Berufspolitikerin, sie hat nicht die „Ochsentour“ in der Partei hinter sich, und ihr fehlt der viel beschworene „Stallgeruch“.
    Trotzdem hat sie es an die Spitze geschafft. Auch in der internationalen Politik hat Angela Merkel sich großes Ansehen erarbeitet. In einer Welt unberechenbarer, autoritärer Männer gilt sie vielen als „Fels in der Brandung“. Tony Blair beschreibt es im Interview mit „ZDFzeit“ so: „Eine ihrer großen Fähigkeiten ist, in schwierigen Fragen sich immer mehrere Optionen offenzuhalten. Schließlich entscheidet sie sich und steht auch dazu. Ich denke, das ist der Grund, warum sie sich so lange im Amt halten konnte und warum sie so viel Einfluss hat.“ Charisma ist nicht ihre Stärke, eher Bodenständigkeit.
    „Sie kennen mich!“: Mit diesem Satz hat Angela Merkel Wahlen gewonnen – dabei kennt kaum jemand die Kanzlerin wirklich. Das sagen selbst Menschen, die lange und intensiv mit ihr zusammengearbeitet haben. So meint Katrin Göring-Eckardt, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, bei „ZDFzeit“: „Sie ist jemand, die wirklich weiß, was sie tut – aber selten weiß, was sie will.“ Sogar CDU-Mann Wolfgang Bosbach
    zeigt sich gegenüber „ZDFzeit“ ratlos.
    „Ich weiß wirklich nicht: Wer hat Zugang? Wer hat Einfluss? Auf wen hört sie wirklich? Auf wessen Rat? Wer kann Meinungsbildung und Entscheidungsfindung beeinflussen? Ich weiß es nicht.“ CDU-Mitglied und Historiker Andreas Rödder zieht bei „ZDFzeit“ eine kritische Bilanz der Merkel-Jahre: „Angela Merkels Kanzlerschaft ist von den großen Krisen geprägt, und sie ist immer als Krisenmanagerin aufgetreten, wobei sie es immer mit einem autoritären Pragmatismus betrieben hat.
    Zugleich muss man aber auch sagen, dass dieser autoritäre Pragmatismus des Krisenmanagements eines nicht gehabt hat: nämlich strategische Orientierung.“ Kritiker sind überzeugt, Merkel habe die CDU nach links zur Mitte geführt und so Raum am rechten Rand geschaffen – den dann sehr erfolgreich die AfD besetzte. Wolfgang Bosbach sieht es so: „Wenn man vor allen Dingen ganz wichtige politische Fragen, die zudem noch hoch kontrovers sind, als alternativlos erklärt, darf man sich nicht wundern, wenn sich dann eine Partei gründet, die genau diesen Begriff in ihren Parteinamen aufnimmt.“ Schon immer muss sich Merkel in ihrer eigenen Partei gegen Konkurrenten behaupten, die sich für die besseren Kanzler halten.
    Ihr langjähriger Weggefährte Thomas de Maizičre beschreibt ihr Erfolgsrezept so: „Angela Merkel hat immer davon gelebt, dass sie unterschätzt wurde, dass sie ein gutes Gefühl für den richtigen Zeitpunkt hatte und für etwas, was in der Politik überragend wichtig ist: Konstellationen.“ Etwas salopp bringt es Gregor Gysi im Interview auf den Punkt: „In Vier-Augen-Gesprächen haben mir das ja auch Leute eingeräumt, dass sie gedacht haben, sie wählen die ‚Mutti‘ für ein Jahr oder für zwei Jahre, und dann schicken sie sie wieder nach Hause.
    Sie hat die aber nach Hause geschickt. Das musst Du erst mal können.“ Wenn alles nach ihren Plänen geht, dann wird Angela Merkel noch bis zum Herbst 2021 Bundeskanzlerin sein. Dann wird sie Deutschland fast 16 Jahre lang regiert haben – und damit wäre sie fast ebenso lange im Amt wie ihr einstiger Mentor Helmut Kohl. Die Dokumentation zieht eine Bilanz ihrer Kanzlerschaft: Was zeichnete die „Ära Merkel“ aus? Und wie hat sie das Land geprägt? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 16.07.2019 ZDF

Sendetermine

Do. 02.12.2021
18:35–19:20
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Sa. 14.11.2020
20:15–20:55
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Do. 21.11.2019
09:10–10:00
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Sa. 21.09.2019
07:40–08:25
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Fr. 20.09.2019
11:40–12:25
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So. 18.08.2019
03:45–04:30
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Sa. 17.08.2019
11:30–12:15
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Fr. 16.08.2019
18:30–19:15
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Fr. 16.08.2019
01:15–02:00
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Do. 15.08.2019
20:15–21:00
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Do. 25.07.2019
03:15–04:00
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Mi. 24.07.2019
18:05–18:50
18:05–
Fr. 19.07.2019
18:00–18:45
18:00–
Do. 18.07.2019
19:30–20:15
19:30–
Do. 18.07.2019
01:30–02:15
01:30–
Di. 16.07.2019
20:25–21:10
20:25–
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