Seit Michael Higgins das erste Mal zum Präsidenten Irlands gewählt wurde, ist sein Land kaum mehr wiederzuerkennen. Damals lebte der keltische Tiger von Finanzhilfen der EU, eine harte Sparpolitik quälte die Bürger, inzwischen gilt das Land als Vorzeigekind für Wege aus der Krise. Und nicht nur wirtschaftlich. Ausgerechnet Irland, wo die katholische Kirche lange mehr zu sagen hatte als das Parlament, hat in den letzten Jahren entscheidende Schritte hin zu einem säkularen, fortschrittlichen Staat gemacht. Die Iren setzten in einem Referendum 2015 die Ehe für alle durch und beschlossen im Mai 2018, das strikte
Abtreibungsverbot zu reformieren. Sie emanzipieren sich von der langen und autoritären Herrschaft der Kirche. Doch nicht alles ist rosa auf der Grünen Insel. Der Brexit wird kein anderes europäisches Land härter treffen als die Iren, noch immer kämpfen sie mit den Folgen der Finanzkrise, die Kluft zwischen arm und reich ist massiv gewachsen. Und die Aufarbeitung der kirchlichen Missbrauchsskandale wird noch lange dauern und viel Leid zutage fördern. Vor der Präsidentschaftswahl am 26. Oktober 2018 schauen ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann und das Team aus dem Studio London auf Irland. (Text: Phoenix)