Folge 155

  • Laut sein und provozieren! Hard Rock in der DDR

    Folge 155 (30 Min.)
    Hardrocker im Studio – Bild: MDR/​Tom Fugmann
    Hardrocker im Studio
    Fröhlich sein und singen und dazu noch den Sozialismus preisen – so wünschten sich die Kulturpolitiker der DDR ihre Jugendlichen. Die Metalfans passten da nicht ins Bild, wie verstörte Stasi-Leute bei einem Konzert notieren: „Konflikte werden im Alkohol ertränkt und im ekstatischen Tanz Frust vergessen gemacht.“ Aus Leipzig berichtet die Geheimpolizei etwa von einem Fan, der „durch die Musik in einen tranceartigen Zustand eintrat, in dem er nicht einmal seine Freundin erkennt.“ Der Historiker und Autor von „Red Metal“ Nikolai Okunew gibt erstmals einen umfassenden Einblick in die Welt der harten Musik im Osten Deutschlands.
    Ein lebendiger Einblick in eine harte, unangepasste Parallelwelt im regulierten Staat. Ein Staat der sich schwertat, mit den schon äußerlich leicht identifizierbaren Metalfans – lange Haare, Jeans, oft angetrunken – umzugehen. Denn die zumeist männlichen Jugendlichen entsprachen nicht dem normierten Einheitsbild einer sozialistischen Persönlichkeit. Allerdings eckten die „Heavys“ nicht bewusst an, sie wollten ihre Musik hören, einfach „ihr Ding durchziehen“, auf Konzerte gehen und sich in Ekstase bringen.
    Vielleicht ist diese Musikszene – im Gegensatz zum Ostpunk – deshalb so unbekannt. Dabei gab es mehr als 100 Bands. „Frauen in der Musikbranche wurden auch gerne so ein bisschen woanders hingelenkt, zum Schlager oder so, Schlager war ja auch viel ungefährlicher. Ja, da hat man nette Texte, ohne großartig Gefahr zu laufen, dass da vielleicht eine versteckte Botschaft drin ist.“ So erinnert sich Kerstin Radtke, einst
    Sängerin bei Prinzz und Blitzz.
    Tatsächlich war die Rockszene in der DDR vorwiegend männlich, sieht man von Ausnahmen wie der Silly-Sängerin Tamara Danz, Ute Freudenberg oder Veronika Fischer ab. Für Radtke war das nie ein Problem, sie fühlte sich gleichberechtigt. Und auch ihre Musik hatte mit Schlager nicht viel gemein, Prinzz orientierte sich an der Neuen Deutschen Welle, Blitzz eher am Hard Rock. Gerade als sie so richtig durchstarten will mit einer Plattenproduktion im Westen, kommt die Wende und Ostmusik ist nicht mehr gefragt.
    Wie sie sich wieder gefangen hat mit Musikunterricht und neuen Bands und warum sie immer noch gern auf der Bühne steht, auch davon erzählt Kerstin Radtke in der „MDR Zeitreise“ Außerdem berichtet die „MDR Zeitreise“über das weltweit einzige Ostrockmuseum in Kröpelin unweit der Ostsee. Museumskurator Reinhart Dankert, der selbst in verschiedenen Bands gespielt hat, erzählt, wie es damals zuging, wenn er auf das Arrangement von Schlagzeug, Boxen und Gitarren zeigt: „Was war das wichtigste Zubehör auf einer Bühne zu DDR-Zeiten?“.
    Die Antwort: „Der Lötkolben“. Denn irgendwas war immer kaputt und musste repariert werden. Original-Schallplatten, Instrumente, Klamotten – hier werden 40 Jahre Kulturgeschichte lebendig. Das Museum steckt voller Raritäten. Beispielsweise der letzten Bassgitarre, auf der Klaus Renft gespielt hat. Oder alten Tonbändern und Plattenspieler, die teils verblüffende Ähnlichkeit mit West-Geräten haben. Im Regal steht auch das Kultgerät, der Stern Recorder, der „jeden Ostbürger in helle Verzückung bringt“, meint Reinhart Dankert. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.11.2022MDRDeutsche Online-PremiereFr 18.11.2022ARD Mediathek

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So 12.11.2023
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So 20.11.2022
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