makro Folge 197: Lateinamerika – Ende eines Wirtschaftsmodells?
Folge 197
Lateinamerika – Ende eines Wirtschaftsmodells?
Folge 197
Jahrzehntelang gewann die lateinamerikanische Linke an Einfluss. Von Kuba bis Argentinien kamen linke Präsidenten an die Macht mit Wahlgeschenken für die Armen. Nun schwindet ihr Rückhalt. Denn seit dem Verfall von Öl- und Rohstoffpreisen fehlt den linksorientierten Regierungen Lateinamerikas das Geld für soziale Umverteilungen. Ist das lateinamerikanische Wirtschaftsmodell am Ende? Das Wirtschaftswachstum auf dem Kontinent dümpelt bei einem Prozent. Der gerade erst entstandenen neuen Mittelschicht droht der Absturz. Damit brechen auch deutschen Exporteuren die Kunden weg. Venezuela, das ölreiche Land, das mit üppigen Gewinnen aus seinen Rohstoffexporten einst den „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ in die Nachbarländer exportierte, macht nun Milliardenverluste und steht vor dem Staatsbankrott. Der kubanische
Sozialismus, lange von der Sowjetunion und dann Venezuela alimentiert, lebte bereits seit Jahren nur noch vom Charisma des Revolutionsführers Fidel Castro. Nun sucht das Land sein Heil in der Annäherung an den kapitalistischen Erzfeind USA. Auch in Brasilien und Argentinien wurden linksgerichtete Regierungen abgewählt, Vetternwirtschaft und Korruption haben die neue Linke geschwächt in der Wirtschaftskrise rächt sich das nun. In Bolivien mildert Arbeiterführer Evo Morales seinen Konfrontationskurs gegen die Unternehmer im Land merklich ab. Lateinamerika braucht ein neues Selbstverständnis, besseres Krisenmanagement und Wirtschaftsreformen, um die jahrhundertealte Abhängigkeit von Rohstoffen zu beenden. Doch Konzepte für die dringend notwendigen Strukturreformen bieten auch die neuen Staatschefs bislang nicht. (Text: 3sat)