Liebe an der Macht Staffel 1, Folge 2: Margot und Erich Honecker
Staffel 1, Folge 2
2. Margot und Erich Honecker
Staffel 1, Folge 2 (45 Min.)
„Nun hat der Alte noch einmal ungewollt Schlagzeilen gemacht, und zwar weltweit!“ schreibt eine Frau über ihren Mann. Der „Alte“: Erich Honecker. Seine Frau: Margot. Erich und Margot – das ist erst einmal eine unangenehme Affäre, die der sozialistischen Staatsraison widerspricht. Erich Honecker ist nämlich mit Edith Baumann verheiratet, als er 1950 mit Margot ein Verhältnis eingeht. Zu seiner Ehe mit Edith hat ihn die Parteiführung überreden müssen. Und dann ist ein Kind unterwegs – und Genosse Erich findet Gefallen an Margot! Die Partei hat wieder ein Problem. Erich Honecker, der spätere Staatsratsvorsitzende, ein Männchen mit brüchiger Stimme, zu großer Brille, Hut – dieser Erich ein Frauenheld? Auf alten Privatfotos, die gerade erst in einem Koffer in Berlin entdeckt wurden, sieht Honecker aus wie ein Filmstar. Aber ein Frauenheld? Erich Honecker sucht sich starke Frauen, die geben den Weg vor. Margot Feist ist wie er bei der FDJ. Sie ist sehr attraktiv und weiß, was sie will. Margot und Erich heiraten. Zehn Jahre gelten sie als ideales
Ehepaar. Gemeinsam agieren sie auf der politischen Bühne. Die Partei ist zufrieden. Margot gilt als die Klügere, sie hat keine Probleme mit öffentlichen Auftritten, ist eine gewandte Rednerin – ihrem Mann in jeder Hinsicht überlegen. Was bindet sie an diesen Mann, dem sie zu Hause widerspricht, auch politisch? Nach zehn Jahren Ehe nicht mehr viel. Sie verliebt sich in einen Schauspieler, von dem sie ein Kind bekommt. Ungeniert tritt sie mit ihrem Liebhaber in der Öffentlichkeit auf. Sie bleibt bei ihrem Mann, betont aber umso resoluter ihre politische Eigenständigkeit. Als Ministerin für Volksbildung hat sie Einblick in alle wichtigen Vorgänge, auch als ihr Mann schließlich 1971 Staatsratsvorsitzender wird. Was hält die beiden zusammen, deren Ehe nach Ansicht vieler nur noch auf dem Papier besteht? Die Politik? Liebe? Gewohnheit? In einem ihrer letzten Interviews, in ihrem Exil in Chile, zitiert Margot Honecker den Staatsratsvorsitzenden mit hehren sozialistischen Sätzen. Ihren Ehemann Erich, dessen Urne sie bei sich zu Hause hat, lässt sie unerwähnt. Schlagzeilen macht „der Alte“ ja keine mehr. (Text: ARD)