Brückenunglücke Der 3. März 2010, ein Tag zum Feiern. Die Saale-Elster-Talbrücke, Deutschlands längstes Brückenbauwerk, ist zur Hälfte fertig gebaut. Ein schwieriges Prestige-Projekt, denn bauen ist in der Saale-Elster-Aue so gut wie unmöglich: Das Gebiet steht unter Naturschutz. Die Lösung: eine riesige Eisenbahnbrücke, erbaut mit einem besonderen Verfahren. In der „Vor-Kopf-Bauweise“ geschehen alle Arbeiten oben auf der Brücke. Von einem riesigen Gerüst aus werden die einzelnen Brückenpfeiler nach unten in die Erde gebohrt. Alle Arbeiter, Bagger und Baukräne befinden sich in 20 Metern Höhe. Hier oben arbeiten am 3. März 2010 elf Arbeiter, darunter auch Erwin Schneider, als die Plattform der tonnenschweren Konstruktion plötzlich ins Wanken gerät. Riesige Baugeräte und mittendrin die Arbeiter – alles stürzt mit ohrenbetäubendem Lärm 20 Meter in die Tiefe. Bei der Berufsfeuerwehr Halle geht der Notruf ein. Als die Rettungskräfte am Unglücksort angekommen, stehen sie vor einem großen Problem: in den Tagen zuvor hat es sehr viel geregnet. Es herrscht Hochwasser. Das Gebiet rund um die Baustelle ist ein
morastiger Sumpf. Die Retter kommen nicht an die Verletzten heran. Sie versuchen, mit Stegen und Leitern durchzukommen. Der Rettungshubschrauber kann nicht landen. Schlauchboote müssen ran. Ein Einsatz, an den sich die Feuerwehrmänner Uwe Dannowski, Sebastian Nitsche und Notarzt Ralf Kleczewski noch lange erinnern werden. Weiteres Thema: Es ist der 13. August 1973. Der Brückenbau-Ingenieur Gisbert Rother will an diesem heißen Sommertag seiner Lebensgefährtin Jutta und ihrem Sohn sein neuestes Projekt zeigen: die im Bau befindliche Brücke über den geplanten Stausee in Zeulenroda. Es ist ein Prestigeprojekt für die DDR, doch an diesem Tag passiert das Unfassbare. Die Brücke stürzt ein und vier Menschen verlieren dabei ihr Leben. Jutta Rother, die Lebensgefährtin des Ingenieurs, ist Ärztin und gibt als Ersthelferin zwischen den Trümmern ihr Bestes. Doch der Brückeneinsturz wird ihr Leben und das ihres Mannes für immer verändern. Denn schnell steht der Vorwurf der Sabotage im Raum. Die Öffentlichkeit soll von dem Unglück möglichst wenig erfahren, aber die Staatsmacht sucht einen Schuldigen, und der soll Gisbert Rother sein. (Text: mdr)