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Geheimnisse Asiens – Die schönsten Nationalparks: Im Reich der Indischen Löwen
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Ganz im Westen Indiens leben Raubkatzen, die man in Asien gar nicht erwarten würde: Löwen. Die Asiatischen Löwen waren vor 100 Jahren fast ausgestorben, haben heute aber im Sasan Gir Nationalpark im Bundesstaat Gujarat wieder einen wachsenden Bestand. Sie leben frei und ohne Zäune in einem Gebiet, das auch von Menschen besiedelt ist: Die Maldharis bewohnen kleine Siedlungen aus Lehmhütten und züchten Büffel, die sie tagsüber auf den Steppen des Gir-Nationalparks grasen lassen. Immer wieder reißen Löwen den wertvollsten Besitz der Ureinwohner, aber sie bleiben gelassen. Ein weltweit einzigartiges Miteinander von Mensch und Raubtier. Die Asiatischen Löwen bilden eine eigene Art, sie sind von der Größe her etwas kleiner als ihre Artverwandten in Afrika. Für ihren Schutz sorgen im Sasan Gir Nationalpark die sogenannten Lion Tracker, Löwenaufspürer. Ihre Aufgabe ist es, die Rudel im Blick zu behalten: Hat es vielleicht einen blutigen Revierkampf gegeben über Nacht, gibt es verletzte Tiere? Wandern die Rudel zu nah an die Siedlungen der Menschen? Die Lion Tracker haben keine Waffe außer einem langen Stock mit einer Axtklinge. Sie vertrauen darauf, die Sprache der Löwen richtig zu deuten und sich nicht in ihre Nähe zu begeben, wenn die Gefahr eines Angriffs besteht. Wenn Löwen verletzt sind, alarmieren die Lion Tracker das Wildlife Rescue Center, eine renommierte Dschungelklinik, die dann mobile Einheiten mit dem Jeep losschickt. So konnte der Bestand der Asiatischen Löwen schon auf über 540 Tiere wachsen. Allerdings lebt in den Wäldern von Gir noch
eine andere Raubkatze, mit der sich das Zusammenleben nicht so harmonisch gestaltet: der Leopard. Er gilt als erbarmungsloser Killer, der als Einzeltier um die Höfe der Maldhari streifen. Die Leoparden dringen sogar nachts in die offenen Hütten der Maldhari ein und greifen Kinder an. Und dennoch werden auch die Leoparden geschützt, denn auch ihre Art ist gefährdet. Im Norden Gujarats, nicht weit von der indisch-pakistanischen Grenze entfernt, dominieren Wüsten das Land. Die hier halbnomadisch lebenden Fakirani Jat züchten eine besondere Rasse von Kamelen, die Karai, die sich durch eine sehr ungewöhnliche Fähigkeit und Vorliebe auszeichnen: sie können schwimmen und lieben das. Karai-Kamele gehen fast täglich ins Meer, um bis zu drei Kilometer weit zu Mangroveninseln zu schwimmen. Denn Mangroven fressen sie am liebsten. Und gegen eine Abkühlung im Meer haben die Tiere ganz offensichtlich auch nichts einzuwenden. Kamelzüchter Ismail bindet sich eine improvisierte Schwimmhilfe aus Styropor um den Bauch und leitet die schwimmende Karawane zu geeigneten Stellen, an denen die Kamele gut wieder aus dem Wasser herauskommen. Einmal im Jahr trifft er sich mit den Kamelzüchtern aller anderen nomadisch oder halbnomadisch lebenden Volksstämme, den Fakirani, Rhabari und Maldhari, zum großen Wettscheren in der Wüste. Mit der Schere werden den Tieren kunstvolle Frisuren verpasst, Muster wie von Orientteppichen im nachwachsenden Fell. Dem Sieger winkt ein kleiner Geldpreis und sehr viel Ehre. Denn auf ihre Scherkünste sind die Maldhari besonders stolz. (Text: NDR)