Kulturzeit Folge 5763: Kulturzeit extra: Gefahr aus dem Netz – Wege, die Macht von Facebook, Twitter und Co. zu brechen
Folge 5763
Kulturzeit extra: Gefahr aus dem Netz – Wege, die Macht von Facebook, Twitter und Co. zu brechen
Folge 5763
Twitter, Facebook & Co.kommerzialisieren Daten und polarisieren die Gesellschaft, das ist auch im Bundestagswahlkampf zu spüren. „Kulturzeit extra“ zeigt erfolgreiche Alternativen. Was wäre alles zu erreichen, wenn die Bürger die Hoheit über ihre Daten wieder übernähmen? Wenn sie sie nicht (nur) kommerziellen Plattformen zur Verfügung stellten, sondern dem Gemeinwohl? Das wäre ein echter Ansatz, um die Welt zu verbessern. Wie, das erklärt Francesca Bria, Präsidentin des italienischen Nationalen Innovationsfonds, Gründerin der EU-Initiative „Decode“ und UN-Beraterin für digitale Städte in „Kulturzeit extra: Gefahr aus dem Netz“. Sie hat die Entwicklung von Städten wie Barcelona mit einem einfachen Gedankenmodell maßgeblich beeinflusst: Bürger geben bislang freiwillig ihre Daten an gewinnorientierte soziale Netzwerke. Was passiert, wenn man sie bittet, ihre Daten dem Gemeinwohl, der Gestaltung einer lebenswerten Stadt zur Verfügung zu stellen? Die Sendung beleuchtet die verschiedenen Facetten der Hoheit über die Daten und der Auswirkung auf die Meinungsfreiheit. Wie gefährlich Plattformen wie Facebook tatsächlich sind, belegen die Reporterinnen Sheera Frenkel und Cecilia Kang gerade in ihrem Buch „Inside
Facebook“: Gleich, ob es um den Sturm auf das US-Capitol oder darum ging, dass das burmesische Militär mithilfe von Fake-Accounts Gewalt gegen die muslimische Minderheit der Rohingya anstachelte, bei der 24 000 Menschen starben – der Facebook-Führungsebene war das jeweils früh bekannt und sie unternahm nichts. Für Adrian Daub, Literaturwissenschaftler an der Universität Stanford hat sich die Utopie einer neutralen Plattform schon längst ins Gegenteil verkehrt – er geht heute davon aus, dass es bestimmte Gewaltexzesse in der Welt ohne Facebook gar nicht erst geben würde. Auch der Medienwissenschaftler Michael Seemann entzaubert das Bild der scheinbaren Neutralität der Plattformen und fordert regulierende Maßnahmen. Für Judith Simon, Professorin für Ethik in der Informationstechnologie ist dies jedoch nur ein Baustein. Wie Bria propagiert sie neue, nicht kommerzielle Plattformen, auch im Hinblick darauf, dass ein geteilter öffentlicher Diskurs eine wichtige Basis für ein demokratisches Gemeinwesen ist. Wie stellt man der vergifteten, kommerzialisierten Diskussionskultur in Twitter, Facebook & Co.eine neue Öffentlichkeit entgegen? Diese Frage stellt „Kulturzeit extra“ mitten im deutschen Bundestagswahlkampf. (Text: ARD-alpha)