Kulturpalast Folge 112: Schmerzgrenzen: Muss Kunst weh tun?
Folge 112
Schmerzgrenzen: Muss Kunst weh tun?
Folge 112
„Es geht nicht ohne Schmerz – ohne Schmerz gibt es kein Bewusstsein“, behauptete Joseph Beuys und meinte nicht etwa die Geburt, sondern die Kunst. Moderatorin Nina Sonnenberg begibt sich mit ihrem Gast Christian Ulmen auf eine Reise an die Schmerzgrenze der Kunst – angefangen von den Selbstkasteiungen einer Marina Abramovic über die lebensgefährlichen Performances des Österreichers Wolfgang Flatz. Von dem neuesten Video von Rihanna bis zu den Bildwelten von Gottfried Helnwein. Tatsächlich fließt in der Kunst echtes Blut in Strömen. Warum eigentlich? Muss man, um die Grausamkeit der Welt verhandeln zu können, grausam sein? Müssen Künstler den Betrachter ein bisschen quälen, um ihn aus ihrer Komfortzone herauszulocken? Regisseur Johann Kresnik sagt
ja – und präsentiert wahre Splatterszenen in seinem neuen Stück „Die 120 Tage von Sodom“ an der Berliner Volksbühne. Ein zerhackter Fötus, blutige, nackte Menschen, Kannibalismus, alles im Dienste der Konsumkritik. Ist das gerechtfertigt? Der Schauspieler Christian Ulmen ist sich da nicht so sicher: „Ich würde nach so einem Stück erst recht shoppen gehen und ganz viel Seife kaufen“. Dabei ist Christian Ulmen selbst jemand, der seinem Publikum Schmerzen bereitet, wenn auch subtiler. Er quält es mit Fremdscham. Wer ihn als Uwe Wöllner, Alexander Eich oder aktuell als „Neuester Mitarbeiter“ sieht, der windet sich oft vor dem Bildschirm. Ulmen: „Ich mache das, weil ich selber ganz viel Scham empfinde, schon immer. Und das will ich teilen.“ (Text: 3sat)