Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Seit 13 Jahren reist Richterin Sueli Pini mit einem Justizschiff alle zwei Monate aus der Provinzhauptstadt Macapá zu den entlegenen Dörfern am Amazonas-Delta. Arne Birkenstock und sein Kamerateam haben eine ihrer Reisen begleitet.
    Der brasilianische Staat weiß bis heute nicht genau, wie viele Menschen überhaupt am Amazonas leben. Viele haben weder Pass noch Geburtsurkunde und sind somit bei keiner staatlichen Stelle registriert. Sie leben in unzugänglichen Weilern und Dörfern, zu denen keine Straße führt. Diese Menschen sind unsichtbar, sie haben keinen Zugang zu Sozialleistungen, nicht zu Gesundheitssystem, nicht zur Justiz. Es ist, als würden sie gar nicht existieren. „Diese Menschen wurden über viele Jahre vom brasilianischen Staat ignoriert und schlicht vergessen“, sagt Richterin Sueli Pini. Mit ihrem Justizschiff bringt sie ein ganzes Bündel staatlicher Dienstleistungen zu der Bevölkerung am nördlichen Amazonas. Der Dampfer beherbergt ein Gericht mit Staatsanwalt, Gerichtsvollziehern und Pflichtverteidigern, ein Ärzteteam mit Zahnarzt, Ärztin und Krankenschwestern und ein Passamt mit Beamten und Ausweisformularen.
    54 Personen umfasst die Behördencrew, die sechs Mal im Jahr den Alltag ihrer Amtsstuben mit dem Leben an Bord eines Amazonasdampfers tauscht. Genächtigt wird in Hängematten und jeden morgen wird der Schlafsaal im Zwischendeck in einen Gerichtssaal verwandelt. Der Dampfer füllt sich dann schnell mit Menschen aus der Region, die mit ihren kleinen Fischerbooten am Justizschiff anlegen. Verhandelt werden neben Grundstücksstreitigkeiten vor allem familienrechtliche Angelegenheiten und kleinere Gewaltverbrechen. Außerdem berät die Crew die Menschen vor Ort bei Behördengängen jeder Art und hilft bei der Formulierung von Anträgen auf Familiengeld, Rente oder Gesundheitsleistungen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.05.2010arte
  • Folge 2 (45 Min.)
    Ana Rafaela D’Amico ist mit 27 Jahren Brasiliens jüngste Nationalparkchefin. Um den Regenwald zu retten, kämpft sie gegen Drogenbanden, Holzfällermafia und illegale Fischerei. Regisseur Thomas Wartmann hat sie auf einem ihrer Einsätze im Nationalpark begleitet. Mit 800.000 Hektar Größe ist der Campos Amazonicos einer der kleineren Nationalparks Brasiliens und dennoch unüberschaubar groß. In ihm vereinen sich alle Probleme Amazoniens wie in einer Nussschale: Illegaler Holzschlag, Rinderzucht, Goldminen – und eine Drogenstraße, die mitten durch den zweigeteilten Park führt.
    Ana Rafaela hat vor ein paar Jahren die Leitung des Parks übernommen und kämpft seitdem mit brennender Motivation für die Erhaltung der Natur. Vieles hat sie schon erreicht, doch die Widerstände gegen sie – die junge blonde Frau aus der Großstadt – sind und bleiben groß. Der Film zeigt, dass es in Amazonien keine einfachen Lösungen gibt: Von der Regierung angelockt zogen vor zwei Jahrzehnten Menschen ohne Land in ein Land ohne Menschen, sie schufen Häuser, Straßen, Städte.
    Heute sollen sie akzeptieren, dass das meiste, was sie tun, gegen den Naturschutz verstößt. Einen erfolgreichen Umweltschutz kann es jedoch nur geben, wenn man die Bedürfnisse der Bevölkerung einbezieht. Ana Rafaela nimmt bei ihren Einsätzen immer ein großes Team mit, bestehend aus Geologen, Biologen und Umweltpolizisten. Diesmal ist zur Sicherheit auch die Bundespolizei mit dabei. Die Notwendigkeit dafür wird spätestens beim Besuch des Dorfes Guata am Rande des Parks klar: Es ist der Ort mit der höchsten Dichte an Auftragskillern in ganz Brasilien – und einer Bevölkerung, die keinerlei Verständnis für die Umweltschützer hat.
    Genauso wie der Bauer Joao, der illegal gerodet hat und dem Ana Rafaela eine Geldstrafe von 180.000 Euro auferlegen muss. Diese wird er nie bezahlen können – und Ana Rafaela nie dahinter kommen, wer Joao, wie sie vermutet, als Strohmann eingesetzt hat um Weideflächen für Rinder zu schaffen. Naturschutz bedeutet für Ana Rafaela ein Leben ohne Kompromisse, in dem sie oft ein „kaltes Herz“ haben muss.
    Sie kämpft gegen unsichtbare Gegner: ein Kampf voller Gefahren und mühsamer Erfolge. Sie erwischt die Kleinen, denen sie den Lebensunterhalt nehmen muss; gegen die Großen hat sie oft keine Handhabe. Und doch, Ana Rafaelas Einsätze zeigen Wirkung. Seit sie den Park leitet, ist die illegale Fischerei zurückgegangen und es wurden keine neuen Minen eröffnet. Sie glaubt, dass es möglich ist, Amazonien zu retten, wenn jeder das Seine dafür tut. Aufgeben wird sie nicht – sie kann gar nicht anders. (Text: SWR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.05.2010arte
  • Folge 3
    „Das Internet ist unsere Waffe. Mit Pfeil und Bogen kämpfen wir längst nicht mehr“, sagt Benki Piyako, Häuptlingssohn der Ashaninka im brasilianischen Amazonasregenwald. „Nur wenn wir vernetzt sind, sind wir auf unserem Territorium in Sicherheit.“ Die Ashaninka leben im brasilianisch-peruanischen Grenzgebiet. Ihre Region ist reich an wertvollem Tropenholz und lockt regelmäßig Invasionen illegaler Holzfällertrupps an, die rücksichtslos Jahrhunderte alte Urwaldriesen fällen, brandroden und Schneisen in den Regenwald schlagen. Wo die Indianer sich der Holzmafia in den Weg stellen, werden ihre Dörfer überfallen und die Menschen getötet oder verjagt.
    Als vor einigen Jahren die brasilianische Regierung begann, isoliert lebende indigene Völker mit Internet-Stationen auszustatten, änderte dies vieles. Plötzlich hatten die Regenwald-Bewohner die Möglichkeit, die Behörden gezielt um Hilfe zu bitten. Illegale Holzfäller konnten gefasst werden, weil innerhalb kürzester Zeit Militär und Polizei per Helikopter im Indianergebiet eintrafen und Rohstoffpiraten auf frischer Tat ertappten.
    Der Kampf um die Rechte der indigenen Völker bekam dadurch entscheidenden Auftrieb, und vor allem die Ashaninka machten Schlagzeilen, weil sie vorlebten, wie sich Indianertraditionen mit modernem Bewusstsein und der Verantwortung für die Umwelt vereinen lassen. Sie gründeten eine Umweltschule, in der sie Methoden nachhaltiger Landwirtschaft lehren, machten ihre Dörfer wieder autark, begannen mit Hilfe von Spenden, Flächen wieder aufzuforsten, und fanden Verbündete in den Organisationen, die sich seit dem Umweltgipfel von Rio verstärkt in Brasiliens Großstädten gründeten. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.05.2010arte

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