Hundert Meisterwerke und ihre Geheimnisse Staffel 3, Folge 2: Rembrandt: „Die Nachtwache“ (1642)
Staffel 3, Folge 2
17. Rembrandt: „Die Nachtwache“ (1642)
Staffel 3, Folge 2 (26 Min.)
Die Geschicke von Rembrandt und Amsterdam sind eng miteinander verbunden. Die 63 Lebensjahre von Rembrandt fallen genau mit der Blütezeit der Stadt im Goldenen Zeitalter der Niederlande zusammen. In der kalvinistischen Republik der Vereinigten Niederlande wird Meinungsfreiheit garantiert, weshalb in anderen Teilen Europas unterdrückte Hugenotten und Juden dorthin flüchten. Die Macht haben reiche Händler, die für die Stadt mehr Unabhängigkeit und Wirtschaftswachstum anstreben. Rembrandt, ein gekonnter Maler und Meister des Lichts, der bei seinen Porträts stets den versteckten Charakter der Modelle herauszuarbeiten weiß, bekommt den Auftrag, eine Kompagnie einer Bürgerwehr auf der Leinwand zu verewigen. Es handelt sich hierbei übrigens nicht um eine Nachtwache. Dieser Titel wurde dem Werk erst 150 Jahre später verliehen, nachdem es aufgrund der aufgebrachten Lackschichten nachgedunkelt war.
In den Niederlanden, wo Gemälde zum Mobiliar der Bourgeoisie gehören, ist Rembrandt einer von unzähligen Auftragsmalern. Zu diesem Moment am Gipfel seines Ruhms angekommen, kündigt er ein Werk an, „das noch lange in aller Munde sein werde“. Und in der Tat hebt er sich mit „Die Nachtwache“ von der Masse ab, indem er danach strebt, nicht nur die Realität, sondern die dahintersteckende Wahrheit zu malen. Seine künstlerische Ausdrucksweise und sein Spiel mit Licht und Dunkel erreichen in diesem Werk ihren Höhepunkt. Mit diesem zügellosen Gebaren der sonst so enthaltsamen protestantischen Händler, mit diesem organisierten Chaos, in das er mit einem Augenzwinkern aus der Zeit gefallene Gegenstände einbettet, verdeutlicht er Stolz und Reichtum der Kompagnie. Als Historiker seiner Zeit schafft Rembrandt somit eine lebensfrohe Metapher auf das mächtige und tolerante Amsterdam. (Text: arte)