Die leuchtend blau-orange-rote Fassade ist weit über die Stadt hinaus bekannt. Das Herkules-Hochhaus steht am Rande der Kölner Innenstadt: 102 Meter hoch, 31 Etagen, 420 Wohneinheiten. Ein Bau aus dem Jahr 1973. Ausdruck der Pop-Kultur, aber auch Zeugnis einer Architektur, die auf das Gleichmaß aller Menschen setzt, die vor allem modern und zweckmäßig untergebracht werden sollten. Die Funktionalität steht im Vordergrund. Gleich neben dem Haus endet die Stadtautobahn. Ein Haus, eingehüllt in das urbane Rauschen unzähliger Autos und Züge, am Verkehrsknotenpunkt. Die Unterbringung menschlichen Lebens in einer exakt definierten Matrix. Auf den ersten Blick seelenlos. Aber selbst in diesen anonymen Räumen hinterlassen Menschen ihren einzigartigen Fingerabdruck, ihre Geschichten und die Musik, die sie hören. Ein Film über drei Menschen in ihrer Behausung: Florian, 21, Student für nachhaltiges Design, der seine Kaffeemaschine morgens immer im Badezimmer
aufstellt, der auf der Hippie-Welle surft und den Blick von hoch oben aus seinem Fenster genießt: Das Gefühl in seiner kleinen Blase über den eigentlichen Problemen zu schweben. Sarjo, 36 Jahre, geboren in Gambia, der im Herzen immer noch mitten in Afrika lebt, die Erinnerungen an Hunger und Armut in sich trägt und auch die Ermahnungen seiner Mutter, sich endlich einmal um sich selbst zu kümmern. Der das, was er gesehen hat, in die Welt hinaus singen möchte. Oder Katrin, 45, Pferdewirtin, die mit ihrem geschenkten CD-Player kämpft, die sich gerne weit weg ans Meer träumt und ihre Unabhängigkeit liebt. Sie telefoniert fast täglich mit ihrer Mutter, die sich so sehr ein Foto von ihrem Freund Uwe wünscht, der vielleicht eines Tages doch noch der Schwiegersohn werden könnte. Kein Gleichklang, nirgendwo. Autorin Christiane Haas hat in dem riesigen Haus drei Menschen gelauscht, ihren Worten und ihrer Musik: Ein paar Takte aus der Melodie ihres Lebens. (Text: WDR)