Weitreichende gesellschaftliche Veränderungen prägen Hamburg in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre. Die Studentenbewegung stellt verkrustete Strukturen in Frage: „Unter den Talaren Muff von 1.000 Jahren“. Nach Demonstrationen gegen den Besuch des Schah 1967 erreichen die Proteste gegen die Staatsautorität 1968 einen Höhepunkt. Die britische Königin Elizabeth II. verleiht der Stadt mit ihrem Staatsbesuch 1965 besonderen Glanz, 1966 entsteht nach dem Vorbild „Speaker’s Corner“ im Londoner Hydepark auf der Moorweide die „Meckerecke“. Populäre Bands versetzen die Jugend ins „Beatfieber“: 1965 spielen „The Rolling Stones“ in der Stadt, 1966 kommen „The Beatles“ zurück nach Hamburg. Während die Fans bei den Konzerten begeistert vor der Bühne jubeln, gibt es draußen auf den Straßen Krawalle. Normalität und Gewohntes stehen in Hamburg neben Skurrilität und Provokation: Die ersten „Flitzer“ sorgen für Aufsehen in der Stadt, Nachtschwärmer und Frühaufsteher bummeln auch damals schon Sonntag morgens über den
Fischmarkt. Die „sexuelle Revolution“ verändert die Gesellschaft, althergebrachte Moralvorstellungen geraten in Bewegung, „freie Liebe“ und moderner Aufklärungsunterricht an Schulen verursachen Irritationen. Auf St. Pauli soll kontrollierter Bordellbetrieb an die Stelle der Straßenprostitution treten, auf Wunsch der Politik entsteht das Eros-Center. Im Hamburger Hafen wird 1968 das erste Vollcontainerschiff abgefertigt. Das beginnende Container-Zeitalter verändert Arbeitsabläufe und Arbeitsbedingungen an den Kais und Hamburg kann seinen Ruf als „schneller Hafen“ behaupten. Der nostalgische Rückblick ruft Erinnerungen an Hippies und Blumenkinder, Love-Ins und Teach-Ins oder an Hare Krishna-Jünger in Trance und mit Trommeln wach und erzählt Geschichten über die Stadt und ihre Bewohner in den Jahren 1965 bis 1969. Zeitzeugen wie Willi Bartels, der „König von St. Pauli“, Rocksängerin Inga Rumpf, der damalige Student und spätere Staatsrat Gert Hinnerk Behlmer, der Fotograf und Journalist Günter Zint und der damalige Wirtschaftssenator Helmuth Kern kommen zu Wort. (Text: NDR)