hallo deutschland – hautnah Folge 43: Problemfall Schule – Mobbing, schwänzen, leere Kassen
Folge 43
Problemfall Schule – Mobbing, schwänzen, leere Kassen
Folge 43 (25 Min.)
Über acht Millionen Kinder und Jugendliche gehen in Deutschland zur Schule und haben mit vielen Problemen zu kämpfen: Marode Gebäude, Mobbing und Gewalt gehören zum Alltag vieler Schüler. Lara denkt nur ungern zurück an ihre Schulzeit. Die heute 19-Jährige wurde massiv gemobbt, weil sie in jugendlichem Leichtsinn einem Freund ein Nacktfoto von sich schickte. Das machte die Runde an der Schule und bei Facebook. Die Täter haben sich nie entschuldigt. Wenn Mara und Simon vom Schulzentrum „Geschwister Scholl“ während der Pause den Blick aus dem Fenster schweifen lassen wollen, sehen sie nicht viel. Die Fenster sind kaputt, die Scheiben blind. „Also schauen wir den Wasserflecken an der Wand beim Wachsen zu“, meint die 17-jährige Schulsprecherin Mara sarkastisch. Der Bau der „Geschwister Scholl“-Schule ist aus den 60er Jahren und völlig marode. In den oberen Stockwerken tropft es permanent durch die Decke. An Regentagen kommt Hausmeister Dieter König mit dem Aufstellen und Leeren der Eimer kaum nach. Schulleiter Peter Grapenthin ist verzweifelt über den Zustand seiner Schule, aber die Sanierungsmittel reichen vorne und hinten nicht. Gleichzeitig herrscht zusätzliche Raumnot durch steigende Schülerzahlen. Deswegen hatte man im Jahr 2009 Container auf dem Schulgelände aufgestellt – als Ausweichquartiere. Doch das Provisorium wurde zur Dauerlösung. 2016 läuft die Genehmigung für die Container aus – wie es danach weitergehen soll, weiß Schulleiter Grapenthin nicht:
„Wir versuchen, alle gemeinsam und jeden Tag aufs Neue mit dem Mangel zu leben. Aber so langsam macht sich Frust breit. Die Zustände für Lehrer und Schüler sind wirklich unzumutbar.“ Die Schülersprecher Mara und Simon haben deshalb zur Selbsthilfe gegriffen. Der 23-jährigen Jasmin aus Wuppertal war die Schule früher lange Zeit egal. Sie war eine notorische Schulschwänzerin. Noch in der achten Klasse verpasst sie ein Fünftel des Unterrichts unentschuldigt. Doch dank eines Schulschwänzer-Projekts begreift Jasmin, dass sie etwas tun muss. Sie geht wieder regelmäßig zur Schule, macht ihren Realschulabschluss und eine Berufsausbildung als Altenpflegerin. Heute sagt sie: „Mit dem Schwänzen habe ich mir nur selber geschadet.“ An der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin nimmt der Schulleiter das Problem selbst in die Hand. 2005 steht die Schule kurz vor der Schließung, Gewalt und Schwänzerei gehören zum Alltag, die Schülerzahl geht in den Keller. Dann führt der neue Schulleiter Michael Rudolph strenge Regeln ein. Handys sind verboten. Wer zu spät kommt, muss den Schulhof fegen. Wenn Schüler fehlen, werden die Eltern sofort benachrichtigt. Der Erfolg gibt dem strengen Schulleiter recht. „Inzwischen haben wir hier kaum noch Schwänzer“, sagt Rudolph. Und die Schülerzahl steigt wieder, ebenso wie die Zahl der erfolgreichen Absolventen. „hallo deutschland hautnah“ mit einem Spezial über die täglichen Probleme an deutschen Schulen – aber auch über viel persönliches Engagement von und für Jugendliche. (Text: ZDF)