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Völkerbund an der Saar – Spielball der Mächte
Das kleine Saargebiet vor hundert Jahren – Schauplatz der Machtinteressen zwischen den Weltkriegen. Der neutrale Völkerbund hatte die historische Chance, die Region zu befrieden. Der neu gegründete Völkerbund, die erste permanente internationale Staatenorganisation überhaupt, übernimmt 1920 die Regierungsgeschäfte an der Saar. Ein Kompromiss am Ende des Ersten Weltkriegs in einem erbitterten Streit zwischen Frankreich und Deutschland um eine der lukrativsten Industrieregionen des Deutschen Reichs. Nach 15 Jahren sollen die Menschen an der Saar selbst entscheiden: Zurück zu Deutschland? Oder zu Frankreich gehören? Oder unter dem Mandat des Völkerbunds bleiben? Nationale Gefühle und Kampf um die Zukunft Die 1920er und 30er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs und der Zerrissenheit für die Menschen im Saargebiet.
Die Mehrheit empfindet sich als deutsch, die Präsenz der Franzosen in ihrem Alltag ist ihnen verhasst. Der neutrale Völkerbund im fernen Genf hat offiziell das Sagen, doch was kann er tatsächlich ausrichten? Der Film schildert die Konflikte zwischen Saarländern und Völkerbundorganisation in einer Zeit der Krisen, neuer Friedensinitiativen in Europa und später des Aufstiegs Hitlers in Deutschland.
In den 30er Jahren forcieren die politischen Lager den Kampf um die nationale Zugehörigkeit, alles läuft auf den Tag der Abstimmung hinaus. Für viele Menschen wird der 13. Januar 1935 zum Schicksalstag. Mit zum Teil noch unbekanntem Archivmaterial, Spielszenen und Expertenanalysen erkundet der Film das Saargebiet als einen ersten Modellfall, der die Möglichkeiten und Grenzen internationalen Engagements in lokalen Konflikten aufzeigt – bis hin zum ersten Einsatz einer internationalen Schutztruppe. Es war der Versuch, einen dauerhaften Frieden in Europa und der Welt zu sichern. Aber hatte der überhaupt eine Chance? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 30.03.2020 Das Erste Von der Ökobewegung zum Konzern: 50 Jahre Greenpeace
Im September 1971 wurde Greenpeace in Vancouver/Kanada gegründet. Damals startete eine Gruppe umweltbewegter Hippies den Versuch, amerikanische Atomtests in Alaska zu verhindern. Die Dokumentation untersucht, wie aus der kleinen Öko-Bewegung eine Art weltweiter Konzern wurde. Ist die Methode der inszenierten Aktionen – wie bei der Besetzung der Ölplattform Brent Spar- heute noch wirksam, um die nahende Klimakatastrophe abzuwenden? Greenpeace-Gründer berichten, wie gezielt sie schon damals ihre Aktionen geplant haben, damit möglichst viele Medien über den Kampf gegen Walfänger und Robbenschlächter berichten.
Mit dieser Strategie hat Greenpeace in den letzten Jahrzehnten viel Aufmerksamkeit erzielt und auch Veränderungen angestoßen. Doch Autor Sebastian Bellwinkel lässt Aktivisten nicht nur unterhaltsame Heldengeschichten erzählen, sondern stellt auch Fragen zur Gegenwart: Wie geht die von Kritikern inzwischen als „bürokratisch“ kritisierte NGO mit der Medienmacht der „Fridays for Future“-Bewegung um? Welche neuen Wege geht die Umweltorganisation, um Zustände abzuwenden, die sehr viel gravierender sein sollen als die der aktuellen Corona-Pandemie? Der Film bietet dabei seltene Einblicke hinter die Kulissen.
So konnte das Kamerateam im riesigen Hamburger Aktionsmittel-Lager drehen und dabei u. a. die Entstehung der typischen Greenpeace-Transparente filmen. Außerdem begleitete das Team die Aktivisten hautnah bei einer Aktion auf dem Dach der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 07.03.2022 Das Erste Walfang unterm Hakenkreuz
Im Dritten Reich waren die Deutschen eine der größten Walfangnationen der Welt. Ein weitgehend vergessenes Kapitel der Geschichte, das die Radio-Bremen-Dokumentation „Walfang unterm Hakenkreuz“ von Frido Essen anhand von außergewöhnlich authentischen historischen Filmaufnahmen und Aussagen letzter Zeitzeugen beleuchtet. Die deutschen Walfänger töteten zwischen 1936 und 1939 in der Antarktis mehr als 30.000 Blau- und Finnwale. Von dieser systematischen Jagd haben sich die Bestände bis heute nicht erholt.
Darüber hat man sich damals jedoch keine Gedanken gemacht. Dem nationalsozialistischen Regime ging es darum, die sogenannte Fettlücke zu schließen. Denn Fett war Mangelware in Deutschland. Die heimische Landwirtschaft war nicht im Stande, genug zu produzieren, um die Bevölkerung zu ernähren. Deutschland musste Walfett von norwegischen und britischen Flotten importieren. Eine Abhängigkeit vom Ausland, die durch den sogenannten Vierjahresplan beseitigt werden sollte, der eine autarke Rohstoffversorgung des Reichs zum Ziel hatte.
1935 wurden binnen eines Jahres sieben Fangflotten mit über 50 Fangschiffen gebaut, die dann von Bremerhaven und Hamburg aus in die Antarktis aufbrachen. Maßgeblich vorangetrieben von den Firmen Henkel und Walter Rau, die den „Rohstoff Wal“ zur Herstellung von Margarine und Waschpulver nutzten. Skrupellos schossen die Fangschiffe in der Antarktis alle Blauwale und Finnwale, die ihnen vor die Harpune kamen. „Der Gestank ist mörderisch zwischen den Bergen von Innereien, die die Matrosen mit Schneeschiebern über die Kante schippen“, so schilderte ein Walfänger damals seine Erlebnisse.
Die Meeresgiganten wurden auf den Fabrikschiffen noch vor Ort komplett verarbeitet. Das Oberdeck ein blutgetränktes Schlachtfeld. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges brach der internationale Walfang im Südpolarmeer abrupt zusammen. Und rettete am Ende wohl die Wale vor der totalen Ausrottung. Nach dem Krieg war den Deutschen der Walfang und der Bau von Schiffen verboten. Doch in den 1950er Jahren ging es weiter.
Diesmal unter panamaischer Flagge auf dem Walfangschiff „Olympic Challenger“ des griechischen Tankerkönigs Aristoteles Onassis. In seiner Flotte heuerten mehrere hundert deutsche Walfänger und Matrosen aus Deutschland an, die vor dem Krieg für Henkel und Rau in der Antarktis gewesen waren. Denn mit dem brutalen Gewerbe ließ sich auch in der Nachkriegszeit noch viel Geld verdienen. Als er 1956 seine Schiffe nach Japan verkaufte, endete das Kapitel des deutschen Walfangs, das unterm Hakenkreuz begann, endgültig. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 06.04.2020 Das Erste Was wurde aus der SED? – Die großen Deals der Einheit
„SED – das tut weh“ riefen die Menschen 1989 auf der Leipziger Montagsdemonstrationen. Sie hatten genug von Misswirtschaft, von Bespitzelungen der Stasi, von Umweltverschmutzung und dem Verfall der Städte. Sie hatten genug von der „Partei der Arbeiterklasse“, die für all die Missstände und Repressionen verantwortlich war. So wie der Staat, den die SED diktatorisch regiert hatte, würde sie verschwinden, das prophezeiten ihr fast alle Beobachter: In freien Wahlen hätte sie keine Chance! Doch es kam anders: Schon bei den Wahlen im März 1990 erhielt die Partei fast 17 Prozent der Stimmen.
Ein halbes Jahr später, im Dezember 1990 zog sie im wiedervereinten Deutschland in den Bundestag ein. Heute ist sie eine etablierte politische Partei. Wie ist das passiert? Für den Film „Was wurde aus der SED?“ hat der Autor Jan N. Lorenzen mit vielen Zeitzeugen gesprochen, u.a. mit Norbert Voigtsberger, der 1989 auf dem außerordentlichen Parteitag der SED die Auflösung der Partei forderte, mit Dietmar Bartsch, der als Schatzmeister der PDS in den Jahren 1991 bis 1994 zum finanziellen Überleben der Partei beigetragen hat und mit Dietmar Keller, der sich 1994 im Deutschen Bundestag bei den Opfern der SED-Diktatur entschuldigte.
Immer geht es dabei um die Fragen: Wie viel der alten SED steckt noch immer in der heutigen Nachfolgepartei? Wie hat die PDS den Sprung in eine pluralistische Parteiendemokratie geschafft? Und: Wieso ist sie nicht einfach verschwunden – für immer abgewählt aufgrund ihrer Vergangenheit? Die Antworten sind verblüffend – und provozierend: Auch wenn viele Mitglieder die eigene Vergangenheit und die DDR insgesamt verharmlosen, hat die Partei insgesamt doch eine erstaunliche Metamorphose durchgemacht: Von der monolithischen Kaderpartei hat sie sich in eine linke Sammlungsbewegung verwandelt.
Und sie hat damit, stellt Prof. Manfred Wilke vom Forschungsverbund SED-Staat fest, auch eine Integrationsleistung vollbracht, in dem sie viele, die an ihrer DDR hingen, an die bundesdeutsche Gesellschaft gebunden hat. (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mo. 21.11.2016 Das Erste Was wurde aus der Sowjetunion?
Die Sowjetunion ist tot. Der größte Flächenstaat der Erde trat am 25. Dezember 1991 recht leise von der Bühne ab, keine Revolution, kein Blutvergießen. Man hat ihn einfach für aufgelöst erklärt. Aber nicht alle in den ehemaligen Sowjetrepubliken waren darüber glücklich. Der Zerfall des Imperiums wird besonders in Russland als Verlust empfunden – bis heute. Wladimir Putin bezeichnet ihn als ‚die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts‘. Ohne Imperium gibt es anscheinend für Russen keinen Nationalstolz. Man nennt so etwas ‚Phantomschmerz‘. Er trägt dazu bei, dass nach den Jelzin-Jahren restaurativer Geist in Russland eine Renaissance erlebt.
Aber träumt Putin wirklich von einer Neuauflage des Imperiums, von einer ‚Sowjetunion light‘? Und überhaupt – wie viel Sowjetunion steckt noch in Russland und in anderen postsowjetischen Staaten? Der Filmemacher Artem Demenok erzählt in ‚Was wurde aus der Sowjetunion?‘, ausgehend von den Ereignissen des Jahres 1991, wie es nach dem Zusammenbruch weiterging. Ein Film über den unterschiedlichen Umgang mit der Vergangenheit in Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Gennadij Burbulis galt 1991 als graue Eminenz des russischen Präsidenten Jelzin, Stanislaw Schuschkewitsch war Vorsitzender des Obersten Rats der Sowjetrepublik Weißrussland und Leonid Krawtschuk – der erste Präsident der unabhängigen Ukraine.
Drei Hauptakteure der Abschaffung der Sowjetunion erzählen nicht nur davon, wie es dazu kam. Sie reflektieren auch das Leben auf den Trümmern des Sowjetimperiums und die schwere Last des Sowjeterbes. Maria Gaidar, die Tochter des russischen Reformarchitekten Jegor Gaidar und Kreml-Gegnerin, ging in die Ukraine, um dort den politischen Wandel mitzugestalten. Intellektuelle, Oppositionelle und Vertreter des „alten Geistes“ runden das Bild ab. Der preisgekrönte Autor wurde bei Wladiwostok geboren. (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mo. 28.11.2016 Das Erste Was wurde aus der Stasi?
Ehemalige Stasi-Mitarbeiter treten vor die Kamera, um Reue zu bekunden. Zu Wort kommen aber auch Bürgerrechtler, unter anderem der derzeitige Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde Roland Jahn. (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mo. 09.11.2015 Das Erste Wem gehört der Osten?: Die großen Deals der Einheit
Tausende Betriebe, hunderttausende Wohnungen, Schlösser und Burgen, Seen und Küsten, Millionen Hektar Wald und Land – all das hatte der Staat DDR einst als Volkseigentum deklariert. Mit dem Mauerfall kommt die schwierige Frage: Was gehört im Osten eigentlich wem? Und wem soll es künftig gehören? Ein ganzes Land steht 1990 zum Verkauf, es herrscht Goldgräberstimmung. Investoren aus aller Welt wittern das große Geschäft. Wie Anno August Jagdfeld, einer der Großinvestoren der ersten Stunde. Ihm und seiner Familie gehören bis heute 90 % des Ostseebades Heiligendamm. Oder Roland Ernst, der an die Hackeschen Höfe in Berlin sein Herz – und viel Geld – verloren hat.
Ostdeutsche sind bei diesen Geschäften die große Ausnahme. Holger Krimmling und Jörg Zochert aus Leipzig mischten von Anfang an mit, sie haben heute sogar das Kapital für eigene Investitionen in ostdeutschen Großstädten. Eines ihrer letzten Projekte ist die Sanierung eines alten Leipziger Industriebaus. Für die geplanten Luxuslofts müssen allerdings die bisherigen Mieter weichen. Während in den ostdeutschen Städten vor allem Westinvestoren zum Zuge kamen, lief es auf dem Land ganz anders. Heute gehören die großen Flächen der einstigen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften überwiegend Ostdeutschen – oder aber ganz neuen Investoren wie der Hamburger „Agroenergy“.
Der Investor kaufte 4200 Hektar ostdeutsches Ackerland zur Erzeugung von Bioenergie. Den eigentlichen Gewinn machte das Unternehmen aber mit dem Weiterverkauf der Flächen, denn die Preise für Ackerflächen steigen seit Jahren rasant. Das Privateigentum ist endgültig angekommen in Ostdeutschland. Der Film rekonstruiert die größte Eigentumsverschiebung der deutschen Geschichte nach der Wiedervereinigung. Sie kennt Gewinner, aber auch viele Verlierer. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 16.01.2017 Das Erste Wende im Eis – Die Geschichte der letzten DDR-Antarktisforscher
Es sollte das größte Abenteuer ihres Lebens werden: Ein Forschungsaufenthalt in der Antarktis. 13 DDR Wissenschaftler und Techniker brechen 1989 von Ostberlin zur Forschungsstation Georg Forster auf. Dass sich ihr Leben, ihre Heimat während dieser Expedition von Grund auf verändern wird, ahnen sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Den Mauerfall am 9. November registrieren die Forscher erst einen Tag später über Funk – und glauben es erstmal nicht. Zu unwirklich sind die Ereignisse ohne die Bilder, die damals um die Welt gehen. In den folgenden Monaten bekommen die Expeditionsteilnehmer die rasanten Veränderungen in ihrer Heimat nur aus der Ferne mit. Vor Ort geht die Forschungsarbeit weiter: Das DDR-Ozonprogramm liefert wichtige Daten für die internationale Forschung, der herausfordernde Alltag bindet viel Aufmerksamkeit, trotz der Entwicklungen zu Hause.
Wichtigster Anlaufpunkt für alle Gedanken und Fragen werden die Kolleginnen der westdeutschen Forschungsstation, die als erste reine Frauenmannschaft zeitgleich in der Antarktis überwintern – tausende Kilometer von der DDR-Forschungsstation entfernt. Über Funk gehen die Männer aus dem Osten und die Frauen aus dem Westen gemeinsam durch diese besondere Zeit, bis die DDR-Forscher im Frühjahr 1991 zurückkehren in ein fremdes Land. Der Film rekonstruiert anhand von Zeitzeugenberichten, Tagebuchauszügen, Briefen, Filmmaterial und grandiosen Landschaftsaufnahmen die Gedanken und Gefühle der letzten DDR-Antarktisforscher. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 09.11.2020 Das Erste Wer bezahlt den Osten?: Der Preis der Einheit
Etwa 1,6 Billionen Euro sind bis jetzt in den Osten Deutschlands geflossen – für Autobahnen und Eisenbahnen, für Soziales, für die Wirtschaft. Beispiele für die Erfolge dieser historisch einmaligen Aufbauanstrengungen finden sich allerorten: Der Osten sieht inzwischen längst aus wie der Westen – und besser. Städte wie Leipzig, Dresden und Erfurt wachsen. Jena ist die Heimstatt zahlreicher „Hidden Champions“. Der Südthüringer Kreis Sonneberg hat quasi Vollbeschäftigung. Es gibt fantastische, mit Milliarden aus Bundes- und Landeshaushalten sanierte Bergbaufolgelandschaften.
Und doch reicht die selbst erwirtschaftete Steuerkraft überall im Osten bei weitem nicht aus: Die ostdeutschen Regionen und Kreise erwirtschaften nur zwischen 50 und 60 % ihres Finanzierungsbedarfes aus eigener Kraft, der Rest sind Transfers. Selbst die boomende Stadt Leipzig erreicht heute nur etwa die Hälfte des Gewerbesteueraufkommens der vergleichbaren Stadt Hannover. Vom vor 27 Jahren ausgegebenen Ziel der Selbstfinanzierung des Ostens sind die neuen Bundesländer weit entfernt.
Der Osten wird auf lange Sicht von Transfers der reichen Regionen abhängig bleiben. Die Dokumentation macht sich auf die Suche nach den Ursachen und danach, wo die Unsummen des Geldes geblieben sind, wo sie zu Aufschwung und Angleichung geführt haben und wo sich die Teilung von arm und reich einstellt. Hinzu kommt die Schuldenbremse, die sich Bund und Länder nach Jahren des Aufbaus und des Ausgebens auferlegt haben. Der Streit ums Geld wird (wieder) härter werden. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 15.01.2018 Das Erste Westware aus dem Ostknast
Sie stehen bis heute in beinahe jeder deutschen Wohnung – die legendären Regale, Schränke und Sofas des Möbelhauses aus Schweden. Als sie die Bundesrepublik Mitte der 1970er Jahre eroberten, galten sie von Anfang an als schick, modern und vor allem preiswert. Gern genoss man die praktisch-billigen Selbstbauteile und keiner fragt nach, wo die Einrichtungsgegenstände wirklich her kamen. Auch bei den Billigstrümpfen auf dem Wühltisch und den Elektrogeräten im Versandkatalog spielte die Herkunft im öffentlichen Bewusstsein keine Rolle.
Nur wenige Verbraucher West ahnten, dass diese schicken Waren tatsächlich aus der DDR, von einem ganzen Netz Volkseigener Betriebe, stammten. Und nicht einmal die Zwischenhändler wussten, dass es dort gerade auch die Arbeit in Gefängnissen der DDR war, die zu einem fest einkalkulierten Bestandteil der Exportproduktion für das kapitalistische Ausland gehörte. Erst nach der politischen Wende wurde klar, dass es kaum einen volkswirtschaftlich wichtigen Betrieb in der DDR gab, der nicht in Gefängnissen arbeiten ließ, entweder in einer anstaltsinternen „Zweigstelle“ oder in einem speziell abgesicherten Außenbereich.
Konsumgüter wie Möbel, Schuhe, Radios, Fotoapparate, Anzüge, Hemden, selbst große Maschinenteile und tonnenschwere Stahlröhren wurden hier für den unersättlichen Westmarkt produziert – zum Nutzen des sozialistischen Devisenbedarfs und zum Gewinn westdeutscher Unternehmen und Verbraucher.In einer Statistik aus dem Jahr 1987 zählte die DDR 19.382 ‚Häftlinge in Arbeit‘. Was sie nicht erwähnte, waren die teilweise katastrophalen Arbeitsbedingungen und der massive Druck, der auf die Häftlinge, kriminelle wie politische, ausgeübt wurde, damit sie ihrer Arbeit im Dienste des sozialistischen Gesellschaft nachgingen.
Der Film behandelt das kontrovers diskutierte Thema „Zwangsarbeit“ in der DDR. Er befragt Westunternehmer und DDR-Außenhändler zu dem einträglichen win-win-Geschäft für beide Seiten, spricht mit ehemaligen Insassen und Haftanstaltsleitern über den Alltag in DDR-Gefängnissen – und geht der großen Frage nach: Was wussten die Westfirmen wirklich? (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mo. 09.07.2012 Das Erste Widerstand unter Hitler – Der Diplomat Duckwitz
„De gode Tysker“ – der „gute Deutsche“ wird er in Dänemark noch heute genannt oder auch der „Schindler von Kopenhagen“: Georg Ferdinand Duckwitz. Der deutsche Diplomat rettete fast 7.000 dänische Juden vor der Deportation durch die deutsche Wehrmacht. Diese Tat eines Mitglieds der deutschen Besatzungsmacht während der Zeit des Nationalsozialismus ist in Europa beispiellos. Für diese Verdienste wurde Georg Ferdinand in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Der Radio-Bremen-Film von Reinhard Joksch widmet sich dieser außergewöhnlichen Rettung und dem Leben von Duckwitz mit seinen Brüchen.
„Das interessante an seiner Biografie ist“, so der dänische Historiker Hans Kirchhoff, „dass Duckwitz in seinem Lebensweg die Wandlung vom rechtsnationalen Korpsstudenten hin zum Demokraten und Europäer durchmacht. Er trägt sozusagen alles Schreckliche und alles Gute in sich, was wir in dem letzten Jahrhundert erlebt haben.“ Der Diplomat Duckwitz ist fast sein ganzes Leben immer wieder gegen den Strom geschwommen.
Es ist die Lebensgeschichte eines Mannes, der heute vom Auswärtigen Amt als jemand bezeichnet wird, „der sich gegen den Zeitgeist und erst recht gegen die Verbrechen der Nazis stellte, dessen moralischer „Kompass“ nicht nur weiterhin funktionierte, sondern Richtschnur seines Handelns wurde.“ Georg Ferdinand Duckwitz wurde 1904 in Bremen geboren. Er stammt aus einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie. Sein Urgroßvater war der Bremer Kaufmann und spätere Bürgermeister Arnold Duckwitz.
Seine Familie sei „nationalkonservativ gewesen“, sagt sein Neffe Carl-Alexander Duckwitz heute. Vielleicht deshalb ist der junge Duckwitz von den Ideen Hitlers zunächst begeistert, wird 1932 Mitglied der NSDAP. Ab 1933 ist er im Außenpolitischen Amt der NSDAP tätig. Alles deutet auf eine Bilderbuchkarriere hin, die kaum erwarten lässt, dass er einmal tausenden Juden das Leben rettet. Doch anders als viele andere hochrangige Nazis zweifelt er bald am System und der Ideologie der Nationalsozialisten. Bereits 1935 wendet er sich von der Partei ab, ohne jedoch auszutreten.
Er gilt als Abtrünniger und wird 1939 dennoch als Schifffahrtssachverständiger der deutschen Besatzer nach Kopenhagen entsandt und wechselt dort ins Auswärtige Amt. Er sei ein „anständiger Mensch gewesen“, sagt heute einer der letzten noch lebenden dänischen Juden, Herbert Pundik. Hätte Duckwitz damals nicht mutig gehandelt, da ist sich der heute 90-Jährige sicher, wäre „mein Schicksal das gleiche wie das der sechs Millionen Juden in Europa gewesen.“ Duckwitz hatte den Mut, die dänische Seite vor der drohenden Deportation ihrer Mitbürger zu warnen, und riskierte damit selbst sein Leben.
Am Abend des 1. Oktober 1943 wird die dänische Hauptstadt von der Außenwelt abgeschnitten. Durch die Straßen der Innenstadt fahren Lastwagenkolonnen. Dies ist der Auftakt einer großangelegten Hetzjagd. Die deutschen Besatzer planen, tausende von dänischen Juden am Morgen des 2. Oktober zu verhaften und nach Auschwitz zu deportieren. Doch die Razzia bleibt weitgehend erfolglos. Die meisten Juden haben die Stadt bereits verlassen und sind an die Küste geflohen, von wo sie mit großer Unterstützung der dänischen Bevölkerung über den Sund nach Schweden entkommen.
Sie waren von Georg Ferdinand Duckwitz gewarnt worden, der zuvor in Schweden die Zusicherung erreicht hatte, dass man alle Flüchtlinge aufnehmen würde. Bereits in den letzten Kriegstagen beweist Duckwitz sein Verhandlungsgeschick in den Kapitulationsverhandlungen und verhindert damit weiteres Blutvergießen. 1953 wird er deutscher Konsul in Helsinki und kehrt 1955 als deutscher Botschafter nach Kopenhagen zurück.
1967 wird Georg Ferdinand Duckwitz von Außenminister Willy Brandt zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes gemacht. Brandt wusste um Duckwitz’ Rolle in Dänemark und schätzte seine Integrität. Er wird einer der wichtigsten Vertrauten Brandts und leitet die Verhandlungen für die „Ostverträge“ mit Polen. Nach dem Abschluss des Warschauer Vertrages geht er in den Ruhestand und stirbt 1973 in Bremen. Eine Produktion von Fokus Geschichte im Auftrag von Radio Bremen gefördert von der nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen-Bremen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 16.10.2017 Das Erste Wie die D-Mark in den Osten kam – Der größte Geldtransport der deutschen Geschichte
Frühsommer 1990: Westdeutsche Geldtransporter mit Milliarden von D-Mark rollen in Richtung der damaligen DDR. Ab der innerdeutschen Grenze übernehmen die Volkspolizei und die schwerbewaffnete Nationale Volksarmee die Bewachung der Transporte. Jede Fahrt gleicht einem Abenteuer. Viele Straßen in der DDR sind marode und immer wieder müssen Umwege gefahren werden, weil die Brücken für die 40 Tonnen schweren Transporter nicht geeignet waren. Über 25 Milliarden D-Mark werden innerhalb weniger Wochen von West nach Ost gebracht. Am 1. Juli 1990 muss das Geld vor Ort sein. Denn dann kommt – bereits drei Monate vor der eigentlichen Wiedervereinigung – die deutsch-deutsche Währungsunion.
Die Bürger der damaligen DDR sollen ab diesem Zeitpunkt die D-Mark in ihren Händen halten. Doch bis es dazu kommt, ist Gewaltiges zu leisten. 441 Millionen Banknoten müssen gedruckt, 102 Millionen Münzen geprägt werden – alles unter enormem Druck. Denn den Organisatoren der Bundesbank bleibt kaum Zeit für die die Vorbereitung des größten Geldtransportes der Geschichte. Anfang Februar 1990 hat der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl – für alle überraschend und ohne die Bundesbank zu informieren – die Währungsunion angekündigt.
Fünf Monate später soll sie vollzogen sein: eine logistische Herausforderung unter heute kaum mehr vorstellbaren Bedingungen. Vieles wird improvisiert: Büro-Einrichtungen und Computer für die neuen Bundesbank-Filialen müssen selbst mitgebracht werden, Telefonverkehr ist kaum möglich und die Tresore, in denen die D-Mark gelagert werden sollte, sind noch voll mit Ost-Mark, die erst einmal weggeschafft werden muss. Viele Zeitzeugen schildern ihre Erlebnisse in der Dokumentation, die einen Einblick in die spannenden Monate vor der Währungsunion gibt, deren Folgen noch heute nachwirken. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 29.06.2020 Das Erste Wie starb Benno Ohnesorg? – Der 2. Juni 1967
Er liegt am Boden, eine junge Frau kniet neben ihm und hält den Kopf des Sterbenden. Das Bild wird zum Symbol. Es wird Hunderttausende auf die Straße treiben. Der 2. Juni 1967 wurde zum Katalysator des studentischen Aufbegehrens, der Tag verändert das Land. An ihm begann „1968“. An diesem Tag besuchte der Schah von Persien West-Berlin und Studenten gingen auf die Straße, um dagegen zu demonstrieren. Ein Schuss fiel. Der 26-jährige Ohnesorg starb. Geschossen hatte der Polizist Karl-Heinz Kurras. Wie kam es zu dem Schuss? Was geschah wirklich am 2. Juni 1967? Die Dokumentation rekonstruiert minutiös die Abläufe. Sie geht allen Spuren in Ost und West nach. Wertet bislang unbekannte Akten, Fotos sowie verschollen geglaubte Filmschnipsel aus und interviewt zahlreiche Augenzeugen, von denen die meisten noch nie vor der Kamera standen. Ein investigativer Geschichtsthriller entstand. Im Juni 2017 jährt sich der Tod von Benno Ohnesorg zum 50. Mal. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 29.05.2017 Das Erste Das Wikipedia Versprechen – 20 Jahre Wissen für alle?
Vor 20 Jahren erstellte Jimmy Wales den ersten Eintrag auf Wikipedia: „Hello world“. Eine Einladung an das Internet, bei dem Wissensprojekt mitzuschreiben. Wikipedia wurde zuerst belächelt, heute hat die Online-Enzyklopädie alle Bereiche unseres Alltags durchdrungen. Wikipedia umfasst mehr als 500 Millionen Artikel und wird weltweit täglich ca. 700 Millionen mal aufgerufen. Doch wen fragen wir eigentlich, wenn wir Wikipedia fragen? Wikipedia beginnt mit einem Versprechen: die Wissensproduktion, die über Jahrtausende in den Händen von kleinen Eliten lag, wird radikal demokratisiert: jeder kann mitschreiben, unabhängig von Bildungsgrad, Herkunft oder politischer Gesinnung. Ist das weltumspannende Projekt die wahrgewordene Utopie? Der Dokumentarfilm gewährt einen tiefen Einblick ins Innenleben der Wikipedia. Zu Wort kommen vor allem sie: die Wikipedianer. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 11.01.2021 Das Erste Zeitenwende – Zurück zum Kalten Krieg?
Sie sind nach dem Ende des Kalten Kriegs geboren und kennen das „Gleichgewicht des Schreckens“ nur vom Hörensagen. Die Sorge über einen Krieg mitten in Europa ist für junge Menschen sprunghaft an die erste Stelle der Zukunftsängste getreten. Ein globaler, vielleicht sogar nuklearer Krieg war für sie nicht vorstellbar. Dieser Generation wird jetzt eine „Zeitenwende“ verkündet – was heißt das für sie? Drei junge Journalistinnen und Journalisten aus Hessen, Bremen und Bayern machen sich auf eine Reise durch Deutschland und suchen in der Geschichte nach Antworten. Für diesen Film treffen sie Zeitzeugen an Originalschauplätzen des Kalten Krieges und befragen auch ihre Angehörigen, die die Zeit des Wettrüstens selbst erlebt haben.
Julia Grantner kommt aus Bayern. Kann die junge Mutter ihre pazifistische Grundüberzeugung noch beibehalten oder ist der drastisch gestiegene Wehretat die notwendige Antwort auf den Ukrainekrieg? Bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall erfährt Julia, dass es für die jungen Soldat:innen mehr denn je um die Verteidigung unserer Freiheit geht. Selbst Begriffe wie Töten und Sterben sind schon lange kein Tabu mehr.
Sophie Labitzke kam nach der Wiedervereinigung in Brandenburg auf die Welt und lebt heute als Journalistin in Bremen. Sie besucht Dorothea Fischer, eine ehemalige Friedensaktivistin, die in den 80er Jahren in die Bundesrepublik abgeschoben wurde, weil sie mit ein paar Freunden eine Schweigeminute für den Frieden halten wollte. Dass es in der DDR überhaupt eine Friedensbewegung gab, erfährt sie erst jetzt, ihre Eltern hatten nie mit ihr darüber gesprochen. Sie hatte aber auch nie gefragt, ein Leben im Frieden war für sie trotz der vielen Konflikte in Afghanistan, dem ehemaligen Jugoslawien, Georgien oder auf der Krim einfach selbstverständlich.
Danijel Stanic aus Frankfurt weiß als einziger der drei, was Krieg bedeutet. Als Fünfjähriger ist er mit seinen Eltern vor den serbischen Bombenangriffen aus Bosnien geflohen und hat in Deutschland eine Zuflucht gefunden. Zum ersten Mal reist er jetzt auf den Spuren seiner Kindheit nach Srebrenica, wo serbische Milizen im Juli 1995 mehr als 8000 bosniakische Männer ermordet hatten. Für Kada Hotic, die Danijel am Grab ihres ermordeten Mannes trifft, trägt bis heute die internationale Gemeinschaft eine Hauptschuld an diesem Massaker. Aber war die Bombardierung Serbiens dann die richtige Schlussfolgerung? Das wollen Julia und Sophie von Marie-Luise Beck wissen, einst glühende Friedensaktivistin, die heute ebenso leidenschaftlich eine Verteidigung der Ukraine fordert. Für Danijel, Julia und Sophie wird es schwer, nach dieser Reise die Zeit ihrer Jugend als unbeschwerte Zeit des Friedens in Erinnerung zu behalten.
Das Roadmovie in die Vergangenheit, in eine Geschichte von Krieg und Frieden in Europa entstand in Zusammenarbeit von hr, Radio Bremen und BR unter der Regie von Christian Gropper. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 21.11.2022 Das Erste Deutsche Streaming-Premiere Mo. 14.11.2022 ARD Mediathek Zeugen – Wie der Holocaust ins Fernsehen kam
1981: Zum ersten Mal sprechen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Holocausts im deutschen Fernsehen in der zweiteiligen Dokumentation „Zeugen – Aussagen zum Mord an einem Volk“ – zur besten Sendezeit im Ersten. Erst 36 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Bremer Filmemacher Karl Fruchtmann damit den Gegenentwurf zur US-Dramaserie „Holocaust“ geschaffen. Der Radio Bremen-Film „Zeugen – Wie der Holocaust ins Fernsehen kam“ erzählt die dramatische Entstehungsgeschichte der Dokumentationen. Fruchtmann hat vor 40 Jahren für die ARD die erste Dokumentation gemacht, in der jüdische Opfer zu Wort kamen. Die Geschichte hat ihn, der selbst in Dachau im KZ gesessen hat, nicht losgelassen.
Während es heute kaum noch Menschen gibt, die persönlich von ihren Erfahrungen aus der Zeit des Holocaust erzählen können, gab es Anfang der 1980er noch viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, für die die Ermordung der europäischen Juden noch sehr präsent war. 60 Überlebende der NS-Konzentrationslager hat Karl Fruchtmann in Israel und Polen interviewt, die Bänder liegen im Archiv von Radio Bremen, fast 80 Stunden Interviews, ein historisches Vermächtnis! Nur ein kleiner Teil davon wurde bis jetzt veröffentlicht.
Den Zuschauerinnen und Zuschauern hat Fruchtmann keine Härte erspart. Er setzte auf die nackten Interviews, auf eine filmische Zumutung für das Fernsehpublikum. „Zeugen – Aussagen zum Mord an einem Volk“ nennt er seine zwei verstörenden Dokumentationen. Die Zeugen nennen darin noch nicht einmal ihren Namen. Sparsam sind einige wenige Bilder eingeschnitten aus Auschwitz. Man erfährt keinerlei biografische Details. So fügen sich die Interviews zu einem einzigen Monolog des Grauens. Wer waren die Zeugen, welche Biografien standen hinter den Aussagen? Und wie hat das Kamerateam, zu dem auch die damals erst 18-jährige Tochter Fruchtmanns gehörte, die wochenlangen Interviews über Folter, Demütigung und Ermordung verarbeitet? Dreharbeiten, bei denen immer die Gefahr bestand, dass die Interviewpartner unter der Last der eigenen Erinnerungen zusammenbrechen?
Exemplarisch haben die Autoren Susanne Brahms und Rainer Krause einige Lebensgeschichten der Zeugen über Auschwitz hinaus aufgespürt. Zum Beispiel die von Johanna Engel aus Neuwied, deren Welt schon lange vor Krieg und Holocaust zusammenbrach – als sich ihre Religion plötzlich in ein Schimpfwort verwandelte – „du Jud“, schleuderten ihr die Spielkameradinnen eines Tages entgegen. Oder die des Künstlers Jehuda Bacon, der als Kind glaubte, die deutschen Panzer seien aus Pappe und der im KZ Theresienstadt mit dem Malen anfing, so beeindruckend präzise, dass seine Zeichnungen später als Beweismaterial im Prozess gegen Adolf Eichmann, den Organisator des Holocaust, in Jerusalem genutzt wurden.
Bei der Rekonstruktion der Biografien greift die Radio Bremen-Dokumentation auf bislang unveröffentlichte Interviews zurück und illustriert Ausschnitte aus dem Leben der Zeugen im Graphic Novel-Stil. Auch zum Regisseur Karl Fruchtmann und seinem Leben haben sich die Autoren auf Spurensuche begeben. Warum kam er, der nach der KZ-Inhaftierung 1937 nach Palästina emigrierte, zurück nach Deutschland?
Im Gegensatz zur fiktiven Geschichte der Familie Weiß in der amerikanischen Serie „Holocaust“ von 1979 wollte das deutsche Fernsehpublikum die echten Opfer, die Zeugen des Holocaust, nicht sehen. Es gab wüste Beschimpfungen per Telefon und Brief. Das sei „Holo-Kotze“, wütete ein Anrufer nach der Ausstrahlung der zweiteiligen Dokumentation von Karl Fruchtmann im Ersten. Der Filmemacher Fruchtmann, so erzählt der Radio Bremen-Redakteur Jürgen Breest, hatte genau diese Reaktion erwartet. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 25.01.2021 Das Erste Die Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen – Machtkampf um die Deutsche Einheit
Die Friedliche Revolution hat sie möglich gemacht, die Ausgestaltung der Einheit Deutschlands – aber sie war auch das Ergebnis des schwierigen, politischen Ringens der beiden deutschen Staaten und der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges. Der Film von Ulrich Stein und Gerhard Spoerl zeigt die dramatischen Aspekte der Verhandlungen zum sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag, dessen politische Weichenstellungen bis heute nachwirken. Dem historischen Tag der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 gingen monatelange, diplomatische Gespräche zwischen den beiden deutschen Staaten, der Sowjetunion, den USA, Frankreich und Großbritannien voraus.
Mit Archivaufnahmen, Zeitdokumenten und weitgehend unbekannten Akten des amerikanischen Geheimdienstes CIA blickt die Dokumentation hinter die Kulissen der atemberaubenden Verhandlungen von vor 30 Jahren. Dazu berichten die beteiligten Politiker und Diplomaten aus erster Hand über das Ringen um die Einheit Deutschlands und die damals getroffenen Absprachen: so unter anderen die ehemaligen Außenminister der USA und Frankreichs James Baker und Roland Dumas, die Chefunterhändler Robert Zoellick, Dieter Kastrup, Bertrand Dufourcq und Philip John Weston und die Berater von Präsident Mitterand, Bundeskanzler Kohl und Premierministerin Thatcher.
Aber auch die Mitglieder der letzten DDR-Regierung wie Ministerpräsident Lothar de Maizière, Außenminister Markus Meckel und Thilo Steinbach kommen zu Wort und erzählen von ihren Erfahrungen im Vereinigungsprozess in den letzten Tagen der DDR. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Mo. 07.09.2020 Das Erste Zwischen Luftkampf und Lateinklausur
Die Bomben auf Helgoland haben fast ausschließlich junge Flakhelfer getroffen. Diese bittere Erfahrung habe ich mein ganzes Leben mit mir getragen, erinnert sich Wolfgang Altenburg, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr. Er ist einer von rund 200.000 Oberschülern, die ab 1943 als Flakhelfer der Luftwaffe und Marine für den Endsieg in den Krieg mussten. Direkt von der Schulbank wurden die 15 bis 16 Jahre alten Jungen eingezogen. Sie sollten die Flugabwehr-Soldaten ersetzen, die an der Front dringend gebraucht wurden. Klassenweise marschierten die Schüler in die Flugabwehrstellungen der Luftwaffe und Marine.
Am Ende des Krieges mussten auch junge Frauen und Lehrlinge zur Flak.Der Film von Heinrich Billstein erzählt die Geschichte dieser Generation. Die Dokumentation lässt vor allem die ehemaligen Flakhelfer zu Wort kommen: Männer, die heute die letzten lebenden Teilnehmer des Krieges sind. Sie erzählen von ihren Erlebnissen, ihrem Alltag und den Ängsten im Bombenkrieg. Wie sie neben den Kanonen der deutschen Luftabwehr auch noch Schulunterricht hatten, Klassenarbeiten schrieben und Lateinvokabeln paukten. Über ihren Dienst in den Flakstellungen vor Bremen, ihren Einsatz in Mittel-und Süddeutschland, auf Helgoland und sogar in Auschwitz.Drei komplette Oberschüler-Jahrgänge waren von 1943 bis 1945 als Schülersoldaten im Einsatz.
Die Geschichte der jungen Flakhelfer ist dennoch keine Geschichte einer verlorenen Generation. Denn viele, die heil aus dem Krieg zurückkehrten, holten ihr Abitur nach, oft auf derselben Schulbank, von der aus sie in den Krieg ziehen mussten. Ernüchtert vom Nationalsozialismus, desillusioniert und skeptisch bauten sie fleißig und erfolgreich die Bundesrepublik auf. Und nicht wenige von ihnen haben in führenden Positionen das neue Nachkriegs-Deutschland mitgeprägt. (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mo. 04.07.2016 Das Erste
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