Genuss mit Zukunft Staffel 2, Folge 3: Kochkäse, Hanf und Speierling neu entdeckt
Staffel 2, Folge 3
6. Kochkäse, Hanf und Speierling neu entdeckt
Staffel 2, Folge 3 (30 Min.)
Alte Obst- und Gemüsesorten, handgefertigte Lebensmittel ohne industrielle Zusätze, traditionelle Rezepte, die im Südwesten längst in Vergessenheit geraten sind. Immer mehr Menschen besinnen sich auf das, was in ihrer Region vor ihrer Haustür wächst. Man braucht Mut und es kostet vielleicht mehr Zeit und Geld, konsequent saisonal, regional, nachhaltig und umweltschonend zu produzieren. Doch dieser Weg ist für viele Verbraucher*innen sowie Produzentinnen und Produzenten der einzig richtige in die Zukunft. Die SWR Dokureihe stellt solche Menschen vor und ihre Produkte. Auch in Luxemburg werden die heimischen Möglichkeiten genutzt, um kreativ zu sein und den Geschmack der Region mit neu entdeckten Produkten zu bereichern. Kachkéis, die Luxemburger Variante von Kochkäse, kennen im Großherzogtum wirklich jede und jeder. Kaum gibt es Luxemburger*innen, die nicht damit aufgewachsen sind, ihn entweder mögen oder verabscheuen. Kochkäse verhilft der Luxemburger Comicfigur Superjhemp zu übernatürlichen Kräften, er ist zum inoffiziellen Nationalhelden geworden. Kachkéis ist eine Art Nationalspeise. Traditionell isst man ihn auf dem Brot und schmiert noch Senf darüber – schon ist ein nahrhaftes Frühstück oder Abendessen fertig. Doch kochen kann man damit auch – Anne Faber, Kochbuchautorin und Food-Bloggerin, sowie
Restaurantchef Joël Schaeffer machen es vor. Sie zeigen, dass man Kochkäse noch vielfältiger nutzen kann. Hanf, lat. Cannabis, kennen jede und jeder – und dennoch ist er in Vergessenheit geraten. Cannabis wird wegen des hohen THC-Gehaltes weiblicher Pflanzenteile als psychoaktives Rauschmittel und als Medizin genutzt und ist daher nur schwer zugänglich. Nahezu unbekannt ist, dass Hanf auch eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt ist. Papier, Kleidung, Seile, Segel u. a. werden seit Tausenden von Jahren aus den Hanffasern hergestellt. Die wertvollen Inhaltsstoffe machen die Blüten und Samen zu gesunden Lebensmitteln. Im 19. Jahrhundert wurde Hanf jedoch vor allem in den USA zur Konkurrenz für aufkommende Industrien und dadurch zum Politikum. Der Anbau wurde verboten, auch in Europa – wegen seiner Nutzungsmöglichkeit als Droge. Seit den 1990er Jahren darf in der EU wieder Hanf angebaut werden – als nicht-psychoaktiver Nutzhanf mit einem THC-Gehalt unter 0,2 Prozent. Der Luxemburger Bauer Norbert Eilenbecker hat sich darauf spezialisiert. Er baut auf seinen Feldern Nutzhanf an und stellt daraus gesundheitlich wertvolle Produkte her – aus den Blüten Tee und CBD-Öl, aus den Samen Speiseöl und Körner für Müslis. Ein benachbarter Bierbrauer braut unter Verwendung von Blüten Hanfbier – Hanf ist schließlich ein Verwandter von Hopfen. (Text: SWR)